Carmen Possnig absolviert ein Ph.D.-Studium an der Universität Innsbruck im Bereich Weltraummedizin.
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Ein Jahr in völliger Isolation, in Kälte und Eis bei monatelanger Finsternis und niedrigem Sauerstoffgehalt – für die meisten Menschen klingt das wohl nach einer ziemlichen Horrorvorstellung. Für die Medizinerin Carmen Possnig ist damit vor fünf Jahren ein Wissenschaftstraum in Erfüllung gegangen: Sie verbrachte ein Jahr auf der Südpolstation Concordia und führte dort wichtige Experimente für die Europäische Weltraumorganisation Esa durch.

Es geht aber noch extremer. Wie am Mittwoch bekannt wurde, wird die 34-Jährige in das Astronautenteam der Esa aufgenommen. Die gebürtige Kärntnerin hat damit die Chance, als erste Österreicherin ins All zu reisen. Der bislang einzige Allaufenthalt eines Österreichers fand 1991 statt, als Franz Viehböck zur damals sowjetischen, später russischen Raumstation Mir flog.

22.500 Bewerbungen

Possnig hat sich in einem aufwendigen Bewerbungsverfahren gegen mehr als 22.500 Anwärterinnen und Anwärter durchgesetzt und sich ihren Platz in der 17-köpfigen Esa-Astronautenklasse 2022 gesichert. Es sei "einfach auch Glück" dabei, kommentierte Possnig, die derzeit ein Ph.D.-Studium an der Uni Innsbruck im Bereich Weltraummedizin absolviert, ihre herausragende Leistung bescheiden.

Ein Weltraumflug ist für Possnig allerdings noch nicht fix. Neben den fünf hauptberuflichen "Karriereastronauten" gehört Possnig dem Team der Reserveastronauten an. Diese erhalten zwar Trainings und werden jährlichen Checks unterzogen, gehen aber ihren bisherigen Berufen nach – und kommen bei Ausfällen zum Zug.

Possnig ist angesichts der zunehmenden Weltraumaktivitäten jedenfalls hoffnungsvoll: "Es ist durchaus möglich, dass es mehr Flüge geben wird. Daher bin ich sehr positiv eingestellt."

Auf der Suche nach Abenteuern

Schon als Kind war Possnig von den Reisen von Alexander von Humboldt oder Roald Amundsen begeistert. Nach ihrem Jahr am Südpol legte sie auch ihre eigene Abenteuergeschichte vor, die 2020 unter dem Titel "Südlich vom Ende der Welt" erschienen ist.

Darin beschreibt sie auch auf sehr persönliche Weise, wie frühere Entdecker, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, die weißen Flecken auf der Landkarte zu erforschen, seit jeher eine Inspiration für sie waren – und eine große Motivation in der entbehrungsreichen Zeit in der Antarktis. Das neue Unbekannte ist für Possnig nun der Weltraum: "Da kann noch so viel erforscht werden und so viel Positives für das Leben auf der Erde erbracht werden." (Tanja Traxler, 25.11.2022)