Der Erdrutsch verwüstete auch Straßen und die Fahrzeuge darauf.

Foto: REUTERS/Ciro de Luca

Die Gemeinde Casamicciola auf der Insel Ischia zeigt schwere Schäden nach dem Erdrutsch.

Foto: EPA/ANSA

Rettungskräfte helfen einer verletzten Person.

Foto: Carabinieri/Handout via REUTERS

Rom/Neapel – Nach heftigen Niederschlägen hat ein Erdrutsch einen Teil der Insel Ischia vor Neapel verwüstet. Die Behörden im nördlichen Küstenort Casamicciola suchten nach mindestens zwölf Leuten im Schlamm. Eine osteuropäische Frau, die auf der Insel lebte, wurde tot geborgen. Berichte über mindestens acht Tote wurde von den Behörden vorerst nicht bestätigt. Die Suche gestaltete sich wegen des schlechten Wetters und der verschütteten Straßen äußerst schwierig.

Die Suche gestaltete sich wegen des schlechten Wetters und der verschütteten Straßen äußerst schwierig und wurde am Abend im Scheinwerferlicht fortgesetzt. Die Regierung von Giorgia Meloni entsendete Soldaten auf die Insel zur Unterstützung der Rettungseinheiten. Das Marineschiff San Giorgio mit einem Hubschrauber an Bord war in Richtung Ischia unterwegs, um im Bedarfsfall Menschen oder Verletzte aufzunehmen. Die Regierungschefin dankte den Rettungskräften für ihren Einsatz. Sie stehe in Kontakt mit den Behörden am Einsatzort, teilte ihr Büro mit.

"Es gibt einige Schwierigkeiten bei den Rettungsarbeiten, weil die Wetterbedingungen immer noch schlecht sind", sagte der italienische Innenminister Matteo Piantedosi. Zuvor hatte Infrastrukturminister Matteo Salvini erklärt, acht Menschen seien bei dem Erdrutsch ums Leben gekommen.

100 Menschen in ihren Häusern isoliert

Ein 60-jähriger Mann konnte aus dem Geröll gerettet werden und wurde mit schweren Verletzungen ins Spital eingeliefert. Ein Ehepaar mit einem Neugeborenen, nach dem gesucht worden war, wurde lebend gefunden. Zwei Personen konnten lebend aus ihrem Auto geborgen werden. Mehrere Familien waren noch isoliert, die Behörden berichteten von Dutzenden eingestürzten Gebäuden. Unzählige geparkte Autos und Kleinbusse wurden ins offene Meer gerissen. Auch im Meer wird nach Vermissten gesucht.

200 Personen mussten aus Sicherheitsgründen ihre Häuser verlassen. Hoteliers und Restaurantbetreiber boten an, den evakuierten Menschen Unterkunft und Verpflegung zu sichern. Schulen und Turnhallen sollen die Obdachlosen beherbergen.

Der Hafen der wegen seiner Thermalbäder bekannten Insel war vorerst gesperrt. Über 100 Menschen seien in ihren Häusern ohne Strom und Wasser isoliert, berichteten die Behörden. Der Verkehr war auf vielen Straßen der Insel blockiert, und die Rettungskräfte hatten Mühe, in die am stärksten von den Überschwemmungen betroffenen Gebiete zu gelangen. Da einige Häuser nur über schmale Straßen zu erreichen sind, konnten die Rettungskräfte noch nicht alle Gebäude kontrollieren und das tatsächliche Ausmaß der Schäden feststellen. Mehrere Personen saßen in einem Hotel ohne Strom fest.

Bürgermeister spricht von Tragödie

Die Bevölkerung wurde von den Behörden gebeten, ihre Häuser nicht zu verlassen, um die Rettungsarbeiten nicht zu behindern. Feuerwehrleute und Rettungseinheiten wurden aus Neapel entsendet, um die Straßen frei zu machen. Der Bürgermeister von Ischia, Enzo Ferrandino, sprach von einer Tragödie und bat um Hilfe.

"Ich versuche ununterbrochen, einige als vermisst gemeldete Personen anzurufen, aber leider habe ich bisher noch keine Antwort erhalten", berichtete Gino Ballirano, Pfarrer der Kirche Santa Maria Maddalena in Casamicciola. Die Diözese Ischia mobilisierte die Caritas für erste Hilfe. Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni dankte den Rettungskräften für ihren Einsatz, wie ihr Amtssitz in Rom mitteilte. Sie stehe in Kontakt mit den Behörden am Einsatzort. Die am Samstagabend geplante Saisoneröffnung des Theaters San Carlo in Neapel mit der Oper "Don Carlo" wurde als Zeichen der Trauer für die Erdrutschtragödie auf Ischia verschoben.

13 Tote bei Unwettern im September

Ischia ist die größte Insel des Golfs von Neapel, zu dem auch Capri und Procida gehören. Die 46 Quadratkilometer große Insel vulkanischen Ursprungs zählt 62.000 Einwohner und ist in sechs Gemeinden aufgeteilt. Aus dem Inneren der Insel entweicht Schwefel-Dampf, der speziell bei Atemwegserkrankungen helfen soll. Zahlreiche Hotelanlagen bieten ihre eigenen Thermalschwimmbecken an.

Italien wird immer häufiger von schweren Erdrutschen getroffen. Bei Unwettern in der Adria-Region Marken waren im September 13 Menschen ums Leben gekommen. Seit Freitag herrscht Unwetter-Alarm in Süditalien. In Venedig wurde Hochwasser gemeldet, die Lagunenstadt wird von einem System von Dammbarrieren vor den Fluten geschützt. (APA, 26.11.2022)