Auf der Münze steht es: Sponsian und "Imp". Doch hat es diesen Sponsian wirklich gegeben? Und war er wirklich ein Imperator oder zumindest ein lokaler Herrscher?

Foto: Hunterian Museum / Universität Glasgow

Im dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung ging es im Römischen Reich in Sachen Regierungswechsel für längere Zeit ähnlich hektisch zu wie zuletzt in Österreich. Zwischen der Regentschaft von Septimius Severus, der 211 starb, und Diokletian, der 284 an die Macht kam, sind 33 Männer bekannt, die legitimerweise den Titel "Imperator" trugen und als solcher auch vom römischen Senat anerkannt wurden. Weitere 18 Personen (darunter eine Frau) verliehen sich selbst diesen Titel, setzten sich als lokale Herrscher ein und prägten Geld, um dies zu beweisen. Sie ließen sich aber nicht auf das gefährliche Unterfangen ein, die Hauptstadt selbst zu stürmen.

Es könnten allerdings auch 19 gewesen sein. Und genau um diese Nummer 19 – einen vergessenen oder eben doch nicht existierenden Herrscher – ist nun ein alter Streit neu ausgebrochen. Diese vor allem numismatische – also münzkundliche – Auseinandersetzung geht auf einen mysteriösen Schatzfund zurück, der vor über 200 Jahren augenscheinlich in Siebenbürgen gemacht wurde – also im heutigen Rumänien. Anfang des 18. Jahrhunderts war das allerdings Teil des von den Habsburgern regierten Ungarns, und in der Antike gehörte die Region zu Dakien, einer Provinz des Römischen Reiches. (Die rumänische Automarke Dacia ist nach der lateinischen Originalbezeichnung benannt; Dacia war aber auch der mittelalterlich-lateinische Name von Dänemark – aber wir schweifen ab.)

Unbekannter römischer Machthaber

Zurück zum Schatz und zu den Besonderheiten der angeblich 1713 ausgegrabenen Gold- und Silbermünzen: Zwar trugen die meisten Porträts der gut belegten Herrscher Kaiser Gordian III. und Philipp der Araber (oder möglicherweise seines Sohnes Philipp II.). Einige trugen jedoch das Bildnis von Sponsian, einem in der Geschichte ansonsten unbekannten Mann, der jedoch auf den Münzen behauptete, ebenfalls "Imp" zu sein, also ein Imperator.

Bei den Details zur etwas undurchsichtigen Entdeckung der Sponsian-Münzen und verwandter Stücke aus Siebenbürgen gibt es auch einen Wien-Bezug: Die Informationen stammen aus einer handschriftlichen Notiz des Numismatikers Carl Gustav Heraeus, der Medailleninspektor der kaiserlichen Sammlung in Wien war. Im März 1713 dokumentierte er den Erwerb von acht Goldmünzen mit fünf verschiedenen Motiven, von denen nur eine Sponsian zeigt, die angeblich in Siebenbürgen gefunden und von Hof-Cammer-Rath Johann David von Palm erworben wurden.

Vier erhaltene Münzen

Heute sind die Münzen dieses Fundes über viele Sammlungen verteilt, und etliche der Goldstücke gingen verloren. Von den vier Münzen mit dem Sponsian-Motiv, die alle aus demselben Münzschatz stammen, werden zwei in Wien im Münzkabinett des KHM Wien aufbewahrt, eine in Glasgow und eine weitere im rumänischen Sibiu.

Als sie Anfang des 18. Jahrhunderts in Rumänien entdeckt wurden, hielt man sie zunächst für echt und stellte sie in eine Reihe mit anderen Nachahmungen römischer Münzen, die jenseits der Reichsgrenzen hergestellt worden waren. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich jedoch die Einstellung: Die Münzen wurden aufgrund ihres Aussehens als Fälschungen eingestuft, um die im 18. Jahrhundert herrschende Mode der Kuriositätenkabinette zu bedienen.

