Keine Festplatte ist jemals groß genug für den ganzen digitalen Müll, den man im Lauf der Zeit ansammelt.

Foto: imago/Jochen Tack

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Speicherkapazität von Festplatten stetig zugenommen, und auch die kleinen Brüder der HDDs – die deutlich schnelleren SSDs – stellen ihren Nutzern inzwischen massig Speicherplatz zur Verfügung. Zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis gibt es wohl keine Festplatte, die groß genug ist, selbst das mächtigste Laufwerk stößt irgendwann an seine Grenzen.

Das liegt schlichtweg daran, dass parallel dazu auch die benötigte Speichermenge zugenommen hat. Spiele und Programme brauchen nun ein Vielfaches der Datenmenge, die noch ihre Vorgänger einforderten, und ein Video in 4K-Auflösung sieht zwar schicker aus, braucht aber auch mehr Platz als Familienfilme, die noch mit dem Camcorder in SD-Qualität aufgenommen wurden.

Was also tun, wenn der virtuelle Dachboden derart mit Erinnerungen und Werkzeugen vollgeräumt ist, dass er schon zu bersten droht und das dort untergebrachte digitale Familienalbum aus Platzgründen die Fotos vom vergangenen Familienausflug nicht mehr akzeptiert?

Herkömmliche Tipps für Platz auf der Festplatte

Im Internet gibt es unzählige Tipps, die hier und dort beim Abstauben der digitalen Rumpelkammer helfen sollen. So führt der erste Lösungsansatz etwa in die mit Windows mitgelieferten Tools zur Datenträgerbereinigung. Diese werden am schnellsten aufgerufen, indem im Suchfeld der Begriff "Datenträgerbereinigung" eingegeben wird, angeboten wird hier unter anderem das Leeren des Papierkorbs und das Löschen nicht mehr benötigter temporärer Dateien.

Viel lässt sich hier nicht herausholen.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Eh nett, aber im Selbstversuch wurde hier lediglich eine Speicherplatzersparnis im niedrigen Megabyte-Bereich versprochen – was angesichts einer Festplattengröße im Terabyte-Bereich schon recht mickrig ausfällt. Immerhin lassen sich mit der Funktion "Systemdaten bereinigen" noch ein paar zusätzliche Gigabyte freischaufeln. Die dicken Brocken müssen aber anderswo liegen.

Meist lautet somit die nächste Frage: Welche Programme kann ich wegschmeißen, um Platz zu schaffen? Hier führt der Weg in die Systemsteuerung und dort in die Funktion "Programme hinzufügen oder entfernen" – und schließlich bei jedem einzelnen Programm zu einer schmerzhaften Entscheidung: Wollte ich dieses Spiel nicht noch fertigspielen? Brauche ich vielleicht irgendwann noch einmal das Programm zum Bestellen von Fotobüchern?

"Pentiment" ... spiele ich dann eh irgendwann einmal. Installiert habe ich es schon länger.
Foto: Der Standard/Stefan Mey

Ähnlich gestaltet sich die Entscheidung beim Eliminieren eines weiteren Speicherfressers: eigener Dateien – vor allem Fotos und Videos – und natürlich des ganzen Mülls, der sich im Lauf der Zeit im Downloads-Ordner anhäuft. Hier gibt es diverse Tools, die einen Überblick über die Größe der einzelnen Ordner verschaffen, im Test hat sich etwa das kostenlose Treesize bewährt. Allerdings gilt auch hier: Es gibt schönere Tätigkeiten, als über jeden einzelnen Fotoordner zu entscheiden, ob er sich für den Platz auf der Festplatte würdig erweist.

Was wirklich hilft

Im Grunde gibt es nämlich nur eine Maßnahme, die tatsächlich gegen überfüllte Festplatten hilft: "Format C:" – oder, um es in Nicht-Nerd-Deutsch zu sagen: alles löschen. Tabula rasa. Weg mit allem, Zeit für einen Neuanfang.

Das ist natürlich ein radikaler Schritt, aber er hilft, sich ohne Kompromisse von diversen Altlasten zu befreien. Einzig sollte darauf geachtet werden, tatsächlich benötigte Dateien vorher zu sichern, entweder auf einer externen Festplatte, einem Miniserver (NAS) in der eigenen Wohnung oder auf einem externen Cloudspeicher wie Microsofts Onedrive, Google Drive oder Dropbox. Das gilt vor allem für Fotos, Videos – und für etwaige Dateien im meist kleinen, aber wichtigen "Dokumente"-Ordner.

Ein Neuanfang

Hat man diesen Schritt gesetzt, so kann das im besten Fall wie eine Wiedergeburt wirken – oder, um bei der Immobilien-Analogie des vollgeräumten Dachbodens zu bleiben: wie ein Umzug in einen frisch ausgemalten Neubau, nachdem zuvor der Inhalt des alten Zuhauses komplett auf dem Mistplatz entsorgt worden ist.

Denn: Nach der Neuinstallation des Betriebssystems sind nicht nur die Speicherfresser weg, sondern auch etwaige alte Treiber, die längst nicht mehr benötigt werden, ebenso wie diverse Freeware, die man mal herunter geladen hat, nun aber nicht mehr braucht. Treesize zum Beispiel. Dessen Download kann sich eigentlich jeder sparen, der konsequent rechtzeitig Tabula rasa macht, bevor es zu spät ist. (Stefan Mey, 2.12.2022)