Die Kammerschauspielerin Christiane Hörbiger war fast sieben Jahrzehnte lang auf der Bühne, in Film und Fernsehen präsent. Sie starb am Mittwoch im Alter von 84 Jahren in Wien.

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Bei einem Pressetermin – ich glaube, es war während des Drehs zum Film Blatt und Blüte mit Götz George im Jahr 2004 – beantwortete Christiane Hörbiger die Fragen der Journalistinnen und Journalisten nur flüsternd. Eine Verkühlung? Keineswegs, die Hörbiger schonte einfach ihre Stimme und sprach deshalb nur leise.

So war sie: Die Rolle war ihr wichtig, im Einsatz dafür blieb sie stets kompromisslos.

Schauspieler-Dynastie

Geboren am 13. Oktober 1938 in Wien, war sie neben Elisabeth und Maresa eine von drei Töchtern aus der Schauspielerehe von Paula Wessely und Attila Hörbiger. Vom Wunsch, den Beruf der Schauspielerin zu ergreifen, schienen die Eltern offenbar wenig begeistert. Christiane sollte Zuckerbäckerin werden. Die zu diesem Vorhaben eigens gekaufte Konditorei ging aber in Konkurs, weshalb nach absolvierter Handelsschule dem gefassten Plan nichts mehr im Wege stand.

Ihr Studium am Reinhardt-Seminar brach sie ab. Dreharbeiten zum Film Kronprinz Rudolfs letzte Liebe bildeten ihr Debüt für eine lange Karriere bei Theater, Film und Fernsehen.

Die war anfangs eher durchwachsen. Für ihr Bühnendebüt als Recha in Lessings Nathan der Weise am Burgtheater im Jahr 1959 erntete sie vernichtende Kritiken. 1961 stand sie in Salzburg als Lottchen in Ferdinand Raimunds Der Bauer als Millionär erstmals neben ihrer Mutter auf der Bühne. Danach kehrte sie wieder ans Burgtheater zurück und spielte noch einmal die Rolle der Recha, diesmal mit großem Erfolg. Ab 1967 gehörte sie dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an. Von 1969 bis 1972 war sie die Buhlschaft im Salzburger Jedermann.

Durchbruch mit dem Fernsehen

Den großen Durchbruch schaffte sie Mitte der 1980er-Jahre aber mit dem Fernsehen. In der Serie Das Erbe der Guldenburgs – einem ausgewiesenen deutschen Pendant zu den damals großen Soap-Operas Dallas und Denver Clan – spielte sie neben Brigitte Horney und Ruth Maria Kubitschek die stolze, leicht schnippische, selbstbewusste Erhabene.

Eine Rolle, die ihr auf den Leib geschrieben schien und die sie fortan als Muster immer wieder einzusetzen wusste, in etlichen Fernseh- und Kinofilmen wie der preisgekrönten Satire Schtonk über die gefälschten Hitler-Tagebücher sowie in Filmen Xaver Schwarzenbergers, Tafelspitz und Lamorte.

Und natürlich mit der Titelrolle in ihrem größten Fernsehserienerfolg Julia – Eine ungewöhnliche Frau, die sie von 1998 bis 2003 verkörperte. Weitere Publikumserfolge folgten, etwa mit Nikolaus Leytners Justizdrama Die Geschworene oder Paul Harathers Thriller Die Gottesanbeterin. Für ihre Interpretation in Dürrenmatts Besuch der alten Dame heimste sie Kritikerlob ein.

Hörbiger war in erster Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück verheiratet. Ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes Sascha, der Schweizer Journalist Rolf R. Bigler, starb 1978. Einen neuen Lebensgefährten fand die Schauspielerin im Wiener Regisseur und Autor Gerhard Tötschinger, der im Sommer 2016 starb.

Christiane Hörbiger erhielt zahlreiche Preise, den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, den Adolf-Grimme-Preis, den Karl-Valentin-Orden und den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Deutschen Fernsehpreis. 2004 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt, 2009 folgte die Wiener Ehrenmedaille in Gold.

Unicef-Botschafterin

Ab 2003 war Hörbiger Unicef-Botschafterin für Österreich und setzte sich für die Deutsche Krebshilfe ein. Politisch meldete sie sich immer wieder zu Wort. 2010 trat sie etwa bei der Landtagswahl in Wien in einem Video für Michael Häupl und die SPÖ auf, 2016 für den damaligen Bundespräsidentschaftskandidaten der SPÖ, Rudolf Hundstorfer. 2019 unterstützte sie in einem vieldiskutierten Video Sebastian Kurz.

Am Mittwoch starb die Schauspielerin Christiane Hörbiger im Alter von 84 Jahren in Wien. (Doris Priesching, 30.11.2022)