England stürmt in die nächste Runde.

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Senegal erreichte zum zweiten Mal eine K.o-Runde bei einer WM, muss aber bereits die Koffer packen.

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Al Khor – Man muss ja nicht gleich "It‘s Coming Home" anstimmen, doch England hat im Achtelfinale regelrecht weltmeisterliche Effizienz gezeigt. Die Favoriten wackelten gegen den Senegal 38 Minuten lang, verwerteten dann aber drei ihrer nächsten sechs Torschüsse und gewannen 3:0. Zur Belohnung gibt es am Samstag ein Rendezvous mit Frankreich.

Im Stadion Al Bayt trafen die "Three Lions" auf die "Löwen von Teranga", gesucht wurde also der König der Löwen. Das erste Geräusch machte Senegals Boulaye Dia, Harry Maguire moderierte den Konter im Strafraum zu einem Miauen ab. England bekam seine erste Chance beinahe frei Haus geliefert, doch Ismail Jakobs verhinderte den drohenden Ballverlust am eigenen Fünferraum mit Mühe.

Im Laufe der ersten Viertelstunde etablierten die Favoriten Felddominanz, touchierten die Gefahrenzone aber nur. Minute 23: Dias Volley-Versuch im Strafraum trifft Stones’ Oberschenkel, danach prallt der Ball an die Hand des England-Verteidigers und springt vors Tor. Ismaila Sarr ist vor Englands Goalie Jordan Pickford dran, jagt den Ball aber aus fünf Metern drüber. Der VAR sah kein Handspiel.

Wer sie nicht schießt,...

Auch der nächste Brüller gehörte dem Afrikameister: Sarr steckte durch zu Dia, dessen Schuss traf Pickfords ausgestreckten Arm (32.). Der Außenseiter war deutlich gefährlicher. Der tanzende und trommelnde Senegal-Fanblock war stimmungshauptverantwortlich, lauter waren freilich die zahlreicheren Engländer, wenn sie situationselastisch Radau schlugen.

In Minute 38 taten sie das besonders laut: Bellingham trug einen Konter der simpelsten Sorte vor, spielte quer auf Henderson, der traf vom Elferpunkt. Das Gegentor ließ den senegalesischen Faden reißen, die Defensive zeigte nun, warum sogar Katar gegen sie getroffen hatte: Beim nächsten Querpass war Kane in der Mitte einsam – drüber (41.). Und weiter: Lochpass auf Shaw, doch der verpasste den Abspiel- oder Abschlusszeitpunkt und schoss aus spitzestem Winkel Goalie Mendy ins Gesicht.

In der Nachspielzeit schlug sich der Senegal selbst. Pathe Ciss verlor den Ball, Youssouf Sabaly verzichtete auf das taktische Foul. Bellingham zerschnitt die Restverteidigung mit einem entspannten Dribbling, schickte Foden auf die Reise, der brachte den Ball mit Glück zu Kane, und der überwand Mendy zum 2:0. Englands Mann der ersten Halbzeit war der 19-jährige Bellingham, der Senegal vermisste den gelbgesperrten Sechser Idrissa Gueye.

...der bekommt sie

Aliou Cisse wechselte zur Pause dreimal, Gareth Southgate gar nicht. Das änderte am Bild des Spiels wenig, die Briten kontrollierten die Partie. Mendy rutschte ein Kane-Weitschuss durch, zum Glück des für Chelsea in der Premier League stets souveränen Goalie rollte der Ball nur zur Seite. Minute 57: Foden marschiert links durch, schnitzt einen Querpass durch Kalidou Koulibalys Beine, und Bukayo Saka ist in der Mitte eiskalt. 3:0.

Southgate ließ seine Elf die Führung dann gegen eine ideenlose Offensive verwalten, Kane grätschte um Zentimeter am 4:0 vorbei. Senegals Fans trommelten mit traurigen Gesichtern pflichtbewusst weiter, nach einer Party fühlte sich das nicht mehr an. Der eingewechselte Marcus Rashford traf in der Nachspielzeit das Außennetz, den bemühten Senegalesen gelang trotz viel Ballbesitz nichts mehr. "K.o.-Spiele sind nie leicht. Wir haben schon das ganze Turnier tolle Reife gezeigt", sagte Torschütze Kane. (Martin Schauhuber aus Al Khor, 4.12.2022)

Fußball-WM in Katar, Achtelfinale:

England – Senegal 3:0 (2:0). Al Khor, Al Bayt Stadium, 65.985, SR Ivan Barton (SAL).

Tore:

1:0 (38.) Henderson

2:0 (45.+3) Kane

3:0 (57.) Saka

England: Pickford – Walker, Stones (77. Dier), Maguire, Shaw – Rice – Henderson (82. Phillips), Bellingham (76. Mount) – Saka (65. Rashford), Kane, Foden (65. Grealish)

Senegal: E. Mendy – Sabaly, Koulibaly, A. Diallo, Jakobs (84. Ballo) – Diatta (46. P. Sarr), Ciss (46. Gueye), N. Mendy, I. Sarr – Ndiaye (46. Dieng), Dia (72. Diedhiou)

Gelbe Karten: Keine bzw. Koulibaly