Slavoj Žižek gehen bei seiner KI-Repräsentation die gelegentlichen Vulgaritäten ab.

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Alfred Hitchcock war ein großartiger Buchautor, aber ein mieser Filmemacher. Zu dieser Conclusio kommen der streitbare, slowenische Philosoph Slavoj Žižek und der deutsche Regisseur Werner Herzog. Zumindest in der "Infinite Conversation", in der eine künstliche Intelligenz ein Gespräch der beiden kulturellen Schwergewichte simuliert.

Der Diskurs läuft, wie der Name schon verrät, endlos weiter, was selbst den in Talkshows omnipräsenten Richard David Precht neidisch machen dürfte. Zumindest so endlos, wie die Rechnungen für den Server bezahlt werden. Wer die Seite aufruft, landet an einer zufälligen Stelle des bisherigen Dialogs, es lässt sich aber vor- und zurückspringen. Jeden Tag wird ein neues Segment ergänzt.

Das Gespräch wird nicht nur in Textform immer weiter gebaut, sondern kann auch als Vertonung mit Stimmimitaten nachgehört werden, die an seltenen Stellen erstaunlich echt klingen. Das Kino und seine philosophischen Implikationen sind das dominierende Thema des vom Computer erfundenen Austausches.

Möglich für "jeden motivierten Narr mit Laptop"

Hinter dem Projekt steht Giacomo Miceli. Er will damit Bewusstsein dafür schaffen, wie einfach mittlerweile die Fälschung einer Stimme möglich ist. Seiner Ansicht nach könnte dies heutzutage "jeder motivierte Narr mit einem Laptop".- Das verlange nach strengerer Hinterfragung von medialen Quellen. Miceli bezeichnet sich selbst als "motivierten Narr mit einem Interesse an Philosophie, Kino und Maschinenlernen-".

Das erfundene Gespräch dreht sich immer wieder um das The-ma Kino.
Screenshot: The Infinite Conversation

Umgesetzt wurde es laut dem Erfinder großteils mit Open-Source-Werkzeugen und einem populären KI-Sprachmodell, das anhand von Interviews mit Herzog und Žižek trainiert wurde. Auch die beiden Zeichnungen, mit denen die Teilnehmer illustriert werden, wurden von einer KI erzeugt.

Žižek nicht begeistert

Auch Slavoj Žižek hat die Infinite Conversation entdeckt und in der "Zeit" kommentiert. Er vergleicht seine digitale Repräsentation mit Kopi Luwak, einem Kaffee, der aus Bohnen erzeugt wird, die zuvor von der Zibetkatze vorverdaut wurden.

Der Weg durch den Gastrointestinaltrakt des Tieres sorgt letztlich für einen milderen Geschmack. Ähnliches sei hier dank "digitaler Affen" auch mit seinen Gedanken passiert, die in "harmlose Scheiße" ohne "gelegentlichen inkorrekten Vulgaritäten" verwandelt wurden. (gpi, 28.11.2022)