Samuel Beckett, 1906 – 1989.

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Die einen waren irritiert, die anderen begeistert. Selten wohl hat es in jüngerer Zeit während der Aufführung eines Klassikers der Avantgarde einen derartigen Exodus von Teilen des Publikums gegeben wie am Sonntagabend aus dem Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses: Words and Music heißt das Hörspiel, das Samuel Beckett 1961 für die BBC schrieb, wobei ihn die Umsetzung so wenig befriedigte, dass er das Stück zurückzog und erst mehr als 20 Jahre später die Idee lancierte, Morton Feldman möge Musik dazu schreiben.

1987 standen sich in einer endgültigen Version die beiden Hauptrollen "Words" und "Music" gegenüber, Sprecher und Kammerorchester. Becketts nihilistischer Sprachmix führt von absichtlich sinnentleerten pseudophilosophischen Fragen zu surrealen Fragmenten von Alltagssituationen.Feldman schrieb dazu für seine Verhältnisse ungewöhnlich knappe, irisierende Passagen von abstrakter Schönheit. Sprecherin Bibiana Beglau brachte, flankiert von Sprecher Götz Otto, das Ungetüm mit stoischer Präsenz auf den Punkt. Die Mitglieder des Jewish Chamber Orchestra Munich (Leitung: Daniel Grossmann) spielten die Partitur so klangschön wie bereits Pianist Andreas Skouras John Cages einleitende Klangmeditation In a Landscape von 1948. (daen, 29.11.2022)