Konfiszierte Waffen auf einer Polizeistation.

Foto: AP / Jean-Francois Badiat

Wien – Trotz Problemen in den Lieferketten aufgrund der Corona-Pandemie konnten die 100 größten Waffenproduzenten im Vorjahr ihren Verkauf von Waffensystemen und militärischen Dienstleistungen erneut steigern. Ihr Umsatz lag bei knapp 600 Milliarden US-Dollar (569,37 Milliarden Euro). Das ist eine Steigerung um 1,9 Prozent im Vergleich zu 2020, wie aus einem am Montag veröffentlichten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) hervorgeht.

Ohne pandemiebedingte Lieferengpässe, die sich nach 2020 auch 2021 fortsetzten, wäre es zu einem noch größeren Anstieg gekommen, erklärte Lucie Béraud-Sudreau, Direktorin des Sipri-Programms für Militärausgaben und Waffenproduktion, in einer Aussendung. Zwar liegt der Zuwachs noch deutlich unter jenem vor Corona (durchschnittlich jährlich plus 3,7 Prozent von 2016 bis 2020), jedoch über jenem von 2019 auf 2020 (1,1 Prozent). Seit 2015 – das Jahr, in dem Sipri erstmals chinesische Firmen in die Rangliste aufnahm – sind die Rüstungsverkäufe der Top-100-Hersteller um 19 Prozent gestiegen.

Da Russland einer der größten Produzenten von Rohmaterial für die Waffenproduktion ist, ging das schwedische Institut auch für 2022 von Unterbrechungen in den Lieferketten aus. Dies könne Pläne der USA und Europas, ihre Streitkräfte zu stärken und ihre aufgrund des Ukraine-Kriegs leer gewordenen Lager aufzufüllen, behindern, so die Forscher.

Russische Rüstungskonzerne mit Problemen

Russische Unternehmen konnten ihre Produktion wegen des Kriegs zwar steigern (17,8 Milliarden US-Dollar / plus 0,4 Prozent), hätten jedoch Schwierigkeiten, an Halbleiter zu kommen, und seien teilweise von den Sanktionen betroffen. Waren 2020 noch neun russische Unternehmen in den Top 100 der größten Rüstungsunternehmen vertreten, waren es im Vorjahr nur mehr sechs, was Sipri jedoch lediglich auf fehlende Daten zurückführt.

Die weltweit fünf größten Rüstungsfirmen sind seit 2018 allesamt in den Vereinigten Staaten ansässig. Insgesamt kommen 40 der 100 größten Waffenproduzenten aus den USA, sie verkauften im vergangenen Jahr Waffen und militärische Dienstleistungen im Gesamtwert von 299 Milliarden US-Dollar. Als einzige Region weltweit verzeichnete Nordamerika 2021 aufgrund der hohen Inflation in den USA einen leichten Rückgang (minus 0,8 Prozent).

Mehr als ein Viertel der Unternehmen in Europa

27 der Top-100-Unternehmen hatten 2021 ihren Hauptsitz in Europa. Insgesamt setzten sie laut Sipri 2021 123 Milliarden US-Dollar um, das ist ein Anstieg von 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Acht Firmen unter den Top 100 hatten ihren Sitz in Großbritannien, fünf in Frankreich. Das größte europäische Rüstungsunternehmen blieb Rheinmetall (weltweit Platz 31) mit Sitz in Deutschland. Auch drei sogenannte transeuropäische Konzerne, darunter Airbus und MBDA, befanden sich unter den Top 100 weltweit.

Asiatische Produzenten steigerten ihren Umsatz um 5,8 Prozent im Vergleich zu 2020. Chinesische Firmen – acht unter den Top 100 weltweit – sogar um 6,3 Prozent (109 Milliarden US-Dollar Umsatz). (APA, 5.12.2022)