Grau ist alle Theorie – das ist selten so zutreffend wie dann, wenn es um Kinder geht. Nicht wenige Menschen, die selbst keinen Nachwuchs in die Welt gesetzt haben, melden sich dennoch ganz gerne in Diskussionen zu Wort und sind sich dessen gewiss, Eltern mit einer Expertise aushelfen zu können, auf die diese nur gewartet haben, weil sie darüber selbst offenbar nicht verfügen und vollkommen hilflos sind.

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"Unmöglich, die zwei! Dabei bräuchte man als Mutter doch nur ..."
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Wenn Kinderlose wissen, was zu tun ist

Die Ratschläge, die kinderlose Erziehungsprofis erteilen, laufen meist nach einem gewissen Schema ab: Zunächst wird den Erziehungsberechtigten erläutert, dass ihre Form des Umgangs mit dem Kind nicht funktioniert, ja vielmehr gar nicht funktionieren kann. Je nach Naturell der Person wird auch mehr oder weniger ausführlich doziert, warum dem so ist, gerne auch unter Zuhilfenahme von "Wenn-dann-Schlussfolgerungen". Ein Beispiel: "Man kann doch nicht das Kind bestimmen lassen, welches Essen auf den Tisch kommt. Da verliert man ja als Erwachsener jegliche Autorität und Glaubwürdigkeit. Wenn man das so macht, dann ist es ja vorprogrammiert, dass man sich einen kleinen Tyrannen erzieht." Daraufhin folgen gute Vorschläge, dass man doch "ganz einfach" nur dies oder das zu tun brauche, und schon löse sich das ganze Problem in Wohlgefallen auf.

Dass solche Diskussionsbeiträge selten auf fruchtbaren Boden fallen, ist wenig verwunderlich. Mit dem Konzept "Viel Meinung bei wenig Ahnung" beginnt man sich als Elternteil häufig bereits herumzuschlagen, sobald ein positiver Schwangerschaftstest vorliegt. Menschen, die nicht aus eigener Erfahrung sprechen, erläutern einem, was man nun, da ein Kind unterwegs ist, unbedingt zu tun oder lassen habe, um grobes Unheil abzuwenden. Da folgen Dinge, die sie irgendwo gehört haben, auf Fälle, die sie selbst im Fernsehen gesehen haben, um Fehler zu vermeiden, die wirklich furchtbar sein müssen – oder zumindest stark danach klingen. Und ist das Kind erst auf der Welt, ist man, egal ob mit Baby, Kleinkind, Schulkind oder Teenager, als Elternteil immer wieder einmal mit Menschen konfrontiert, die sich in Erziehungssituationen einmischen, die sie als Außenstehende natürlich am besten beurteilen können.

Da kann man sich eigentlich als Mutter oder Vater nur ein dickes Fell und ein paar Standardsätze zulegen, mit denen man diese selbsternannten Expertinnen und Experten schlagfertig in ihre Schranken verweist.

Wie handhaben Sie das?

In welcher Situation durften Sie sich als Eltern schon mit vermeintlich guten Ratschlägen kinderloser Personen herumschlagen? Was ist Ihr Lieblingstipp, mit dem Menschen ohne Kinder Sie schon zu belehren versuchten? Wie reagieren Sie auf derlei ungefragt abgegebene Erziehungstipps? Oder sind Sie selbst kinderlos, wissen aber ganz genau, wie das mit Kindern ganz einfach richtig gemacht wird? Erzählen Sie im Forum! (Daniela Herger, 7.12.2022)