Lego in der Pfanne gab es zum Glück nur für das Foto!

Foto: www.corn.at Heribert CORN

Der Fünfjährige ist begeistert. Erst wirft er drei übereinander geklebte Gummibärchen ins heiße Wasser. "Jetzt muss aber Salz drauf!", quietscht er. Dazu Tomatensauce, Himbeersirup und exakt– es wurde akribisch abgezählt! – 33 Nudeln. Zum Schluss: ein Topping aus geriebenen Schokoriegeln. Das Kind jubelt. Ich nicht. Das ist nämlich unser Abendessen.

In der kindlichen Entwicklung gibt es eine Phase, die von Pädagogen und Pädagoginnen als "neophob" bezeichnet wird. In neophobem Zustand lehnen Kinder alles ab, was sie nicht kennen, das Neue. Mit fünf Jahren befindet sich mein Sohn in neophober Hochphase.

Egal, was ich auf den Tisch stelle: angewiderter Blick. Der Teller wird von sich weggeschoben. Manchmal beginnt er sogar zu weinen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bin nicht Paul Bocuse, aber ganz so schlimm sind meine Kochkünste nun auch wieder nicht. Noch vor einiger Zeit hat ihm sogar vieles geschmeckt, Curry, Reis mit Gemüse. Sogar Speisen mit Saucen. Jetzt setzt es ein Drama, wenn auch nur ein Tropfen seine nackten Nudeln berührt. Er verhält sich dann ungefähr so wie Dr. Banner, wenn er zum Hulk mutiert, nur extremer. Sie geben mir recht, wenn ich sage: Das kann – bei aller Liebe – nerven?

Die Koch-Esser-Umkehr

Und weil das "Phase, es ist nur eine Phase"-Mantra irgendwann ein wenig ausgemantrat ist, beschloss ich, den Spieß einfach einmal umzudrehen. Mein Essen passt nicht? – "Na gut, dann kochst halt du!" Sieben Tage lang darf mein Sohn entscheiden, was in unserer Familie abends auf den Tisch kommt. Womit wir bei der Gummibärchen-Pasta wären. Tag eins – und ich beginne, unser Experiment bereits zu verfluchen. Denn der Deal ist: Wir müssen all das wirklich essen, verweigern ist nicht. Ich unterdrücke den Impuls, angewidert zu schauen, den Teller von mir wegzuschieben und vielleicht ein wenig zu wein... Sie ahnen, wie es weitergeht. "Wir werden das bitter bereuen", murmelt mein Freund. Unser Sohn isst drei Löffel. Dann verlangt er ein Butterbrot.

Aber: Auf jedes Tief folgt auch ein Hoch, das versprechen zumindest der 100-jährige Bauernkalender oder Instagram, so genau weiß man das nicht mehr. Die süße Pasta-Pappe war jedenfalls der absolute Low Point im Wochenmenüplan unseres Fünfjährigen. Ab dann: gar nicht mal so übel. Okay, Fischstäbchen, Saurier aus Pizzateig und Ofenkartoffeln klicken zwar nicht alle Boxen der Ernährungspyramide – aber sie sind zumindest genießbar. Und mit handverlesenen drei Gurkenscheiben oder vier Paprikaschnitzern und – Grande Finale! – einem Karfiol lagen sogar ein paar Vitamine auf dem Teller.

Auf sieben Tage Experiment folgt eine Erkenntnis: Essen muss keine Konfliktzone sein. Manchmal geht es, wie in vielen anderen Lebensbereichen mit Kindern, zu weiten Teilen um Selbstbestimmung. Von ihm selbst genehmigt, durfte sogar etwas Sugo die Spirelli-Nudeln berühren. Freilich gut versteckt unter einem Kilo Käse. (Nadja Kupsa, 26.11.2022)


Alle Rezepte zum Nachkochen

MONTAG: Gummibärli-Pasta

Zutaten

  • Spaghetti
  • 3 Gummibärli
  • Himbeersirup
  • Tomatensauce
  • Salz
  • Kinder Country

Zubereitung: Gekochte Nudeln mit allen anderen Zutaten vermischen. Dann mit der Käsereibe Kindercountry darüberreiben. Bon appétit!

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DIENSTAG: Fischstäbchen

Zutaten:

  • Fischstäbchen
  • Gurke

Zubereitung: Exakt fünf Fischstäbchen in Öl frittieren. Mit exakt drei Scheiben Gurken garnieren. Fisch vor dem Essen nicht auskühlen lassen und sich den Mund verbrennen. Vor allem: auf keinen Fall mit Besteck essen.

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MITTWOCH: Rosmarin-Erdäpfel

Zutaten:

  • Erdäpfel
  • Rosmarin
  • Olivenöl
  • Salz
  • Paprika rot

Zubereitung: Erdäpfel in gleichmäßige (rezeptentscheidend!) Spalten schnitzen. Salzen und für 20 Minuten bei 240 Grad in den Ofen. Dazu Paprika als "Salat".

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DONNERSTAG: Parmesan-Nudeln

Zutaten:

  • Spirelli-Nudeln
  • Viel Salz
  • Tomatensauce
  • Parmesan

Zubereitung: Nudeln im versalzenen Wasser kochen, bis sie richtig gatschig sind. Danach ein Klecks Tomatensauce drauf, gefolgt von einer drei Zentimenter dicken Schicht Parmesan.

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FREITAG: Dino-Pizza

Zutaten:

  • Fertiger Pizzateig
  • Tomatensauce
  • Käse
  • Mais

Zubereitung: Mit Keksformen aus dem Teig Dinos ausstechen. Auf das Backblech legen, mit Tomatensauce bestreichen, Käse und Mais drauf. Bestes Abendessen!

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SAMSTAG: Wassersuppe

Zutaten:

  • Huhn
  • Suppengemüse
  • Muschelnudeln
  • Schnittlauch
  • Salz

Zubereitung: Das Huhn eine halbe Stunde kochen, danach Suppengemüse und Gewürze hinzufügen. Eine weitere halbe Stunde kochen. Muschelnudeln dazu – aber echt kein Fleisch!

SAMSTAG:
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SONNTAG: Karfiol mit Brösel

Zutaten:

  • Karfiol
  • Semmelbrösel
  • Butter
  • Salz

Zubereitung: Karfiol vordünsten, dann gut salzen und für 30 Minuten bei 240 Grad in den Ofen. Semmelbrösel in Butter bräunen, über den Karfiol streuen. Dreimal Brösel nachholen.

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