Kent Nagano dirigierte die Symphoniker, die neue erste Solobratschistin, Paula Zarzo Rubio, ließ aufhorchen.

Foto: Felix Broede

Geht es doch schneller als gedacht? Noch im September hatte man bei den Wiener Symphonikern betont, dass man sich nach Andrés Orozco-Estradas abruptem Abgang mit der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin Zeit lassen wolle – nötigenfalls bis 2025 oder länger. Im öffentlichen Gespräch mit Musikverein-Intendant Stephan Pauly nach dem Konzert der Symphoniker stellte Jan Nast bezüglich einer neuen künstlerischen Leitung fest: "Wir werden im Sommer ’23 wahrscheinlich mehr wissen."

Der Intendant des Orchesters meinte weiters, dass es auf diesem Gebiet grundsätzlich einen Wandel geben werde: "Große Namen sind nicht mehr so wichtig." Die Mitglieder der Symphoniker, führte der Deutsche aus, hätten in dieser Causa ein "Vorschlagsrecht", als Intendant könne er den Prozess durch Einladungen lediglich "lenken". Zur Nachwuchssituation erklärte Nast: "Fachkräftemangel gibt es auch in unserem Bereich!" Für Probespiele gäbe es deutlich weniger Bewerbungen als früher. Allerdings sei die Fluktuation auf den 128 Planstellen der Symphoniker erfreulich gering.

Neue Gesichter bei Nagano

Neue Gesichter gab es im von Kent Nagano geleiteten Konzert am Donnerstag aber doch zu bemerken. Bei Richard Strauss’ Suite aus Der Bürger als Edelmann ließ die neue erste Solobratschistin, Paula Zarzo Rubio, mit ihrem glutvollen Spiel aufhorchen; zusammen mit Solocellist Michael Vogt sorgte sie für die herausragenden, herzerwärmenden Momente in diesem heiklen Werk.

Als Konzertmeister kompensierte Kirill Maximov von den Tonkünstlern einen Krankheitsfall souverän. In der ersten Konzerthälfte wiederum hatte Gidon Kremer anstelle der erkrankten Patricia Kopatchinskaja Bartóks erstes Violinkonzert tastend zurückgenommen interpretiert. Freundlicher Beifall auch für Liszts Mephisto-Walzer Nr.1. (sten, 3.12.2022)