Cyril Ramaphosa (Mitte) steht seit der Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts am Mittwoch zu einem mutmaßlichen Raubüberfall auf seine Farm massiv unter Druck. In dem Bericht geht es um Ramaphosas Rolle bei einem mutmaßlichen Raubüberfall auf seinen Landsitz Phala Phala im Februar 2020. Ein früherer Geheimdienstchef hatte Ramaphosa im Juni vorgeworfen, vier Millionen Dollar in bar in seinem luxuriösen Anwesen versteckt zu haben. Nach einem Einbruch in seiner Farm soll Ramaphosa die Entführung und Bestechung der Einbrecher organisiert haben, damit geheim bleibt, dass er so viel Geld dort gelagert hatte.

Foto: AP/Jerome Delay

Karikaturisten pflegen Cyril Ramaphosa mit den Hörnern eines Büffels zu zeichnen, im Volksmund wird der Eigentümer des südafrikanischen McDonald-Franchise "McBuffalo" genannt. So hat sich der 70-jährige Staatspräsident den Ruf eines starken Bullys erworben – was von der Wahrheit nicht weiter entfernt sein könnte. In Wahrheit ist das rundköpfige Schwergewicht mit einer zögerlichen Antilope zu vergleichen, die auf Gefahr nur halbherzig reagiert und deshalb von Raubtieren zerrissen wird.

Das ist dem Präsidenten des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) nun passiert – egal, ob er tatsächlich seinen Rücktritt erklären oder sich an der Macht halten wird. Als Saubermann, der die auf den Hund gekommene Partei Nelson Mandelas aus dem Dreck ziehen wird, kommt Ramaphosa jedenfalls nicht mehr infrage. Der Skandal, der den Staatschef als nebenberuflichen Wildtierfarmer mit Bündeln an ausländischen Banknoten in seiner Couch versteckt erscheinen ließ, wird ihn den Rest seines Lebens verfolgen. Ironischerweise wurden McBuffalo ausgerechnet zwanzig Büffel zum Verhängnis, von deren Verkauf die Banknotenbündel im Sofa sein sollen, die jedoch noch Jahre später auf seiner Farm wiederkäuen.

Ans Messer geliefert

Selbst wenn beim Verkauf der Tiere alles mit rechten Dingen zuging, hat sich Ramaphosa seinen Niedergang vom Hoffnungsträger zum Gespött der Nation selbst zuzuschreiben. Statt mit den verrotteten Genossen im ANC entschlossen aufzuräumen, hat er sie um der Einheit seiner Partei willen so gut es ging verschont – nur um von einem der treuesten Gehilfen seines korrupten Vorgängers Jacob Zuma, dem einstigen Geheimdienstchef Arthur Fraser, ans Messer geliefert zu werden. Fraser hatte die Begebenheit mit den Geldbündeln in Ramaphosas Couch in die Öffentlichkeit posaunt. Schon als Vizepräsident hatte die zögerliche Antilope dem Treiben Zumas jahrelang tatenlos zugesehen. Hätte er die Plünderung der Staatskasse mit einem parteiinternen Coup entschiedener und schneller beendet, wäre dem Land der schlimmste Schaden erspart geblieben.

Stattdessen setzte der ausgebildete Jurist, spätere Gewerkschaftschef und schließlich schwerreiche Geschäftsmann das Wohl der Partei immer an erste Stelle. Er überlasse sein Schicksal dem Votum des Führungsrats des ANC, sagte Ramaphosa am Wochenende. Als ob es sich bei den Genossen nicht mehrheitlich um Ganoven handle. Einmal mehr scheute McBuffalo vor der Entschlossenheit seines Totems aus der Tierwelt zurück. Die Zeche werden die 60 Millionen Südafrikaner mit dem weiteren Niedergang ihres Landes bezahlen. (Johannes Dieterich, 5.12.2022)