1888 eröffnete der Brauer Carl Jacobsen die Glyptotek.

Foto: Ny Carlsberg Glyptotek / Daniel Rasmussen

Im Innenhof liegt ein idyllischer Wintergarten mit Minidschungel.

Foto: Ny Carlsberg Glyptotek / Daniel Rasmussen

Wie in vielen Kopenhagenern Museen gibt es auch hier ein stylishes Café.

Foto: Ny Carlsberg Glyptotek / Malin Poppy Darcy Mörner

In den oft menschenleeren Gängen stehen viele Büsten aus der Jacobsen-Sammlung.

Foto: Ny Carlsberg Glyptotek

Die Marmorstatuen bilden einen Zeitraum von 6.000 Jahren Kunstgeschichte ab.

Foto: Ny Carlsberg Glyptotek

Ich weiß gar nicht mehr genau, wer mir diesen Tipp gegeben hat. War es der Portier nebenan im Nobis Hotel oder der Barista aus dem Café Wild Horses, wo es mindestens den besten Espresso der Stadt gibt? Jedenfalls stand ich an einem Novembersamstag kurz nach Museumsöffnung in der Glyptothek von Kopenhagen – und fühlte mich seltsam beruhigt. Obwohl der erste Eindruck leicht irritierte. Die Glyptothek ist zwar ein Prachtbau aus dem späten 19. Jahrhundert, er wird jedoch von einer abweisenden Backsteinfassade vor neugierigen Blicken geschützt. Große Bögen zieren vermauerte Fensternischen, nur eine Glaskuppel verrät dem Besucher, dass es sich nicht um ein besonders monumentales Krematorium handelt.

Wintergarten mit Café

Sobald der Besucher jedoch eintritt, den Lärm vom nahen Tivoli-Park hinter sich lässt und den Wintergarten im Innenhof entdeckt, schlägt die Skepsis in Begeisterung um. Das ist kein gewöhnliches Blumentopfarrangement unter Glas, das minimales Licht aus dem grauen dänischen Himmel durchlässt. Es ist ein Tropenhaus mit riesigen Palmen, kleinen Spazierwegen, Bänken zum Ausruhen und einem plätschernden Brunnen in der Mitte. Eine hypnotisierende Ruhe liegt über der Botanik, offene Wege führen zu den einzelnen Abteilungen des Museums, dem Shop am Innenhofrand und – natürlich – einem Café. Die Dänen trinken ihren schwarzen Muntermacher am liebsten den ganzen Tag, ein Land im permanenten Koffein-High. Wenn dabei solche Museen herauskommen: Mehr davon!

Der Brauer mit den Skulpturen

Eröffnet hat das Haus 1888 der Mäzen Carl Jacobsen, weltberühmt und millionenschwer geworden dank der Carlsberg-Brauerei, deshalb trägt das Haus bis heute den offiziellen Titel Ny Carlsberg Glyptotek. Er stiftete dem Museum seine Kunstsammlung, antike Büsten, steinerne Damen ohne Arme und Herren ohne Beine. An jenem Vormittag wandelte ich durch beinahe menschenleere Gänge, spazierte an Skulpturen vorbei, die mich durchdringend ansahen oder galant über mich hinweg schauten.

Aber das Schönste war, wieder zum Innenhof zurückzukehren. Inzwischen saßen einige Pärchen verschiedener Altersstufe in diesem Mini-Dschungel, sie hielten schüchtern Händchen und flüsterten. Ich setze mich hinzu, schaute minutenlang dem Wiegen der Palmen zu und dachte zufrieden: High, hygge, einerlei! (Ulf Lippitz, 5.12.2022)