Wer eine möglichst realistische Spielerfahrung möchte und Militärsimulationen mag, der kommt kaum an der "Arma"-Reihe vorbei. Die vom tschechischen Entwicklerstudio Bohemia Interactive entwickelte Reihe hat in ihrer Nische längst Kultstatus und dank so mancher Fanprojekte auch Breitenwirkung darüber hinaus entfaltet. So begannen etwa das Multiplayer-Zombiesurvival-Game "Day Z" und der Battle Royale-Pionier "PUBG" ihr Dasein ursprünglich als von Fans gebaute Modifikation von "Arma"-Games.

Auch dieser Tage ist "Arma" immer wieder in den Schlagzeilen. Einerseits weil Bohemia seit geraumer Zeit an der nächsten Ausgabe, "Arma 4", arbeitet. Andererseits weil der aktuelle Teil, "Arma 3", immer wieder für Desinformation missbraucht wird.

Mehr Fakes seit Ukraine-Krieg

Syrien, Afghanistan, Palästina, Indien und Pakistan – für diverse Kriege und Konflikte wurden bereits Videos in Umlauf gebracht, die bestimmte Kampfhandlungen zeigen sollen, aber keine realen Aufnahmen sind, sondern in "Arma" gestellt und anschließend bearbeitet wurden.

Dieses Phänomen hat laut Bohemia seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine stark zugenommen. Auch Medien und Regierungsorganisationen sind auf solche Fälschungen bereits hereingefallen, weswegen man jetzt in einem Blogeintrag Stellung bezieht und sich frustriert ob des Missbrauchs des eigenen Werks zeigt.

Ohne Manipulationen sind Ausschnitte wie dieser leicht als Szene aus einem Videospiel zu erkennen.
Foto: Arma 3

"Für jedes entfernte Video kommen zehn neue"

In diesem spricht man sich deutlich gegen diesen Missbrauch des Spiels aus. Man betont, dass "Arma 3" nicht nur eine Militärsimulation sei, sondern eine Open-World-Sandbox, die von Spielern nach eigenem Belieben in hohem Umfang angepasst werden kann. Dabei verweist man darauf, dass es alleine für den aktuellen Teil der Reihe bereits über 20.000 Modifikationen gibt. Das Spiel an sich stellt aber keine reale Auseinandersetzung dar, sondern einen fiktiven Konflikt auf der dem griechischen Eiland Limnos nachempfundenen Insel Altis. Man sei stolz auf die große Offenheit des Spiels, die im Bezug auf den Missbrauch aber auch seine größte Schwäche sei.

"Wir haben versucht, gegen solche Inhalte zu kämpfen, indem wir diese Videos bei den Plattformanbietern (Facebook, Youtube, Instagram etc.) melden, aber das ist sehr ineffektiv", schreibt PR-Manager Pavel Křižka im Namen des Studios. "Für jedes Video, das entfernt wird, werden jeden Tag zehn neue hochgeladen."

Daher setze man auf aktive Kooperation mit führenden Medien und Factcheckern, darunter die Nachrichtenagenturen AFP und Reuters. Denn diese haben eine höhere Reichweite und bessere Kapazitäten, um effektiv gegen die Verbreitung von Fake News vorzugehen.

Bei Fakes handelt es sich häufig um Spielausschnitte zu Nachtzeiten oder bei Schlechtwetter.
Foto: Arma 3

Worauf man achten sollte

Man selbst betreibt aber auch Aufklärung und hat ein Video veröffentlicht, in dem man typische Merkmale eines mittels "Arma" hergestellten Fake-Videos aufzeigt. Ein typischer Marker ist etwa niedrige Auflösung bzw. schlechte Darstellungsqualität. Diese dient dazu zu verschleiern, dass es sich um einen Ausschnitt aus einem Videospiel handelt. Bei unverfälschtem Videomaterial wäre dies einfach erkennbar. Aus demselben Grund handelt es sich auch fast immer um Szenen in der Nacht oder bei Schlechtwetter.

Auch übertrieben wackelige Kameraführung kennzeichnet manipulierte Aufnahmen. Damit soll der Eindruck einer händischen Aufnahme mit einer Kamera erweckt werden. Meistens enthalten die Videos auch keinen Sound, da die Geräusche aus dem Spiel gut von realem Gefechtslärm zu unterscheiden sind. Erkennbar sind Fakes oft auch daran, dass nur Fahrzeuge und Fluggeräte zu sehen sind, aber keine Menschen. Die realistische Darstellung von Menschen in Bewegung ist nach wie vor eine große Herausforderung für Spielestudios.

Bohemia Interactive

Ähnliches gilt für Partikeleffekte wie Staubaufwirbelung oder Explosionen, die bei genauem Hinsehen ebenfalls gut als digitales Machwerk zu erkennen sind. Bohemia rät, insbesondere auf eigenartig separierte Wölkchen zu achten, die bei der Berechnung solcher Effekte entstehen können.

Weiters weist man darauf hin, dass in den Fakes immer wieder auch Teile der Heads-up-Display-Elemente zu sehen sind, die einem Spieler angezeigt werden. Und zwar üblicherweise an den Rändern der Aufnahme. Genauer hinsehen sollte man auch bei Uniformen, Abzeichen oder Kampfgerät. Diese seien oft nicht realistisch und zeigen etwa Waffen im Einsatz, über die die jeweilige Partei im realen Krieg oder Konflikt gar nicht verfügt.

Danke an engagierte "Arma"-Fans

Zu guter Letzt ruft man die Spielerschaft noch auf, verantwortungsvoll mit Aufnahmen aus "Arma" umzugehen. Man solle auf Clickbait-Videotitel verzichten und deutlich angeben, dass es sich um Inhalte aus einem Spiel handelt und das Gezeigte keine reale Situation abbildet. Zudem bedankt man sich bei Spielerinnen und Spielern, die dank ihrer "Arma"-Kenntnisse bei der Aufklärung von Fakes geholfen haben. (gpi, 30.11.2022)