Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) stellte das Vorhaben, das bereits 2019 gestartet war, dann aber durch die Pandemie unterbrochen werden musste, nun erstmals vor.

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Wien – Städte und Ballungszentren entwickeln sich weltweit äußerst dynamisch, da ist gerade Wien, das stark wächst und bald zwei Millionen Menschen beheimatet, keine Ausnahme. Mit steigendem Zuzug erhöhen sich auch die Anforderungen an die Kulturpolitik. Was braucht es in der Stadt, um ein möglichst breit gefächertes und vor allem angenommenes Kulturangebot auch in Hinkunft bieten zu können?

Wie es bereits andere Städte und Länder in den letzten Jahren taten, will sich nun auch Wien eine umfassende Kulturstrategie geben. Sie soll bis zum Jahr 2030 reichen und Leitlinien vorgeben, an denen sich die Stadtregierungen der kommenden Jahre orientieren können. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) stellte das Vorhaben, das bereits 2019 gestartet war, dann aber durch die Pandemie unterbrochen werden musste, nun erstmals vor.

Breit angelegter Prozess

Aufgesetzt wurde ein breit angelegter Prozess, an dem sich möglichst viele Menschen beteiligen sollen: Bisher gehört wurden Fachleute aller Sparten aus großen und kleinen Kultureinrichtungen, Wissenschafter, Kulturverwaltung und Politik, in einem weiteren Schritt soll sich über die Website kulturstrategie2030.wien. gv.at überhaupt jede interessierte Person einbringen können. Organisiert wird der partizipative Prozess nach einer Ausschreibung vom Beratungsunternehmen Ernest & Young, die Kosten dafür liegen bei gut 115.000 Euro.

Schwer tut man sich noch damit, die Meinungen jener einzuholen, die das städtische Kulturangebot bisher nicht wahrgenommen haben – es wird wohl die eine oder andere Studie brauchen. Von Umfragen beim Wiener Kultursommer – ein aus der Covid-Not geborenes Gratisfestival, bei dem quer durch die Stadt verteilt Bühnen im öffentlichen Raum aufgestellt wurden – wisse man aber, dass vierzig Prozent der Besuchenden dadurch überhaupt erstmalig mit Kunst und Kultur in Berührung kamen. Für Kaup-Hasler ist das eine Bestätigung, dass ihr Anliegen einer verstärkten "dezentralen Kulturpolitik", das Stärken kultureller Angebote in Randgebieten, wirkt. Sechs sogenannte "Ankerzentren" in großen Flächenbezirken wurden bereits geschaffen.

Keine voreiligen Schlüsse

"Kulturelle Infrastruktur und neue Räume" ist denn auch eines der bereits erarbeiteten acht "Handlungsfelder", mit denen sich die Strategie befassen soll. "Diversität und Gleichberechtigung" ist ein weiteres, außerdem: "Klimaverträglichkeit", "Krisenresiliente Kunst- und Kulturszene", "Digitalisierung", "Zeitgemäße Gedenk- und Erinnerungskultur", "Fair Pay und soziale Absicherung" sowie "Leistbare Kultur und inklusive Teilhabe".

Letzteres wird aktuell auch unter dem Schlagwort "Publikumsschwund" diskutiert. Für Kaup-Hasler habe dies vor allem noch mit den Nachwirkungen der Pandemie zu tun, weswegen sie vor voreiligen Schlüssen warnt. Die Kulturstrategie, im Herbst 2023 wird sie präsentiert, solle jedenfalls "das aufzeigen, was fehlt, wo es Lücken gibt". Die konkrete Umsetzung bleibt freilich eine Frage der Tagespolitik. (Stefan Weiss, 30.11.2022)