Das Observatorium Sonnblick stammt aus dem Jahr 1886 und ist mit 3.100 Metern Seehöhe Österreichs höchstgelegene meteorologische Messtation.
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Wie Wolken genau entstehen ist nach wie vor nicht ausreichend verstanden. Das soll nun ein neues Forschungsvorhaben auf dem Sonnblick Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) ändern. Bis zum 2. Dezember wird dort eine internationale Messkampagne zur Erforschung von Wolken durchgeführt. 24 Messgeräte, die von 38 Forschenden aus neun Nationen betreut werden, untersuchen hier die Entstehung von Wolken. Nebenbei wird dort in 3.100 Metern Seehöhe das Europäische Zentrum für Wolkenvergleichsmessungen aufgebaut, wie die Zamg nun mitteilte.

Das Zentrum soll hochqualitative Messungen für Forschung und Vorhersagen im Wolkenbereich liefern. Welche chemischen und physikalischen Prozesse sich darin abspielen, die zu Regen oder Schneefall führen, ist noch Gegenstand von Forschungen. Diese Prozesse sind aber wichtige Faktoren in der Berechnung von Wettervorhersagen der nächsten Tage und dem Erstellen von Klimaszenarien für die nächsten Jahrzehnte. Um die Eigenschaften von Wolken intensiv zu erforschen, entsteht derzeit Actris, eine neue europäische Infrastruktur zur Beobachtung und Analyse von Aerosolen, Wolken und Spurengasen. Sie soll künftig auch weltweit eine führende Position einnehmen.

"Das Sonnblick Observatorium nimmt bei Actris eine zentrale Rolle ein", sagte die Leiterin des Observatoriums, Elke Ludewig, von der Zamg. "Wir richten hier das Europäische Zentrum für Wolkenvergleichsmessungen ein, genannt Eccint – European Centre for cloud ambient intercomparison. Wir sind im Rahmen von Actris unter anderem für die Standardisierung von Wolkenmessungen in Europa, die Eichung von hochsensiblen Messgeräten und das Datenmanagement zuständig, und werden gemeinsam mit rund 30 fixen Messstandorten von europäischen Forschungseinrichtungen sowie mobilen Plattformen wie Flugzeugen und Schiffen hochqualitative Messungen für Forschung und Vorhersagen im Wolkenbereich liefern."

24 Messgeräte sollen von 21. November bis 2. Dezember auf dem Sonnblick Wolken erforschen.
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Derzeit läuft am Sonnblick Observatorium eine erste internationale Pilot-Messkampagne zur Erfassung von Wolkeneigenschaften. Derartige Kampagnen sollen künftig alle zwei Jahre stattfinden. "Bei der aktuellen Messkampagne, die von 21. November bis 2. Dezember läuft, sind 38 Forscherinnen und Forscher aus neun Ländern im Einsatz", so Ludewig. "Dabei werden mit 24 speziellen Messgeräten unterschiedlichste Parameter der Wolken bestimmt, wie zum Beispiel der Flüssigwassergehalt, die Größe und Beschaffenheit der Tröpfchen und Eiskristalle sowie die chemische Zusammensetzung des Wolkenwassers."

Intensive Wochen

Die Messkampagne ist eine logistische und technische Herausforderung. Zwanzig externe Messinstrumente der Kampagnenpartner, teils neue Prototypen, wurden auf den Messterrassen des Observatoriums installiert. Innerhalb von zwei Wochen werden die Instrumente unterschiedlichen Wetterbedingungen ausgesetzt und die Daten analysiert. Zwei intensive Wochen für die Wissenschaft und auch für den Eccint-Operator Christian Maier, der für die technische Umsetzung der Kampagne verantwortlich ist: "Der Transport, die Stromversorgung, Netzwerkanschlüsse, Datenübertragung, Halterungen, zahlreiche Anschlüsse und viele Kleinigkeiten wurden wochenlang individuell für die einzelnen Instrumenten geplant und vorbereitet. Bei Sonne, Wind, Schnee, Kälte und sogar nachts konnten innerhalb von zwei Tagen alle Instrumente installiert werden. Jetzt sind wir auf die Geräteperformance und die Daten gespannt!"

An der Messkampagne sind Organisationen aus Österreich, Tschechien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Niederlande, Schweiz und Schweden beteiligt. Ihr Ziel ist der Aufbau eines hochwertigen Datensatzes, der global zur Erforschung der Wolken zur Verfügung steht und auch hilft, die Wettervorhersage und Klimamodelle weiter zu verbessern. In beiden spielen Wolken eine besondere Rolle. Die Wechselwirkungen, die für eine Erwärmung oder eine Abkühlung der Atmosphäre sorgen, sind noch nicht restlos geklärt. (red, APA, 28.11.2022)