Die Gattin des britischen Königs Charles, Camilla, hat den Rücktritt einer Mitarbeiterin angenommen, die bei einem Empfang eine schwarze Britin mit Fragen nach ihrer "wahren Herkunft" bedrängt hatte.

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"Ich weiß es nicht, sie haben damals keine Papiere zurückgelassen." Spätestens an diesem Punkt einer längeren Konversation zwischen der schwarzen Chefin einer britischen NGO, Ngozi Fulani, und einer Mitarbeiterin von Königin Camilla bei einem Empfang hätte eine Fragerunde zur "wahren Herkunft" der Besucherin enden können. Sie ging aber, wie Fulani in einem Twitter-Beitrag beschreibt, weiter – und zwar noch über einige zunehmend unangenehme Runden.

"Aus welchem Teil von Afrika sind Sie?", "Sie müssen doch wissen, wo Sie her sind?, "Woher kommen Ihre Leute?", "Ich sehe, wir haben hier ein Problem, das aus Ihnen herauszubekommen" und "Welche Nationalität haben Sie?" lauten einige weitere Sätze des Dialogs. Fulani hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehrfach gesagt, dass sie im Londoner Stadtteil Hackney wohne und britische Staatsbürgerin sei. Die Mitarbeiterin soll Fulani zudem in die Haare gegriffen haben, um ihr darunterliegendes Namensschild zu lesen.

Wie der "Guardian" berichtet, hat der Austausch mit Fulani, deren NGO schwarzen Missbrauchsopfern Unterstützung bietet, für die Mitarbeiterin von Camilla nun Folgen. Diese habe zwar zum Ausdruck gebracht, dass sie sich "zutiefst entschuldigen" wolle, habe aber trotzdem ihren ehrenamtlich ausgeübten Posten zur Verfügung gestellt. Der Palast habe dies angenommen. Selbst sehe man die Äußerungen als "inakzeptabel und zutiefst bedauernswert" an, heißt es in der Aussendung weiter. Dass die Unterhaltung so wie beschrieben stattgefunden habe, bestätigten der Zeitung zwei Ohrenzeuginnen des Austauschs.

Erinnerungen an bisherigen Rassismus

Der Palast hat laut der Aussendung zudem all seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran erinnert, dass sie sich stets an Vorgaben zur Diversität und zur Inklusion aller Menschen zu halten hätten. Es ist freilich dennoch nicht der erste Vorwurf rassistischen Verhaltens, der sich gegen den Buckingham Palace richtet. Vor eineinhalb Jahren hatte die Ehefrau von Prinz Harry, die Schauspielerin Meghan Markle, die rassistische Atmosphäre zu Hofe beschrieben und damit für Diskussionen gesorgt. Später 2021 berichtete der "Guardian", auch unter der mittlerweile verstorbenen Königin Elizabeth II. habe es im Königshaus Regelungen gegeben, um Mitglieder ethnischer Minderheiten von Führungsrollen in der Verwaltung fernzuhalten.

DER STANDARD

Fulani nahm die neuen Entwicklungen in einem Twitter-Eintrag zur Kenntnis. Allerdings könne man die Situation nicht mehr rückgängig machen, merkt sie an. Die Sache habe bei ihr "ausgelöst, dass mir eine hässliche Wahrheit bewusst geworden ist", schrieb sie. Beim Empfang habe es auch niemanden gegeben, den sie auf ihren Schock hätte ansprechen können – Camilla habe sie über das Gespräch nicht informiert. Eine der Ohrenzeuginnen meldete sich auch zu Wort: Die Chefin der Women's Equality Party, Mandu Reid, schrieb auf Twitter: "Für Leute wie Lady SH (die Mitarbeiterin, Anm.) werden Menschen wie wir wohl nie wirklich dazugehören." (mesc, 30.11.2022)