DER STANDARD ist von den Fördergeldern nicht wirtschaftlich abhängig. Sie sind für uns aber ein wichtiges und sehr gutes Mittel, um unsere Aktivitäten im kleinen Medienmarkt Österreich weiter ausbauen zu können.

Foto: STANDARD, Corn

Im Transparenzblog "So sind wir" berichtet die STANDARD-Redaktion über die eigene Arbeitsweise. Nach welchen medienethischen Grundregeln handeln wir? Aus welchen Fehlern lernen wir? Wir machen unsere Selbstreflexion öffentlich.

Bei der im November 2022 erstmals vergebenen Förderung der digitalen Transformation wurden dem STANDARD 3,2 Millionen Euro zuerkannt. Insgesamt wurden 53 Millionen Euro an die Medien verteilt, die der Staat seit 2020 mit der Digitalsteuer einhebt. Auf der Plattform der Behörde RTR sind die geförderten Projekte nur mit einem Namen und Betrag beschrieben. Daher möchten wir hier transparent machen, welche Projekte wir eingereicht haben und nun gefördert bekommen.

Im Projekt "Lido" tauschen wir unser altes Redaktionssystem durch das neue Programm "Livingdocs" aus. Dies betrifft das primäre Arbeitsmittel aller Redakteurinnen und Redakteure; dort entstehen unsere Texte. Wir erwarten uns dadurch mehr Zeit fürs Schreiben, da die Bedienung unserer heute noch unterschiedlichen Systeme (Print/Online), die damit verbundenen komplizierten Abläufe sowie die mangelnde Bedienfreundlichkeit unseres bestehenden Redaktionssystems sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Im Projekt "Workflow" passen wir den täglichen Arbeitsablauf der Redaktion an die neuen Möglichkeiten des Systems "Livingdocs" an. Wenn 190 Redakteurinnen und Redakteure täglich in Echtzeit Liveberichte, eine Website, eine Tageszeitung, Podcasts, TV-Sendungen, Kommentare, Analysen, interaktive Datenvisualisierungen gleichzeitig und gemeinsam produzieren, braucht es ganz fein aufeinander abgestimmte Arbeitsweisen. Von der Planung der Inhalte, der mit dem neuen Programm dann erstmals zeitgleich möglichen gemeinsamen Arbeit an einem Text durch mehrere Redakteurinnen über das Korrektorat und das Layout bis zu den unterschiedlichen Publikationsformen erarbeiten wir uns alle Arbeitsabläufe neu.

Im Projekt "Agora und Momo" erneuern wir die in die Jahre gekommene Forumssoftware und damit unsere Community-Plattform. Ziel ist es, öffentliche Debatte auch abseits der täglichen Berichterstattung zu ermöglichen. Mit Community-Foren sowie personalisierten Content-Feeds wollen wir den Austausch unter unseren Userinnen und Usern auch zu sehr spezifischen Interessen und Themen ermöglichen und fördern.

Neben dieser Projektförderung wird von der RTR im Rahmen der Förderung der digitalen Transformation auch eine sogenannte Anreizförderung vergeben. Für diese gilt es, ebenfalls ein konkretes Vorhaben und einen Arbeitsplan einzureichen. Wir haben dafür den Transformationsprozess zur strategischen Zusammenführung der Print- und digitalen Abo-Welten eingereicht und gefördert bekommen.

Presseförderung, Privatrundfunkförderung, Wiener Medienförderung

Abgesehen von der Förderung der digitalen Transformation bewerben wir uns auch um die Presseförderung und die Privatrundfunkförderung. Mit der Privatrundfunkförderung, ebenfalls vergeben durch die RTR, haben wir unseren TV-Sender DER STANDARD TV, abrufbar im Kabelnetz von A1, im Jahr 2020 gegründet und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Ausführliche Nachrichten und deren kompetente Einordnung durch die Expertise der Redakteurinnen und Redakteure des STANDARD sowie Diskussionssendungen und Reportagen stehen im Zentrum der Nachrichtensendung.

Unbedingt zu erwähnen ist auch die Wiener Medienförderung, die für unsere Formatideen ein sehr gut geeignetes Programm anbietet, hierbei wurden in den letzten Jahren unter anderem die folgenden Projekte gefördert:

  • Podcasts, mit denen wir heute in Österreich die Rankings anführen, erlebten in diesem Förderprogramm ihre ersten Gehversuche. Wir probierten Inhalte, Sendungsaufbau, Verbreitungswege und wirtschaftliche Modelle aus. Die Erfahrung floss in den weiteren Aufbau des heutigen Podcast-Ressorts.
  • Das Diskursformat "Wien spricht", bei dem wir offline und online Menschen mit unterschiedlichen Ansätzen zum Gespräch und Austausch motivieren und davon berichten, wurde ebenfalls über die Wiener Medienförderung gefördert.

Der Erfolg des Förderprogramms lässt sich unter anderem daran messen, dass die vor Jahren geförderten Formate heute in den journalistischen Alltag integriert wurden. Die redaktionelle Hoheit lag wie bei allen Förderprojekten ausschließlich bei der STANDARD-Redaktion.

DER STANDARD ist von den Fördergeldern nicht wirtschaftlich abhängig. Sie sind für uns aber ein wichtiges und sehr gutes Mittel, um unsere Aktivitäten im kleinen Medienmarkt Österreich weiter ausbauen zu können sowie um die digitale Transformation im Haus erfolgreich zu finalisieren. Wir bewerben uns um Förderungen für Projekte, die wir geplant haben, aber nur sehr schwer ausschließlich aus eigenen budgetären Mitteln finanzieren können. Mit der Förderung haben wir eine größere Chance, diese zu realisieren beziehungsweise können wir diese schneller oder größer umsetzen.

Gefördert werden Projekte je nach Instrument mit 30 bis 70 Prozent ihrer tatsächlichen Kosten. Die gesamten Kosten der Projekte gilt es zunächst vorzufinanzieren, dann in der vom Wirtschaftsprüfer geprüften Abrechnung zu belegen sowie den nicht geförderten Teil (70 bis 30 Prozent) aus eigenen Mitteln zu finanzieren.

Bei den qualitativen Mindestanforderungen an Förderwerber gibt es noch viele Möglichkeiten, sie zu verbessern. Eines der heute gesetzlich verankerten Kriterien ist es, im Medium "nicht wiederholt und systematisch zum gewaltsamen Kampf gegen die Demokratie oder den Rechtsstaat" aufgerufen zu haben. Es wäre wünschenswert, wenn es künftig bei der Vergabe von Förderungen deutlich härtere qualitative Kriterien sowie mehr Transparenz geben würde. Wir handeln schon heute danach. (Matthias Stöcher, 1.12.2022)