Ein solches Kabinett wurde von William Hunter, einem schottischen Chirurgen, zusammengestellt, es bildet heute den Kern des Hunterian Museum an der Universität Glasgow. Es enthielt vier Vertreter des Schatzes aus Siebenbürgen, darunter einen goldenen Sponsian. Paul Pearson (University College in London) und vier Kollegen aus Glasgow nahmen sich nun noch einmal in aller Gründlichkeit der kleinen Goldmünze an.

Der Gold-Sponsian aus Glasgow, der genauestens unter die Lupe genommen wurde.
Foto: Foto: Hunterian Museum / Universität Glasgow

Umfangreiche Untersuchungen

Für die Untersuchungen der Münze setzte das Team leistungsstarke Mikroskope für sichtbares und ultraviolettes Licht sowie Rasterelektronenmikroskopie und Spektroskopie ein. Dadurch konnte es zum einen den Gold-, Silber- und Kupferanteil der Münze sehr genau bestimmen und zum anderen mineralische Oberflächenablagerungen und andere Verschmutzungen sowie Kratzmuster analysieren. Wie die Fachleute in der Fachzeitschrift "PLoS One" berichten, kamen sie aufgrund des zufälligen Musters der Kratzer zu dem Schluss, dass es sich um eine Münze handelt, die tatsächlich im Umlauf war, und nicht um etwas, das von einem Fälscher nachbearbeitet wurde, um alt zu wirken.

Anhand der Infrarotspektroskopie von Mineralien, die sich auf der Oberfläche abgelagert hatten, stellten sie fest, dass der Gold-Sponsian in der Tat irgendwann vergraben worden war. Eine weitere spektroskopische Analyse zeigte jedoch, dass es sich bei dem Gold um eine unreine Legierung handelte – im Gegensatz zu der fast 24-karätigen Version des Metalls, die für Münzen aus Rom verwendet wurde. Außerdem wurde sie im Gegensatz zu den Münzen der kaiserlichen Münzstätte gegossen und nicht geprägt.

Doch keine Fälschung?

Diese neuen Erkenntnisse und die Tatsache, dass ein Fälscher unmöglich wissen konnte, dass Sponsian ein echter römischer Name war, deuten laut dem Forscherteam stark darauf hin, dass die Münze keine Fälschung ist.

Und wer war nun Sponsian? Vermutlich ein Feldherr in Dakien, der das Amt des Imperators anstrebte oder von seinen Truppen dazu gedrängt wurde, der aber wahrscheinlich nur auf lokaler Ebene herrschen wollte. Die römische Provinz war um 260 unserer Zeitrechnung vom Rest des Römischen Reichs abgeschnitten worden. Umgeben von Feinden, könnte Sponsian ein lokaler Armeeoffizier gewesen sein, der gezwungen war, während einer Zeit des Chaos und des Bürgerkriegs den Oberbefehl zu übernehmen und die militärische und zivile Bevölkerung Dakiens zu schützen.

Mit Sicherheit hat er es nie bis an die Macht in Rom oder gar in die Geschichtsbücher geschafft. Aber der Gold-Sponsian reicht immerhin aus, um eindreiviertel Jahrtausende später an seine Existenz zu erinnern.

Oder eine antike Fälschung?

Allerdings gibt es schon wieder Zweifel an den neuen Erkenntnissen. So meldeten sich bei Twitter der Althistoriker Johannes Wienand sowie der junge Numismatiker Marjanko Pilekić zu Wort.

Es sei weiterhin ungelöst, wie es sein könne, dass die Münzen gegossen statt geprägt wurden – das bleibe ein gewichtiges Indiz für eine moderne Fälschung. Außerdem seien die Form der Buchstaben, das Gewicht und die Zusammensetzung der Münzen, die Motivästhetik sowie auch der Name des potenziellen Herrschers nicht zeittypisch.

Es könne zudem noch immer eine antike Fälschung sein. Deshalb sei das Alter der Münze an sich auch kein Beweis dafür, dass es Sponsian wirklich gegeben hat. (Klaus Taschwer, 29.11.2022)