Sprechen auf Augenhöhe und an einem gemeinsamen Tisch. Ob man mit so einfachen Mitteln hybrides Arbeiten wirklich so viel intensiver für die Teilnehmer macht?

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"Man versteht euch ganz schlecht im Büro." Ist das eine alte Hand?" "Könnt ihr zu Hause bitte alle die Kamera anmachen?"

Hybrides Arbeiten im Büroalltag hat sich zu einer größeren Herausforderung entwickelt, als viele Firmen das anfänglich vermutet haben. Auch deshalb arbeiten zahlreiche Unternehmen an Verbesserungen dieser Situation. Microsoft präsentierte passend dazu "Hive Vienna", eine technisierte Idee, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern künftig das Gefühl verbesserter Inklusion bieten zu können. Man soll sich wieder mehr "spüren", so die Botschaft.

Persönliche Hintergründe

Dieses "Spüren", wie es Andreas Gnesda, der Architekt des neuen Meetingraums bei Microsoft Österreich, nennt, sei nur möglich, wenn man sich der verschiedenen Beziehungsebenen bewusst wird: "20 Prozent der menschlichen Kommunikation finden auf einer bewussten, sichtbaren Ebene statt, 80 Prozent auf unbewusster Beziehungsebene – dazu gehören etwa Gefühle, Mimik oder persönliche Hintergründe." In der digitalen Kommunikation, so Gnesda, leide vor allem die unbewusste Wahrnehmung.

Im Falle von digitalen Meetings würde von Mitarbeitern deshalb weit mehr Aufmerksamkeit nötig sein, um diese fehlende Wahrnehmung zu kompensieren. Bei der Gestaltung von Konferenzräumen sei es deshalb künftig wichtig, einige Faktoren zu berücksichtigen, um mit Technologie und organisatorischen Maßnahmen "maximale Inklusion zu erzeugen".

Wie das in Zukunft bei Firmen aussehen könnte, präsentierte Microsoft in dem neuen Konferenzraum "Hive Vienna", der in wenigen Tagen die Pforten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter öffnen wird. Die Ausstattung besteht aus einem überdimensionierten 21:9-TV-Schirm, einer darunter angebrachten Kamera, die den Raum einfängt, und einem halbrunden Tisch. Letzterer soll unter dem Bildschirm weitergedacht werden und so die Meeting-Teilnehmer an einer gemeinsamen Arbeitsplatte versammeln. In "Teams Rooms" präsentierte man das Front-Row-Layout, bei dem die Teilnehmer zu Hause so eingeblendet werden, dass deren Augenhöhe mit jener der im Raum befindlichen Teilnehmer übereinstimmt.

Dank KI kann die Person am Whiteboard ausgeblendet werden und so das gezeichnete Bild für die daheim Arbeitenden gut eingeblendet werden.
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Wichtig ist zudem eine Zweitkamera, die den Raum aus einer anderen Perspektive zeigt, um so die Personen im Raum auch in ihrer Anordnung besser erkennen zu können. Ähnlich inszeniert hat das Zuckerberg auch damals in seiner Metaverse-Präsentation, allerdings waren dort alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer virtuell.

Gemeinsame Brainstormings sollen mit zusätzlicher Hardware möglich gemacht werden, etwa die Arbeit an einem Whiteboard, egal ob digital oder physisch im Raum. Um rund 8.000 Euro stellt sich eine interessierte Firma beispielsweise ein Surface Hub im Konferenzraum auf, auf dem man digital zeichnen kann: sowohl im Raum selbst, auf dem Hub, als auch von zu Hause aus via Touchscreen. Wer lediglich ein klassisches Whiteboard an der Wand hängen hat, der kann dieses künftig mit einer Kamera einfangen und mittels künstlicher Intelligenz die vortragende Person entfernen: Sowohl virtuelle als auch physische Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehen so die Inhalte direkt auf dem großen Bildschirm.

Teleworking

2023 soll die Teams-Software – bei der Hardware verlangt Microsoft keine Monopol-Stellung – erlauben, Teilnehmer im Raum zu erkennen und in einem eigenen Bildausschnitt anzuzeigen. Das Einblenden des Namens sei ebenfalls möglich, man müsse dazu allerdings vorher via Spracherkennung die Teilnehmerin oder den Teilnehmer im System speichern. Bereits verfügbar sind Avatare, die kamerascheue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Form einer virtuellen Figur anzeigen. Egal ob man gerade in der Straßenbahn ist oder beim Wäscheaufhängen, der Avatar blickt brav in den Meetingraum und vertritt so die betroffene Person.

Im Test mit den anwesenden Journalisten werden all diese Möglichkeiten gezeigt. Befindet man sich im Raum, ist tatsächlich wenig von einer zusätzlichen Energie zu spüren. Weiterhin wirken die Gesichter zu Hause blass. Ob es sich von zu Hause auf allen Bewusstseinsebenen intensiver anfühlt, kann hier nur vermutet werden. Eine Verbesserung der aktuellen Situation ist in jedem Fall zu begrüßen. Die Videokonferenzen sind gekommen, um zu bleiben, schon alleine um früher übliche Flug- und Autoreisen zu minimieren.

Die technische Ausstattung dieses 35 Quadratmeter großen Konferenzraums kostet in etwa 15.000 Euro. Die digitale Zukunft ist teuer.
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Man darf hoffen, dass Firmen ihr Möglichstes tun, um hybrides Arbeiten künftig angenehmer zu gestalten. Microsoft leistet seinen Teil in Form von technischen Neuerungen. Ein simples, aber sehr effektives Beispiel sind die für Meetings so wichtigen Hände, die immer wieder Wortspenden ankündigen sollen. Diese sollen in einem baldigen Update weniger umständlich wieder heruntergenommen werden können. Es sind manchmal die kleinen Dinge, die das hybride Arbeitsleben einfacher machen. (aam, 29.11.2022)