Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat einen Ermittlungsauftrag an die Kriminalpolizei erteilt.

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Im Missbrauchskomplex rund um einen Wiener Pädagogen und Feriencampbetreuer wurde bereits im Jahr 2013 eine erste Anzeige wegen eines sexuellen Übergriffs auf einen Jugendlichen eingereicht. Erst eine zweite Anzeige im Jahr 2019 brachte aber den Fall ins Rollen: Der Sportlehrer soll zahlreiche Schüler sexuell missbraucht sowie kinderpornografisches Material angefertigt haben. Zumindest 25 Opfer konnten laut den Ermittlungen der Polizei auf Fotos und Videos identifiziert werden, erste Missbrauchshandlungen soll es bereits ab dem Jahr 2004 gegeben haben. Der Pädagoge beging im Mai 2019 Suizid.

Die erste Anzeige dürfte versandet sein – obwohl der Pädagoge 2013 laut Landespolizeidirektion Niederösterreich als Beschuldigter vernommen worden war. Im Aktensystem der Polizei scheint jedenfalls nach Eigenangaben "kein Akt zu dieser Causa" auf. Aus dem Justizministerium hieß es: "Es gibt aus dem Jahr 2013 kein diesbezügliches Ermittlungsverfahren." Eine Aufklärung hat bis heute nicht stattgefunden. Mitte November brachte Opferanwältin Herta Bauer bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eine Anzeige wegen Verdachts des Amtsmissbrauchs gegen unbekannt ein.

Am Dienstag gab die Staatsanwaltschaft Niederösterreich auf Anfrage des STANDARD bekannt, dass in dieser Causa ermittelt wird. "Am 18. November wurde ein entsprechender Ermittlungsauftrag an die Kriminalpolizei erteilt", sagte Behördensprecher Erich Habitzl. "Nun gilt es, die Ermittlungsergebnisse abzuwarten."

Betreuer in Feriencamp im Salzkammergut

Die erste Missbrauchsanzeige wurde sechs Jahre vor Bekanntwerden der Causa eingereicht. Konkret soll sich der Übergriff in einem Feriencamp im Salzkammergut zugetragen haben. Denn der Pädagoge war in den Sommermonaten von 1990 bis 2010 auch als Campbetreuer tätig. Der Übergriff soll sich im Jahr 2006 ereignet haben, der Betroffene war damals 13 Jahre alt. Angezeigt wurde der Vorfall erst sieben Jahre später: Als jungem Erwachsenen sei ihm im Rahmen einer Therapiesitzung bewusst geworden, dass es hier einen Übergriff gegeben habe, sagte der Betroffene dem STANDARD. (David Krutzler, 29.11.2022)