Die ÖBB gehören zu den pünktlichsten Bahnen Europas.

Foto: Swiss Travel System AG/Tobias Ryser

Um die fahrplanmäßige Abfahrt ihrer Züge müssen sich Passagiere heute, Montag, keine Sorgen machen: Sie fahren nämlich gar nicht. Aber Streik hin oder her – die ÖBB gehört zu den pünktlichsten Bahnen in Europa. Darauf ist man bei der österreichischen Staatsbahn auch mächtig stolz. Zahlen aus dem vergangenen Jahr sollen das unterstreichen: Die ÖBB gehörte 2021 mit rund 97 Prozent Pünktlichkeit zu den pünktlichsten Bahnen Europas. Ein Bild, das sich auch in den Jahren davor zeigte: 2018 kamen rund 96 Prozent der österreichischen Reisezüge pünktlich an. 96,3 Prozent der Personenzüge waren 2015 pünktlich. Im Nahverkehrsbereich waren es gar 96,8 Prozent gewesen, 2011 96,6 Prozent aller Züge. Auf einer Website informiert die ÖBB monatlich über die aktuellen Pünktlichkeitswerte, auf Wunsch auch für einzelne Bundesländer.

Das kommt bei einem Großteil der Kundinnen und Kunden der ÖBB, 260 Millionen Fahrgäste waren es vergangenes Jahr, gut an: Fast drei Viertel der Fahrgäste seien mit Pünktlichkeit der Bahn zufrieden. Das hat der aktuellste Bahntest des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) ergeben.

Unterschiedliche Messungen

Ab wann gilt ein Zug in Österreich als pünktlich? Die Pünktlichkeit wird auf allen planmäßigen Haltepunkten gemessen, also genau dort, wo der Kunde die Pünktlichkeit wahrnimmt, heißt es dazu vonseiten der Bundeshahn. Es werden sämtliche Züge auf der jeweiligen Strecke gemessen. Die Messmethode ist seit Jahren unverändert, das bedeutet, die Pünktlichkeitswerte wurden in den letzten Jahren und werden nach wie vor mit derselben Methode ermittelt. Die statistische Grundlage hierfür bilden die Ankünfte aller Züge in allen Verkehrsstationen. Pünktlichkeit wird als Schwellenwert definiert, der im Fall der ÖBB-Infrastruktur fünf Minuten und 29 Sekunden nicht übersteigen darf. Ausgefallene Züge scheinen in der Bewertung nicht auf, auch nicht Züge, die im Schienenersatzverkehr geführt wurden. Es ist also davon auszugehen, dass die Verwerfungen durch den Streik am Montag nicht in der Statistik aufscheinen werden.

Wie schaut's bei unseren Nachbarn aus? Die Schweiz ist das Bahnland schlechthin und nicht weniger Stolz auf ihre pünktlichen Züge. Kein Wunder, dass es die Eidgenossinnen und -genossen damit schon etwas genauer nehmen: Für die SBB stünden die Zugspünktlichkeit und die Anschlusspünktlichkeit im Zentrum, heißt es bei den Schweizer Nachbarn. Die Zugspünktlichkeit misst den prozentualen Anteil aller pünktlichen Züge. Ein Zug gilt dann als pünktlich, wenn er am Zielbahnhof mit weniger als drei Minuten Verspätung eintrifft. In der Anschlusspünktlichkeit wird der prozentuale Anteil der erreichten Anschlüsse gemessen. Damit trägt die SBB dem Umstand Rechnung, dass mache Reisende Anschlüsse verpassen, weil ein Zug unter drei Minuten Verspätung hat und damit als pünktlich gilt. Die Anschlusspünktlichkeit im Personenverkehr lag 2021 bei 98,9 Prozent.

Nachholbedarf

Die Deutsche Bahn wiederum musste gerade in den vergangenen Monaten viel Kritik und auch Häme einstecken. So schreibt etwa die "Wirtschaftswoche": "Die Deutsche Bahn wird in diesem Jahr nicht mehr verlässlich pünktlich sein. Auch nicht im kommenden Jahr." Da hilft auch nicht, dass man beim Thema Pünktlichkeit eine interessante Zeitspanne einplant: Denn bei der Deutschen Bahn wird ein Halt als pünktlich gewertet, wenn die planmäßige Ankunftszeit um weniger als sechs bzw. 16 Minuten überschritten wurde.

Die Pünktlichkeitsstatistik bilde die mehr als 800.000 Fahrten von DB-Personenzügen eines Monats ab, heißt es auf der offiziellen Website. Dabei fließen alle Verkehrshalte der mehr als 20.000 monatlichen Fahrten im Fernverkehr und der rund 780.000 monatlichen Fahrten im Nahverkehr – inklusive aller S-Bahnen – in die Pünktlichkeitserhebung ein. So lag die Pünktlichkeit beim DB-Schienenpersonenverkehr 2021 in Deutschland bei 93,8, im Fernverkehr bei mauen 75,2 Prozent.

Aktuellere Zahlen geben an, dass knapp 90 Prozent der Züge im Personenverkehr der Deutschen Bahn im Oktober 2022 zur fahrplanmäßigen Ankunftszeit (plus der maximal erlaubten 5,59 Minuten) ankamen. Fast 98 Prozent dieser Personenzüge erreichten ihre Unterwegs- und Endhaltestellen zur fahrplanmäßigen Ankunftszeit (plus maximal 15,59 Minuten). Damit hat sich die Pünktlichkeit gegenüber dem Vorjahresmonat verschlechtert, wie man bei Statista nachlesen kann.

Ein Scheibchen abschneiden können sich die europäischen Staatsbahnen von Japan. Dort musste sich der Betreiber eine Shinkansen-Strecke 2017 bei den Passagieren offiziell entschuldigen: Der Zug war um 20 Sekunden zu früh abgefahren. Statt wie vorgesehen um 9 Uhr 44 Minuten und 40 Sekunden fuhr der Tsukuba Express doch glatt um 9 Uhr 44 Minuten und 20 Sekunden ab. Also in der richtigen Minute, aber eben um 20 Sekunden zu früh, wie das "Handelsblatt" belustigt berichtete. Beschwert habe sich allerdings niemand. (max, 28.11.2022)

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