Bei Gregor Auenhammers Buchtipp ist Eigeninitiative gefragt.

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Normalerweise gibt es in Büchern Texte zum Lesen; Geschichten, Gedichte, spannende, interessante, aufregende, erregende, erotische, erratische, Lyrik, Poesie – hin und wieder auch Rezepte – für das Leben, wider die Langeweile, gegen psychische Schäden, wider moralische Verkommenheit, für moralische Verkommenheit, Worte der Versuchung.

Wohltuend anders

Theresa Baumgärtner, "Dezember Journal". € 25,– / 192 Seiten. Christian-Brandstätter-Verlag, 2022.
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Oft bieten Bücher auch Kulinarisches, Harmonisches, mitunter durch Fotos, Bilder, Gemälde, Zeichnungen, Skizzen illustriert. Es gibt opulente Bildbände zum Schmökern, Lernen, Kennenlernen. In Theresa Baumgärtners neuem Buch, bewusst schlicht apostrophiert als Dezember Journal, ist alles anders. Wohltuend anders. Nicht dass die in feines, der Jahreszeitentradition gemäß, in rotes Leinen gefasste Fibel ohne Buchstaben auskäme, ohne Worte oder Illustrationen; nö, das nicht.

Aber ihr 31 Tage umfassender Monatsplaner ruft auf, regt an, selbst Geschichten zu erzählen, Zeichnungen anzufertigen, festliche Dekorationen zu ersinnen und zu dokumentieren, Rezepte für Kekse, Getränke oder Weihnachtsmenüs niederzuschreiben, um all das weiterzugeben, all das fortzutragen, für einen selbst, für Familie, Freunde, die Nachwelt.

Stressigste Zeit des Jahres

Die Benennung des letzten Monats im Jahreskalender als "stillste Zeit des Jahres" ist meistens nur blanker Hohn. Stressige Termine und Besorgungen zerstören das angestrebte Ideal innerer Harmonie des Advents. Baumgärtners Journal ist beseelt von der Idee, die Umsetzung der üblichen Usancen unserer oberflächlichen, schnelllebigen, kapitalistischen, dem Utilitarismus geopferten, sonst zum lächerlichen Stichwort verkommenden Entschleunigung zu ermöglichen.

Ein paar Gedichte, Notate, Inspirationen sind schon vorhanden, als Anregung, eine Handvoll Kipferln als Appetizer ist schon eingestreut; nicht alles muss man selbst machen. Aber schön wäre, so wahrscheinlich der Gedanke der Autorin, wenn jedes Buch, befüllt mit persönlichen, handschriftlichen Notizen, zum Unikat wird. Denn fest steht: Gott sei Dank kehren Weihnachten und Silvester, im Dezember, "alle Jahre wieder". (Gregor Auenhammer, 12.12.2022)