Es dürften vor allem die im Obst und Gemüse enthaltenen Antioxidantien sein, die das Darmkrebsrisiko bei Männern senken.

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Durch einen gesünderen Lebensstil lassen sich ziemlich viele Lebensjahre gewinnen. Eine deutsche Studie hat das heuer im Frühjahr zu quantifizieren versucht. Sind Risikofaktoren wie Rauchen, Body-Mass-Index, Hüftumfang, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität, Diabetes, Bluthochdruck besonders schlecht, kann das bei Männern die Lebenserwartung um 17 Jahre senken; bei Frauen sind es immer noch knapp zehn Jahre. Werden noch fünf Blutserum-Marker berücksichtigt, kamen Wissenschafter des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) bei ihren Bezeichnungen sogar auf 23 Jahre Lebensverkürzung.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Ebenfalls wichtig ist die Ernährung, die möglichst ausgewogen und reich an Gemüse und Obst sein sollte. Und auch dazu gibt es eine neue Beobachtungsstudie im Zusammenhang mit Darmkrebs: Eine große US-Studie, an der 79.952 Männer aus den USA teilnahmen, ergab, dass jene Personen, die die größten Mengen an gesunden pflanzlichen Lebensmitteln zu sich nahmen, ein um 22 Prozent geringeres Darmkrebsrisiko hatten als diejenigen, die am wenigsten Pflanzen aßen. Bei den Frauen, von denen 93.475 in die Untersuchung einbezogen wurden, fanden die Forscher keinen solchen Zusammenhang. Zu Beginn der Studie waren die Männer im Durchschnitt 60 Jahre alt, die Frauen 59 Jahre.

Der Grund für die Unterschiede zwischen den Geschlechtern dürfte darin liegen, dass Männern insgesamt ein höheres Darmkrebsrisiko haben, wie die südkoreanische Ernährungswissenschafterin Jihye Kim (Kyung-Hee-Universität in Südkorea) betont: "Darmkrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebsart, und das Risiko, im Laufe des Lebens an Darmkrebs zu erkranken, liegt bei Männern bei eins zu 23 und bei Frauen bei eins zu 25", so die korrespondierende Autorin der neuen Beobachtungsstudie.

Keine kausalen Erklärungen

Während des Untersuchungszeitraums erkrankten 4.976 Personen (2,9 Prozent) an Darmkrebs. Neben der Ernährung wurden auch andere Faktoren berücksichtigt, die die Ergebnisse beeinflussen könnten, wie etwa das Übergewicht. Die Forschenden wiesen darauf hin, dass aufgrund des Beobachtungscharakters der Studie noch keine Schlussfolgerungen über einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Verzehr pflanzlicher Lebensmittel und dem Darmkrebsrisiko gezogen werden können.

Für die Untersuchung, die im Journal "BMC Medicine" erschien, wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt, wie oft sie bestimmte Lebensmittel und Getränke aus einer Liste von mehr als 180 Produkten zu sich nehmen. Sie wurden auch nach der Größe der Portionen gefragt. Die Teilnehmer konnten ankreuzen, dass sie die einzelnen Lebensmittel "nie oder fast nie" bis hin zu "zweimal oder mehrmals am Tag" verzehren. Bei den Getränken reichten die Antworten von "nie oder fast nie" bis zu "viermal oder öfter am Tag".

Antioxidantien als mögliche Erklärung

Die Lebensmittelgruppen wurden in gesunde pflanzliche Lebensmittel (Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, pflanzliche Öle, Nüsse, Hülsenfrüchte wie Linsen und Kichererbsen, Tee und Kaffee), weniger gesunde pflanzliche Lebensmittel (raffinierte Körner, Fruchtsäfte, Kartoffeln, zugesetzter Zucker) und tierische Lebensmittel (tierische Fette, Milchprodukte, Eier, Fisch oder Meeresfrüchte, Fleisch) eingeteilt. "Wir vermuten, dass die in Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukten enthaltenen Antioxidantien dazu beitragen könnten, das Darmkrebsrisiko zu senken, indem sie chronische Entzündungen unterdrücken, die zu Krebs führen können", so Kim.

Die meisten Menschen, bei denen Darmkrebs diagnostiziert wird, sind über 60 Jahre alt. Die Fachleute fanden zudem heraus, dass der Zusammenhang bei Männern auch je nach ethnischer Herkunft variiert. So lag das verringerte Krebsrisiko bei japanisch-amerikanischen Männern bei 20 Prozent, bei Männern europäischer Herkunft jedoch bei 24 Prozent. Das Team erklärte, dass weitere Forschungen zu den Unterschieden zwischen den Ethnien erforderlich seien. (tasch, 1.12.2022)