Das damalige Heeresmuseum habe über 570 Objekte aus der Sammlung des jüdischen Fleischhändlers Saul Juer erworben, die vom Beirat als "nichtige Rechtsgeschäfte" gewertet wurden.

Foto: APA / HERBERT NEUBAUER

Wien – Der Kunstrückgabebeirat hat in seiner 100. Sitzung am heutigen Mittwoch fünf Empfehlungen beschlossen, wobei man sich in zwei Fällen für eine Restitution aussprach. Davon betroffen sind Objekte aus dem Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) sowie dem Theatermuseum. Zu keiner Rückgabeempfehlung kam es in Fällen, in denen Objekte aus der Wiener Universitätsbibliothek, dem Naturhistorische Museum (NHM) sowie dem mumok behandelt wurde.

Das damalige Heeresmuseum habe über 570 Objekte aus der Sammlung des jüdischen Fleischhändlers Saul Juer erworben, die vom Beirat als "nichtige Rechtsgeschäfte" gewertet wurden. Zwei Aquarelle von Giovanni Battista Minghi befinden sich wiederum seit 1950 im Theatermuseum und waren Teil der Kunstsammlung von Julius Neumann. Auch hier empfahl der Beirat eine Rückgabe, wobei wie bei der Sammlung Juer festzuhalten sei, dass ein Großteil der ursprünglich vorhandenen Objekte bis heute verschollen ist.

Ägyptischer Mumienkopf

Zu keiner Rückgabeempfehlung sah man sich bei 83 Büchern aus der Bibliothek des Märchenforschers Albert Franz Maria Wesselski veranlasst, die sich heute in der Universitätsbibliothek Wien respektive im Eigentum des Bundes befinden. Zur selben Entscheidung kam der Beirat bei einem ägyptischen Mumienkopf aus dem NHM. Und schließlich gab man auch bei acht Werken Raoul Hausmanns, die das damalige Museum des 20. Jahrhunderts 1961 angekauft hatte, keine Restitutionsempfehlung ab.

In den 100 Sitzungen seit 1998 hat der Kunstrückgabebeirat Empfehlungen zu 390 Fällen ausgesprochen, zeigte sich Beiratsvorsitzende Clemens Jabloner von der Produktivität erfreut. Die Aufarbeitung des Vermögensentzugs unter den Nationalsozialisten sei jedoch hinsichtlich der Auswirkungen auf die Sammlungen des Bundes "keineswegs abgeschlossen", hieß es in der Aussendung. (APA; 30.11.2022)