Elon Musk fürchtet, Apple könnte die Twitter-App aus dem App Store entfernen.

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Dallas – Apple hat nach Darstellung des neuen Twitter-Chefs Elon Musk damit gedroht, die App des Textdienstes nicht mehr über seinen Online-Store zu vertreiben. Als Teil einer Reihe von Tweets, die unter anderem an Apple-Chef Tim Cook gerichtet waren, schrieb Musk am Montag: "Apple hat auch damit gedroht, Twitter aus seinem App Store zu verbannen, will uns aber nicht sagen, warum."

Zudem erklärte Musk, Apple habe zum großen Teil damit aufgehört, über Twitter Werbung zu schalten. "Hassen sie die Meinungsfreiheit in Amerika?" Der Tesla-Chef warf dem iPhone- und Mac-Hersteller vor, Druck bezüglich der Kontrolle von Inhalten auszuüben.

90.000 Dollar weniger Werbeausgaben

Eine Stellungnahme von Apple lag zunächst nicht vor. Der Konzern forciert regelmäßig die Umsetzung seiner Regeln für Inhalte. Dies hat etwa zur Entfernung der Apps Gab und Parler aus dem Online-Angebot geführt, die bei Konservativen in den USA beliebt sind. Parler kehrte zurück, nachdem die Macher nach eigenen Angaben die Inhalte angepasst und die Kontrollstrukturen überarbeitet hatten. Apple hat der Werbeforschungsfirma Pathmatics zufolge zwischen dem 10. und 16. November 131.600 Dollar für Werbung auf Twitter ausgegeben nach 220.800 Dollar vom 16. bis zum 22. Oktober – die Woche, bevor Musk den Kauf von Twitter abschloss.

Ganz überraschend kommt Apples Schritt nicht. Seit Mitte November kam es zu Spannungen zwischen Apple und Twitter. So kritisierte der Twitter-Chef Apples Provision für In-App-Käufe als "versteckte 30-Prozent-Steuer".

Apples Leiter für den App Store, Phil Schiller, löschte seinen Twitter-Account aus Protest gegen die Freischaltung von Donald Trumps Konto. Am 15. November richtete Apple-Chef Tim Cook Elon Musk aus, dass er darauf vertraue, dass Twitter weiter Inhalte moderiert – eine subtile Drohung an den Chief Twit. Wird Twitter tatsächlich aus dem App Store verbannt, wäre das ein schwerer Rückschlag für Musks Plan, seine Plattform in eine "Alles-App" zu verwandeln.

Während der Streit mit Apple tobt, kündigte Musk an, interne Dokumente von Twitter zu veröffentlichen, die eine angebliche Unterdrückung freier Meinungsäußerung in der Vergangenheit belegen sollen. "Die Öffentlichkeit hat es verdient zu wissen, was wirklich passiert ist", twitterte Musk kryptisch.

50 der 100 wichtigsten Kunden ziehen sich von Twitter zurück

Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk mit einem Volumen von 44 Milliarden Dollar haben eine ganze Reihe von Unternehmen wie Volkswagen, United Airlines, General Motors und General Mills ihre Werbung auf Twitter eingestellt oder ruhen lassen. Auch die französisch-italienische Opel-Mutter Stellantis hat die Werbeschaltungen eingestellt. Die Konzerne Mondelez International, Carlsberg, Gilead Sciences und Pfizer sind dabei, ihre Buchungen zu pausieren.

Die Plattform hat früheren Angaben von Musk zufolge einen massiven Rückgang beim Umsatz erlitten, der zu 90 Prozent auf Werbung beruht. Der Milliardär machte dafür Aktivisten verantwortlich, die Druck ausgeübt hätten. Musk bezeichnet sich als einen Vorkämpfer für die Meinungsfreiheit. In den vergangenen Tagen hat er unter anderem die Twitter-Sperre des ehemaligen Präsidenten Donald Trump aufgehoben.

Bürgerrechtsgruppen riefen daraufhin Werbekunden dazu auf, sich von dem Dienst fernzuhalten. Laut einer Berechnung von Mediamatters.org haben in den vergangenen Wochen 50 der 100 wichtigsten Kunden auf Twitter ihren Ausstieg angekündigt. Diese 50 Unternehmen sollen demnach seit 2020 rund zwei Milliarden Werbedollars in die Kassen von Twitter gespült haben. Der neue Twitter-Chef ist zeigte sich darüber erbost und kündigte eine "thermonukleare" Antwort an.

Das "tELONphone"

Konkret will Musk ehemalige Werbekunden beschämen und seine Fans zum Boykott aufrufen. Auch für den Fall, dass Apple den Kurznachrichtendienst tatsächlich aus dem Store werfen sollte, hat Musk schon einen Plan: Er will ein eigenes Smartphone entwickeln. Gerüchte über ein eigenes Smartphone von Tesla kursieren schon seit einiger Zeit, die Umsetzung dürfte am umkämpften Markt allerdings schwierig werden, zumal Elon Musks Smartphone wohl ein eigenes Betriebssystem bräuchte. Ein Name kursiert aber schon scherzhaft auf Twitter: das tELONphone. (Reuters, red 29.11.2022)

Der Artikel wurde am 29.11.2022 umfassend aktualisiert.