Die Backstreet Boys waren auch schon mal jünger, haben die 1990er musikalisch aber nahtlos konserviert.

Foto: Youtube/Backstreet Boys

Der Song mag zwar 40 Jahre alt sein, er ist zur Weihnachtssaison aber immer noch steter Dauergast in den Streaming-Playlists und der Radiobeschallung. Auch nach so langer Zeit vermag "Last Christmas" immer noch zu polarisieren. Einige mögen das Werk von Wham trotz der Dauerschleife im Jahrestakt, anderen ist die ständige Wiederholung zu viel, und manche hassen das Lied über eine gescheiterte Weihnachtsromanze aus Geschmacksgründen.

Zwischen diesen mehr oder weniger abgesteckten Fronten wurde auch unter einem Text diskutiert, in dem ich meine Ablehnung des Social-Media-Wettbewerbs "Whamageddon" kundgetan habe. Denn: An einem solchen Spiel sollte man nur teilnehmen, wenn man auch eine Chance auf Sieg hat. In der Stadt, umgeben von Punschständen, Wintermärkten und Supermarkt-Musikbeschallung, sehe ich keine Möglichkeit, "Last Christmas" zwischen 1. und 24. Dezember nicht zwangsläufig doch einmal hören zu müssen.

Aber: Der Wettbewerb zählt nur das Wham-Original, nicht aber Coverversionen und sonstige Adaptionen des Advent-Herzschmerzes. Und davon posteten die werten Leserinnen und Leser einige in den Kommentaren. Was mich dazu bewogen hat, mich dort penibel durchzuklicken und durchzuhören, lässt sich im Nachhinein schwer sagen. Neugier? Pflichtbewusstsein? Masochismus? Suchen Sie es sich aus. Hier jedenfalls eine höchst subjektiv zusammengestellte und bewertete Auswahl.

Alkbottle-Andacht (beigesteuert von "Soup of the day: Beer")

Die Wiener Kultband Alkbottle bietet das, was sie seit jeher geboten hat. Nämlich eine musikalisch fetzige Interpretation mit milieutypischem Text. Der verwandelt den romantischen Hüttenausflug des Originals in eine Alkoholschlacht mit entsprechenden Folgen. Diese Umsetzung sollte man sich nicht nur mit einem Bier in der Hand, sondern auch mit einer gepflegten Portion Nostalgie anhören, denn die Band hat sich 2021 nach über 30 Jahren aufgelöst.

bottlebua1

Laaaaaangsame Weihnachten (beigesteuert von "tieger")

Wer nach der Alkbottle-Exkursion wieder in ruhigeren Gewässern treiben möchte, findet selbige beim Youtube-Account "allthesixes666". Der enthüllt die "trancigen" Qualitäten des Songs mit einfachen Mitteln. Er wurde einfach mittels "Paulstretch" (ein Verfahren, um Audioinhalte ohne Störeffekte und Änderung der Tonhöhen zu strecken) um gleich 800 Prozent verlangsamt.

Kaum etwas wird dem für die Festtage angesagten Konzept der Entschleunigung (und unseren Verweilzeiten, hrhr) gerechter als die 35-Minuten-und-27-Sekunden-Version von "Last Christmas".

allthesixes666

South of Christmas (beigesteuert von BonScott)

Slayer ist nicht unbedingt die Band, die man auf der Shortlist für Weihnachtsmusik-Awards hat. Bis man versucht, "South of Heaven" mit dem Instrumental-Track von "Last Christmas" zu kombinieren. Hie und da eine Anpassung des Timings, Übernahme von Teilen des Originals – fertig ist der eher, äh, religionskritische Mix. Auch Rammstein bekommen übrigens einen Gastauftritt. "Tell me baby, do you recognize me? NEIN! Well, it doesn’t surprise me."

Bill McClintock

Weihnachten, Gangnam Style (beigesteuert von Hagbard.Celine)

Es ist zehn Jahre her, da stürmte überraschend ein Song des südkoreanischen Künstlers Psy die Charts. Auf Youtube wurde "Gangnam Style" gar zum bislang meistgesehenen Video, das erstmals die Milliarden-Klick-Marke durchbrach. Seine Popularität bescherte uns auch allerlei Coverversionen und Mashups. Unweigerlich durfte auch eine Kombination mit "Last Christmas" nicht fehlen. Inhaltlich fehlt hier zwar die Harmonie, musikalisch aber funktioniert das erstaunlich gut.

Gábor Slezák

"Last Christmas" in der "Gay Bar" (beigesteuert von "Rotfabrikant")

Kein Mashup, sondern ein astreines Cover erschien 2013 als karitatives Projekt der Musikproduktionsfirma Fall On Your Sword. Die instrumentale Umsetzung kombiniert den 80er-Jahre-Hit mit zeitgenössischeren Rock- und Pop-Sounds.

Zu etwas Besonderem macht das Werk aber die Gesangsdarbietung von Dick Valentine, der dem Song seine ganz eigene Note verpasst. Wem der Name nichts sagt: Es handelt sich um den Sänger von Electric Six, die der größeren Öffentlichkeit vor allem dank ihres Kulthits "Gay Bar" ein Begriff sind.

Fall On Your Sword

Backstreet Christmas (beigesteuert von "Tschorsch Dablju Busch")

Das Jahrzehnt nach Wham bescherte uns eine Flut diverser Girl- und Boygroups, von denen ein Großteil nach ein, zwei Achtungserfolgen in der Versenkung verschwand. Nach einem etwas längeren Erfolgslauf tauchten auch die Backstreet Boys wieder auf. Und zwar mehrfach. Der Name ist eher nicht mehr Programm, denn die Mitglieder nähern sich allesamt ihren 50ern oder haben, wie im Fall von Sänger Kevin Richardson, das halbe Jahrhundert bereits hinter sich.

Macht aber nichts, denn ihr jüngst veröffentlichtes Cover von "Last Christmas" klingt immer noch wie ein Auszug aus den "Bravo"-Hits 1996. Ob das gut oder schlecht ist, möge man an dieser Stelle selbst entscheiden. Sie wissen ja nun, bei wem Sie sich für die Nominierung bedanken können (looking at you, Tschorsch Dablju).

Backstreet Boys

Schwiizerische Weihnachten (beigesteuert von "Herr Knackal")

Die Auswahl beschließt ein Eintrag aus zentraleuropäischen Gefilden mit einer sehr speziellen, aber charmanten Interpretation der deutschen Sprache. Ostfriesen und Tiroler dürfen aufatmen, gemeint ist natürlich die Schweiz.

Dort hat der öffentlich-rechtliche SRF 3 in der letzten Weihnachtssaison vor der Corona-Pandemie eine Version des Wham-Songs veröffentlicht, in der das Geschehen flapsig in Schwiizerdütsch erzählt wird. Auch die Untertitel wurden beinhart in der Deutschvariante der werten Eidgenossen verfasst, was an manchen Stellen das Verständnis für Deutsche und Österreicher etwas erschweren könnte. Dennoch darf man sich von dieser Umsetzung den Weihnachtsabend humoristisch versüßen lassen. (Georg Pichler, 1.12.2022)

SRF 3