Auf Hawaii ist am Montag der größte aktive Vulkan der Welt ausgebrochen. Lava trete aus dem Schildvulkan Mauna Loa auf der größten hawaiianischen Insel Big Island aus, die Ortschaften an den Hängen des Vulkans seien derzeit nicht gefährdet, teilte die US-Erdbebenbehörde (USGS) mit. Bisher breite sich das Lava nur im Gipfelbereich aus.

Erstmals seit fast vier Jahrzehnten strömt wieder Lava aus dem Mauna Loa.
Foto: APA/AFP/US Geological Survey

Obwohl die Lavaströme zunächst keine Wohngebiete gefährdeten, wiesen die Behörden darauf hin, dass spätere Evakuierungen nicht ausgeschlossen werden können. Die Richtung der Ströme könne sich rasch ändern. Anrainerinnen und Anrainer werden aufgefordert, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. In den Stunden vor dem Ausbruch war es laut USGS zu zahlreichen Erdbeben der Stärke 2,5 gekommen, bereits im Oktober war ein Beben der Stärke 5 registriert worden.

Letzter Ausbruch 1984

Der 4.169 Meter hohe Mauna Loa ist seit Beginn der historischen Aufzeichnungen bereits 33 Mal ausgebrochen, sagte die Vulkanologin Jess Johnson von der University of East Anglia, die in der Vergangenheit auf Hawaii geforscht hat. "Heute Morgen kam es zur ersten Eruption seit 1984, damals gab es einen Lavastrom, der bis auf sieben Kilometer an Hilo, die größte Stadt auf Big Island, heranreichte." So angespannt sei die Lage derzeit nicht.

Archivbild von März 1984, als der Vulkan zuletzt ausbrach.
Foto: AP

"Im Moment ist die Lava in der Gipfelcaldera eingeschlossen und fließt nicht in Richtung der bewohnten Gebiete", sagte Johnson. Sollten jedoch in Riftzonen außerhalb der Caldera Spalten auftreten, könnten gewaltige Lavaströme die Ballungsräume auf der Insel bedrohen.

Behörden und Fachleute würden die Lage sehr genau beobachten, sagte Ken Hon vom Hawaiian Volcano Observatory. Sehr flüssige und schnell fließende Lava könne schnell aus einer neuen Spalte austreten und nahegelegene Wohngebiete erreichen. "Im Moment wissen wir einfach nicht, was passieren wird – ob es bei einer reinen Gipfeleruption bleibt oder sich in eine der Spaltzonen verlagert", sagte Ken Hon.

Verbundene Vulkane

Laut dem Geophysiker Paul Segall von der Stanford University in Kalifornien könnte der Ausbruch Vulkanologen helfen, mehr über die Verbindung zwischen dem Mauna Loa und dem Kilauea, einem anderen Vulkan auf Big Island, zu erfahren. "Wir verstehen das Zusammenspiel zwischen den beiden Vulkanen nicht wirklich", sagte Segall zum Wissenschaftsmagazin "New Scientist".

Derzeit sind keine Ortschaften von den Lavaströmen betroffen, das kann sich aber rasch ändern.
Foto: AP/U.S. Geological Survey

Eine Theorie, warum der Mauna Loa so lange nicht ausgebrochen ist, geht davon aus, dass Magma zum Kilauea umgeleitet wurde. Bei diesem kam es 2018 zu einer gewaltigen Eruption: Mehrere Spalten taten sich an den Hängen des Feuerbergs auf, es kam zu teils starken Erdbeben, und große Mengen an Lava strömten über mehrere Monate hinweg in den Ozean.

Wichtige Messstation

Der Mauna Loa umfasst mehr als die Hälfte der Big Island von Hawaii. Er ragt 4.169 Meter über den Meeresspiegel nach oben und noch einmal 5.000 Meter bis zu seinem submarinen Fuß ins Meer hinunter. In einer Höhe von 3.397 Metern befindet sich die Messstation Mauna Loa, die vor allem auf Kohlendioxid-Messungen spezialisiert ist und seit 1958 den CO2-Anstieg in der Atmosphäre dokumentiert. (dare, trat, APA, 28.11.2022)