In Köln wurde Anfang November für die Freilassung Salehis demonstriert.

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Teheran – Im Iran hat ein Prozess gegen den prominenten Musiker Toomaj Salehi begonnen, der während der bis heute dauernden Proteste im vergangenen Monat verhaftet wurde. Die Verhandlung in der Millionenstadt Isfahan solle hinter verschlossenen Türen geführt werden, hieß es am Samstag auf dem Telegram-Kanal des Rappers. Salehi werden gemäß islamischer Rechtsauffassung "Krieg gegen Gott" und "Korruption auf Erden" vorgeworfen. Beide Vorwürfe können ein Todesurteil nach sich ziehen.

Familie wirft Behörden Folter vor

Von offizieller Seite gab es zunächst keine Bestätigung für den Beginn des Prozesses. Der Rapper war vor rund vier Wochen festgenommen worden. Zuvor hatte er sich mit der Protestbewegung solidarisiert und die politische Führung kritisiert. Staatsmedien veröffentlichten dann ein Video, das den Rapper mit verbundenen Augen zeigen soll. Der gezeigte Mann entschuldigt sich darin für seine Worte. Familienangehörige werfen den Behörden vor, Salehi im Gefängnis gefoltert zu haben.

Seit mehr als zwei Monaten demonstrieren Zehntausende gegen den autoritären Regierungsstil und die Islamische Republik. Auslöser war der Tod der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini. Sie starb am 16. September im Polizeigewahrsam. Zuvor war sie von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll.

Prominenter Blogger Ronaghi im Iran auf Kaution freigelassen

Der prominente iranische Blogger Hossein Ronaghi ist auf Kaution aus der Haft entlassen worden. Wie die iranische Nachrichtenagentur ISNA am Samstag berichtete, wurde die Freilassung von der Justiz mit dem Sieg der iranischen Fußballnationalelf gegen Wales bei der Fußball-WM in Katar begründet. Seit Wochen stieg die Sorge um Ronaghis Gesundheit, der sich seit mehr als einem Monat im Hungerstreik befindet.

Dieses vom Medienzentrum der iranischen Justiz zur Verfügung gestellte Handout-Foto zeigt den Blogger und Menschenrechtsaktivisten Ronaghi bei einem Treffen mit seiner Mutter in einem Krankenhaus in Teheran am 14. November.
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Erst vor kurzem wurde der bekannte Aktivist in einem Krankenhaus behandelt, nachdem sich sein Zustand verschlechtert hatte. Der 37-Jährige zählt zu den bekanntesten Menschenrechtlern im Iran. Kurz nach Ausbruch der landesweiten Proteste im September war Ronaghi während eines TV-Interviews von Sicherheitskräften überrascht worden. Nach seiner Flucht stellte er sich den Behörden wenige Tage später und wurde gewaltsam festgenommen. Ronaghis Familie wirft dem Sicherheitsapparat vor, den Mann im berüchtigten Ewin-Gefängnis gefoltert und ihm beide Beine gebrochen zu haben.

Auslöser der landesweiten Proteste war der Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Sie starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war. Immer wieder war die Staatsmacht auch gegen bekannte Aktivisten und Prominente vorgegangen, die sich solidarisch mit den Protesten zeigten. Rund 18.000 Demonstranten wurden nach Einschätzung von Menschenrechtlerin bereits verhaftet. (APA, 26.11.2022)