Ticket gekauft, nun muss doch ein Taxi bestellt werden – und die Wartezeit darauf kann man sich auch spielerisch vertreiben.

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Der Streik bei der ÖBB sorgt für Zugausfälle, Betroffene müssen sich nach Alternativen umsehen. Was also tun, um sich die Wartezeit auf das Taxi zu verkürzen und gleichzeitig die Nerven zu entspannen? Keine Frage: Nun schlägt die Stunde des Mobile Gaming.

Das Spielen auf dem Smartphone ist für die Branche eine regelrechte Goldgrube. Laut Statista werden Handygames im Jahr 2022 einen weltweiten Umsatz von 136,4 Milliarden Euro erwirtschaften. Zum Vergleich: Die Musikindustrie setzte 2021 weltweit rund 25 Milliarden Euro um. In Österreich spielen laut dem Branchenverband ÖVUS rund 3,3 Millionen Menschen Handyspiele, während nur zwei Millionen Menschen auf dem PC zocken. Dementsprechend hieß es von Microsoft zuletzt, dass man den Gaming-Konzern Activision Blizzard gar nicht wegen des Blockbuster-Frachises "Call of Duty" übernehmen wolle, sondern dass das Handygame "Candy Crush" im Mittelpunkt des Interesses steht.

Doch es muss nicht immer "Candy Crush" oder "Farmville" sein. Es gibt auch abwechslungsreichere und tiefergehende Mobile Games, mit denen man sich die Warte- und später auch die Fahrzeit im Zug vertreiben kann.

Die "Ski Challenge" ist zurück

In diesem Sinne sei gleich zu Beginn ein Klassiker erwähnt, der österreichischer nicht sein könnte und nun ein Comeback feiert: Die "Ski Challenge", das vor allem in den frühen 2000er-Jahren beliebte Gratis-Onlinegame, kehrte zuletzt auf die Bildschirme von iPhones und Android-Smartphones zurück.

Entwickelt von der Novomatic-Tochter Greentube, kann man sich hier auf zahlreichen Strecken mit anderen Spielerinnen und Spielern messen. Das Spiel ist niederschwellig und eignet sich somit gut für alle, die nur ein paar Minuten Zeit investieren wollen.

Ein anderes kurzweiliges und im Test des STANDARD zuletzt mit dem Prädikat "Unterhaltsam" ausgezeichnetes Spiel ist das auf PC und Smartphone gleichermaßen verfügbare "Marvel Snap". In dem digitalen Sammelkartenspiel treten verschiedene Marvel-Charaktere gegeneinander an.

"Diablo Immortal": Vorsicht vor der Abzocke!

Mehr Tiefgang und somit mehr Anspruch an das Zeitkontingent der Spielerinnen und Spieler findet man hingegen bei diversen Rollenspielen und Adventures, die sich auch auf mobilen Geräten spielen lassen. Hier wird oft eine ausführliche Story geboten, in die man entsprechend viel Zeit und Energie stecken muss.

Erwähnt sei an dieser Stelle auch der "Elephant in the Room" – also jenes Handygame, das im Sommer für viel Aufregung sorgte: "Diablo Immortal". Der Handyableger der beliebten PC-Rollenspielserie zog den Hass der Community auf sich, da Spielerinnen und Spieler mit Glückssspielmechaniken immer wieder zum Geldausgeben innerhalb des Spiels verleitet wurden.

In dieser Folge der Videoreihe "Wir spielen" wird ausführlich über "Diablo Immortal" geschimpft.
DER STANDARD

"Diablo Immortal" kann somit an dieser Stelle exemplarische für alle Spiele gelten, die ein ähnliches Monetarisierungskonzept verfolgen: Wer nicht anfällig für derartige Mechanismen ist, der kann das Spiel installieren und ein paar Stunden ausprobieren. Wer jedoch zu suchtartigem Verhalten neigt, sollte die Finger davon lassen.

Adventures und Rollenspiele

Empfehlenswerter sind da schon Spiele, die man sich einmal kauft und für die man anschließend kein Geld mehr ausgeben muss. Eines davon ist "Thimbleweed Park": ein Adventure, das von "Monkey Island"-Erfinder Ron Gilbert in die mobile Welt gesetzt wurde und ähnlich gespielt wird wie die Point-and-Click-Adventures der 1990er-Jahre.

Ron Gilbert

Ein anderes Highlight der mobilen Gaming-Welt ist das im Gaming-Abo Apple Arcade enthaltene "Fantasian". Die Story und das Gameplay dieses Spiels sind zwar generisch, im Gegenzug überzeugt "Fantasian" aber vor allem durch seine Grafik: Hier wurden Dioramen von Hand aufgebaut, abfotografiert und anschließend die Spielfiguren hineinanimiert. Ein Fest für die Sinne, das vom tristen Winterwetter ablenkt.

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Ebenfalls in Apple Arcade enthalten und bei Google Play gegen eine einmalige Zahlung verfügbar ist ein anderer grafisch unorthodoxer mobiler Zeitvertreib: die "Pocket Edition" des Survival-Games "Don't starve", in dem man eine Welt erkundet, Rohstoffe sammelt, nachts ein wärmendes Lagerfeuer entfacht und sich Essen kocht, um – nomen est omen – nicht zu verhungern.

Klei Entertainment

Spiele im Abo – zum Beispiel Netflix

Was uns auch gleich zu einem anderen Thema des gehobenen Gaming-Erlebnisses auf dem Smartphone bringt: Abos. Denn Dienste wie Geforce Now oder Game Pass Ultimate ermöglichen es, gegen eine monatliche Gebühr auf einen breiten Fundus an Spielen zuzugreifen und diese Games über Cloud Services auch auf das Smartphone zu streamen.

Was dabei oft vergessen wird: Auch Netflix bietet ein derartiges Abo an. Und hier liegt der Fokus explizit auf Handyspielen, die auf dem Gerät installiert und somit nicht mehr von Servern gestreamt werden müssen – was praktisch ist, wenn das WLAN am ÖBB-Bahnhof zu langsam ist.

Netflix

Die Spiele findet man, indem man entweder auf dem Hauptbildschirm der App nach unten scrollt oder im Suchfeld nach "Games" sucht. Anschließend können die Spiele installiert und gespielt werden. Eine Sammlung der besten bei Netflix integrierten Mobile Games hat der STANDARD unter diesem Link zusammengestellt, besonders empfehlenswert ist unter anderem das Strategiespiel "Into the Breach".

"Fortnite" auf dem iPhone

Weniger geeignet für die aktuelle Situation sind wie erwähnt Clouddienste wie Geforce Now oder der Game Pass Ultimate – wiewohl diese durchaus empfehlenswert sind, wenn ein starkes WLAN zur Verfügung steht, bieten sie doch einen Zugriff auf diverse qualitativ hochwertige Spiele, die man sonst nur auf dem PC oder der Konsole spielen könnte.

Nur eine Sache sei bezüglich dieser Services an dieser Stelle nochmals erwähnt: Sie sind der Grund dafür, dass auch iPhone-User trotz aller Rechtsstreitigkeiten unterwegs "Fortnite" spielen können – indem das vor allem bei Jugendlichen beliebte Spiel gestreamt wird, anstatt über den App Store angeboten zu werden. (Stefan Mey, 28.11.2022)