Der Dom der hessischen Stadt Fulda ist auf der Website zu sehen. Und eine glückliche Familie, bestehend aus Papa, Mama, zwei Kindern sowie Hund. "Freiheit, Wohlstand, Sicherheit", steht daneben, und man ahnt rasch, dass man beim "Bündnis Deutschland" nicht eben im politisch eher linken Spektrum gelandet ist.

Bild nicht mehr verfügbar.

Bündnis Deutschland: Steffen Große (Mitte), mit Walter Münnich, Ellen Walther-Klaus, Niklas Stadelmann und Jonathan Sieber (v.l.n.r.)
Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa / picturedesk.com

Vielmehr möchte die neue deutsche Partei um frustrierte Konservative werben – um jene, die "vernunftorientierte statt ideologische Lösungen für Deutschland wollen". So formuliert es Vorstandsmitglied Jonathan Siebert im Gespräch mit dem STANDARD.

Er war bis vor kurzem CDU-Mitglied und findet die Partei bis heute nicht übel. "Die CDU hat gute Grundsätze, aber sie passt sich immer mehr dem ideologischen Zeitgeist an", sagt Siebert. Beim letzten Parteitag etwa führte sie eine Frauenquote ein. Da reichte es Siebert.

Er ist nicht der Einzige, der aus der CDU kommt. Steffen Große, der neue Vorsitzende des Bündnisses Deutschland, war auch einmal in der CDU, danach Vorsitzender der Freien Wähler in Sachsen, die er nach einem parteiinternen Streit verließ. Er gründete zunächst noch mit Gleichgesinnten die "Bürgerallianz Deutschland", jetzt führt er das neue Bündnis Deutschland.

Neun Monate lang haben rund 50 Männer und Frauen, die früher in der CDU, CSU, SPD, FDP und der AfD waren, die Parteigründung vorbereitet. Am Wochenende fiel der Startschuss in Fulda. "Die Stadt liegt im Zentrum Deutschlands, und wir zeigen damit auch, dass wir regionales Brauchtum unterstützen", erklärt Siebert die Wahl des Ortes.

Ja zur Kernkraft

Nicht nur das soll Wählerinnen und Wähler anlocken, denen die Union zu links und die AfD zu extrem ist. So fordert das Bündnis vieles, was man in Union und AfD auch unterschreibt: Ja zur Kernkraft, Weiterbetrieb von Kohle- und Gaskraftwerken, Senkung der Steuer- und Abgabenlast, Stärkung des Mittelstandes und der Bundeswehr, "Verhinderung unkontrollierter und illegaler Migration".

Gendern wird abgelehnt, die Familie möchte man aufwerten und besser fördern. Derzeit, so die Klage, werde "anderen Lebensmodellen überproportional viel Aufmerksamkeit in der politischen Debatte gewidmet".

Blick auf die CDU

Im Blick hat man vor allem die CDU, wo sich die Konservativen in der langen Ära Merkel oft vernachlässigt fühlten. Viele setzten dann ihre Hoffnungen in den neuen Parteichef Friedrich Merz. Doch auch der vermochte ihre Sehnsüchte nicht zu stillen. Im Gegenteil: Dass Merz sich für die Frauenquote starkmachte, sorgte für Missfallen.

Dass die neue Partei mit keinem einzigen bekannten Namen oder Gesicht aufwarten kann, stört Vorstandsmitglied Siebert nicht: "Prominenz allein bringt wenig, wir sind keine One-Man-Show."

Jetzt soll erst einmal die Zahl der Parteimitglieder wachsen. Man will allerdings nicht jede/n. Auch inhaltlich teilt das Bündnis Deutschland einige AfD-Positionen nicht: Die neue Partei lehnt den "Dexit", also den Ausstieg Deutschlands aus der EU, ab und befürwortet Waffen für die Ukraine.

Für Personen, die dem (formal aufgelösten) rechtsextremen "Flügel" rund um AfD-Mann Björn Höcke nahestehen, soll es keine Mitgliedschaft geben. Zudem kritisiert das Bündnis den radikalen Ton in der AfD, Ausdrücke wie "Kopftuchmädchen" will man nicht verwenden.

Eine Maßnahme könnte sogar den Grünen gefallen: Für jedes neue Mitglied will die neue Partei einen Baum pflanzen. (Birgit Baumann aus Berlin, 25.11.2022)