Fraktionschef Ian Blackford will eine neue Rolle in der schottischen Unabhängigkeitskampagne wahrnehmen.

Foto: REUTERS/RUSSELL CHEYNE

London/Edinburgh – Der für seine krawalligen Attacken gegen die konservative Regierung berüchtigte Fraktionschef der Schottischen Nationalpartei (SNP) im britischen Unterhaus, Ian Blackford, tritt zurück. Er werde eine neue Rolle in der schottischen Unabhängigkeitskampagne wahrnehmen und zudem Abgeordneter für seinen Wahlbezirk bleiben. Das kündigte der 61-Jährige am Donnerstag an.

Im Sommer hatte es Kritik an Blackfords Rückendeckung für einen Parteikollegen, dem sexuelle Belästigung vorgeworfen wurde, gegeben.

Die Schottische Nationalpartei musste in ihrem Streben nach Unabhängigkeit zuletzt einen Dämpfer hinnehmen: Das oberste britische Gericht entschied, dass Schottland nicht ohne Zustimmung aus London eine Volksabstimmung abhalten darf – was die Pläne für ein Unabhängigkeitsreferendum im kommenden Jahr zunächst auf Eis legt.

Sturgeon: Brexit hat Situation geändert

Allerdings stieg einer aktuellen Umfrage zufolge die Zustimmung der Schottinnen und Schotten für eine Loslösung vom Vereinigten Königreich. In einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Redfield & Wilton gab in der vergangenen Woche knapp die Hälfte der befragten Schotten (49 Prozent) an, für die Unabhängigkeit ihres Landes stimmen zu wollen, wenn unmittelbar ein Referendum anstünde.

45 Prozent würden demnach mit Nein stimmen, der Rest war unentschieden. Die Umfrage wurde nach dem Urteil des Supreme Court durchgeführt. In einer vergleichbaren Umfrage von September des vergangenen Jahres gaben nur 44 Prozent an, mit Ja stimmen zu wollen.

Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon will ihr Land aus dem Vereinigten Königreich und zurück in die Europäische Union führen. Ihre Argumentation: Der Brexit habe die Situation so verändert, dass ein neues Referendum stattfinden müsse. 2014 hatte eine Mehrheit der Schotten sich gegen die Unabhängigkeit entschieden. (APA, red, 1.12.2022)