Edward Snowden 2021 bei einer Videokonferenz.

Foto: Reuters / Astakhova

Moskau – Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter und spätere NSA-Whistleblower Edward Snowden ist nun vollwertiger russischer Staatsbürger. Der 39-Jährige, dem Präsident Wladimir Putin bereits im September die Staatsbürgerschaft zuerkannt hatte, hat sich am Freitag seinen Pass abgeholt, wie sein Anwaltsteam bestätigte. Snowden musste dabei auch einen Treueeid auf seine neue Heimat ablegen, wie mehrere US-Medien betonen. Beantragt hatten er und seine Gattin Lindsay Mills die Staatsbürgerschaft bereits vor zwei Jahren.

Snowdens Anwalt Anatoly Kutscherena betonte gegenüber der halbstaatlichen Agentur Interfax die Dankbarkeit, die Snowden gegenüber den russischen Behörden empfinde. "Das Wichtigste ist, dass er nun als russischer Bürger nach der Verfassung unseres Landes nicht an einen anderen Staat ausgeliefert werden kann."

Flucht auf verschlungenen Wegen

Snowden war im Sommer 2013 von den USA aus nach Hongkong geflüchtet, während mehrere ausgewählte Medien erste Details aus einem reichen Fundus an Geheimdienstmaterial enthüllten, das Snowden ihnen zuvor übergeben hatte. Dabei wurde unter anderem die umfangreiche Telefonüberwachung auch unter Verbündeten aufgedeckt, die die NSA betrieben hatte.

Snowden wollte eigentlich von Hongkong aus nach Südamerika weiterreisen, wurde daran aber durch Überflugsperren von befreundeten Staaten gehindert. Später landete er in Moskau, wo er um Asyl ansuchte. Die USA begehren seither seine Auslieferung und wollen ihm wegen Spionage den Prozess machen.

Eid auf die Kultur

Ob Snowden den Eid erst jetzt bei der Übergabe des Passes abgelegt hat oder dies bereits vor einigen Tagen oder Wochen erfolgt ist, war nicht unmittelbar klar. Es handelt sich aber um eine Prozedur, die bei Einbürgerungen üblich ist. Der Text verlangt unter anderem, Russland die Loyalität zu schwören und "die Pflichten eines Bürgers der russischen Förderation" zu erfüllen. Zudem wird gelobt, die Kultur, Geschichte und Traditionen des Landes zu achten. Bereits nach der Zuerkennung der Staatsbürgerschaft im September tweetete Snowden, dass er mit der neuen Staatsbürgerschaft auf Stabilität für sich und seine Familie hoffe. Seine beiden Söhne sollen in Russland zur Schule gehen.

Als dem einstigen US-Whistleblower im September die Staatsbürgerschaft zugestanden wurde, war auch die Frage aufgekommen, ob ihn die Teilmobilisierung für Russlands völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine betreffen könnte. Sein Anwalt teilte damals mit, dass dies nicht der Fall sei, weil nur Russen mit vorheriger Erfahrung in den Streitkräften – also etwa mit verpflichtendem Wehrdienst – eingezogen werden könnten. (red, 2.12.2022)