Auch neue Fernseher gibt es am Black Friday billiger ... aber mit Full HD statt 4K? Ernsthaft?

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Den Black Friday am 25. November kann man nur schwer übersehen, gefühlt im Sekundentakt werden Menschen per Newsletter, Bannerwerbung und Pop-up-Nachricht mit Werbung bombardiert. Der Reiz zum Geldausgeben ist für viele Konsumenten groß, andere Menschen hingegen boykottieren den Shoppingevent bewusst. Im "Pro & Kontra" stehen sich diese beiden Seiten gegenüber.

Pro

von Stefan Mey

Eine Frage, die mir in Gamerkreisen immer wieder gestellt wird, ist: Hast du schon "Disco Elysium" gespielt? Nein, habe ich nicht, und es ist mir äußerst peinlich – aber zum Glück ist ja Black Friday, und da ist auch dieses Spiel reduziert. Also flugs ab damit in den Warenkorb, für später irgendwann einmal.

Ich gestehe es offen: Wenn Produkte preislich reduziert sind, gebe ich Geld aus, und der geschickt in der Vorweihnachtszeit platzierte Black Friday verführt mich ganz besonders. Freilich, die Marktschreierei kann nerven, wenn man mit Bannerwerbung und Newslettern überhäuft wird – in den frühen Morgenstunden wagte es sogar meine smarte Glühbirne, mich per Push-Meldung zum Kauf weiterer Smart-Home-Produkte zu verführen.

Doch blendet man diese virtuelle Neonwerbung aus und geht nüchtern an die Sache heran, so kann man von derartigen Tagen profitieren. Indem man sich nämlich eine Liste von wirklich benötigten Dingen macht und diese gezielt einkauft. Das sind bei mir jedes Jahr Gutscheine für Abos und Services, die ich auf jeden Fall in den kommenden Monaten einlösen werde. Punktuell sind es zum Beispiel auch Haushaltsgeräte, die entweder komplett neu angeschafft werden oder alte ersetzen müssen, weil diese das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben.

Und, ja, natürlich locken in diesem Kontext die "Andere Kunden kauften auch"-Angebote zum Erwerb von Dingen, die ich ursprünglich nicht auf dem Radar hatte. Aber erstens taugen manche dieser Dinge wenige Wochen später als Weihnachtsgeschenke für Menschen, die sich "dieses Jahr nichts wünschen". Und zweitens ist das Leben lang, und so manches Produkt kann man ja für später aufheben. In dem Sinne schwöre ich hiermit feierlich: Irgendwann spiele ich die vor ein paar Jahren im Sale erworbene "Tomb Raider"-Collection von Anfang bis Ende durch. Spätestens dann in der Pension. (Stefan Mey, 25.11.2022)

Kontra

von Alexander Amon

"Nur noch bis Mitternacht", "Tolle Angebote", "Großartige Fashion-Deals" – wenn es nach den Websites geht, die gefühlt vier Wochen lang den Black Friday propagieren, dann sollte ich eigentlich nur an diesem Tag einkaufen und die anderen 364 Tage mein Geld lieber sparen. Aber selten gibt es die Dinge im Angebot, die ich haben will, und zudem stört mich dieses hektische Drängen an diesen Tagen. "Nur noch 18 Stunden", warnt mich eine Anzeige, und auch das während des Jahres immer wieder rot markierte "Nur noch vier Stück lagernd" nervt mich mittlerweile. Deshalb schnell, schnell bei einer neuen Website anmelden und in der Hitze des Gefechts auch allen Cookies und drei Newslettern zustimmen – nein, danke.

Meist sind es Laptops mit Spezifikationen aus der Leistungshölle, Videospiele, die ich sowieso nicht spielen wollte, oder Dinge, über die man 364 Tage drüberscrollt. Irgendwie habe ich das Gefühl, diese Black Weeks, Cyber Mondays und Green Fridays sind wie Prospekte von Supermärkten, wie sie wöchentlich in meinen Briefkasten gestopft werden. Unternehmen locken mit Angeboten, meist Alkohol oder ungesunden Naschsachen, die ich eigentlich nicht brauche, aber eventuell kaufe, eben weil sie im Angebot sind. Nebenbei shoppe ich dann noch jene Dinge, an denen ich aus überlebenstechnischen Gründen nicht vorbeikomme. Butter, Brot, Gemüse.

Dieses Gemüse ist im Falle der Black-Friday-Bewegung jenes Zeug, an das mich das Durchstöbern der Websites erinnert. Ach ja, ich wollte ja das Steamdeck kaufen, weil meine Spielesammlung mobil zu nutzen doch eine ganz tolle Idee ist. Und diese Wandhalterung für das TV-Gerät ist auch schon längst überfällig, seit der immer größer werdende Sohn gerne einmal auf den Bildschirm tatscht. All das ist natürlich nicht im Angebot – und wirklich brauchen tue ich es am Ende auch nicht.

Deshalb darf man ruhig stolz drauf sein, wenn man dieser Konsumgeilheit ausnahmsweise nicht verfällt, weil man weniger braucht als andere. In Zeiten wie diesen ist das gar nicht so verkehrt. Und wenn es dann wirklich etwas Neues sein muss, etwa weil das alte Smartphone explodiert ist, dann kann man sich auf Websites mit bewusst nachhaltig gestalteten Produkten zumindest nach einer umweltschonenden Lösung umsehen. (Alexander Amon, 25.11.2022)