Derartige Flaggen aus der Schah-Ära, hier bei einer Solidaritätsdemonstration in Berlin Ende Oktober, sind in den katarischen WM-Stadien nicht erlaubt.

Foto: IMAGO/Olaf Schuelke

Die US-Fußball-Nationalmannschaft (USMNT) sorgte am Wochenende mit einer Protestaktion für Diskussionen. Im Vorfeld des WM-Gruppenspiels gegen den Iran hatte das USMNT auf einigen Social-Media-Kanälen kurzzeitig eine veränderte Version der Flagge der Islamischen Republik gezeigt.

Die offizielle Flagge der Islamischen Republik Iran.

In mehreren Grafiken war die iranische Flagge ohne das charakteristische Hoheitszeichen in der Mitte des weißen Streifens zu sehen, das in stilisierter persisch-arabischer Schrift das Wort "Allah" zeigt. Außerdem wurde der sich wiederholende Schriftzug "Allahu Akbar" ober- und unterhalb des weißen Mittelstreifens entfernt. Beide Elemente wurden der Flagge 1980 als Zeichen der erfolgreichen Islamischen Revolution hinzugefügt.

Das Twitter-Profilbanner der US-Nationalmannschaft am vergangenen Samstag.
Foto: Screenshot/USMNT/Wayback Machine

Wie die "New York Times" berichtet, hatten katarische Offizielle zuvor Fans mit prerevolutionären Iran-Flaggen den Zutritt zu den WM-Stadien verweigert.

USA: "Zeichen" für iranische Frauen, Iran fordert WM-Ausschluss

Ein Sprecher des US-Fußballverbandes sagte gegenüber der "New York Times", man habe mit der veränderten Flagge ein Zeichen der Unterstützung für die iranischen Frauen setzen wollen. Mittlerweile verwendet das USMNT wieder die offizielle iranische Flagge, entsprechende Postings mit der veränderten Fahne wurden nach "internen Diskussionen " am Sonntag gelöscht. Laut dem US-Sprecher waren weder Trainer Gregg Berhalter noch die Spieler des US-Nationalteams in die Entscheidung zur Verwendung der Flagge involviert.

Aus dem Iran kamen erboste Reaktionen: Die halbstaatliche Nachrichtenagentur Tasnim zitierte einen Sprecher des iranischen Fußballverbandes mit der Aussage, die Aktion des USMNT sei "unethisch und gegen internationales Recht". Die Achtung der Flagge einer Nation sei eine international anerkannte Praxis. Außerdem zitierte man eine Fifa-Regel, die das "Verletzen der Würde oder Integrität eines Landes" durch "verächtliche, diskriminierende oder herabsetzende Worte oder Handlungen (mit welchen Mitteln auch immer)" unter Strafe stellt. Der Iran forderte in der Folge den Fußball-Weltverband Fifa auf, das US-Nationalteam von der WM auszuschließen.

Dass die Fifa dieser Forderung nachkommt, ist nicht zu erwarten – allerdings hat der Iran Dienstagabend die Chance, den politischen Erzfeind mit sportlichen Mitteln aus dem Turnier zu werfen: Mit einem Sieg gegen den politischen Erzfeind wäre der Iran gemeinsam mit England im Achtelfinale, die USA müssten die Heimreise antreten.

Iranische Mannschaft unter Druck

Das iranische Fußball-Nationalteam steht bei der Weltmeisterschaft nicht nur sportlich unter Druck: Während sich die Protestbewegung in der Islamischen Republik von den Spielern Unterstützung erwartet, drohen Spielern und Funktionären nach Aktionen wie dem Nichtmitsingen der Hymne beim Spiel gegen England Repressalien durch die politische Führung. (Jonas Heitzer, 28.11.2022)