Die Energiepreise steigen rasant, die Inflation treibt die Sachmittelpreise in die Höhe, Lohnerhöhungen die Personalkosten. Universitäten haben Anfang November lautstark Alarm geschlagen, dass sie ohne zusätzliche finanzielle Mittel den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten können. An den Fachhochschulen sei die Situation derzeit ähnlich angespannt, die außerordentlichen Mehrkosten kaum mehr zu decken. Im Frühjahr soll der nächste Entwicklungs- und Finanzierungsplan für den Sektor stehen. Mehr Geld fordert auch die Fachhochschulkonferenz (FHK).

FHK-Präsidentin Ulrike Prommer hoffte auf weitere zehn Prozent mehr Geld für 2024
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STANDARD: Die Rektorin der TU Wien, Sabine Seidler, ging Mitte November gemeinsam mit Studierenden und Lehrenden auf die Straße, um sich mehr Gehör für die finanzielle Notlage der TU zu verschaffen. Von den Fachhochschulen hört man diesbezüglich eher wenig. Ist die Situation an den FHs besser?

Prommer: Wir als FH-Sektor haben vom Bund immer ein Plus von 20 Prozent gefordert. Mit Jänner 2023 werden die Fördersätze nun um zehn Prozent erhöht. In absoluten Zahlen sind diese zehn Prozent rund 40 Millionen für den gesamten Sektor. Damit man ein bisschen ein Gefühl für die Relation kriegt. Aus Sicht der Fachhochschulen brauchen wir aber auch die nächsten zehn Prozent mit Jänner 2024. Derzeit wird gerade der kommende Entwicklungs- und Finanzierungsplan erstellt, der im Frühjahr 2023 fertig sein soll. Dass hier die nächste Fördererhöhung genauso wie eine nachhaltige Absicherung dann drin ist, ist für den gesamten FH-Sektor enorm wichtig. Dazu gehört auch eine nachhaltige Valorisierung oder Indexanpassung dieser Fördersätze. Der Entwicklungs- und Finanzierungsplan für die Fachhochschulen bildet ja den strategischen und finanziellen Rahmen für die nächsten drei Jahre. Mit der aktuellen Erhöhung von zehn Prozent kommen wir fürs Erste einigermaßen durch, auch wenn noch viele Fragen offen sind. Stichwort: Energiepreise oder Personalkosten. Die zehn Prozent waren die absolute Untergrenze für 2023. Es ist aber sehr eng und sehr knapp. Für 2024 brauchen wir aber noch einmal die zehn Prozent.

STANDARD: Ist die Studienplatzfinanzierung der Fachhochschulen hier ein Vorteil?

Prommer: Wir sind sicherlich sehr transparent. Wir bekommen die Förderung für den besetzten Studienplatz. Es werden nur prüfungsaktive Studierende gefördert. Es ist ein sehr Output-orientiertes System. Das heißt aber auch, dass Drop-outs sofort zu einem Förderverlust führen.

STANDARD: Ohne zusätzliches Geld könne der laufende Betrieb nicht mehr aufrechterhalten werden, heißt es von den Universitäten. Womit ist an den Fachhochschulen zu rechnen, wenn sie nicht mehr Finanzmittel bekommen?

Prommer: Wir haben uns vorab die Frage gestellt, was passieren würde, wenn wir diese erste Erhöhung nicht bekommen. Natürlich hätten auch wir Maßnahmen ergreifen müssen. Und das wären sicherlich ähnliche wie bei den Universitäten gewesen. Der kritische Faktor an den Fachhochschulen ist nach wie vor die Steigerungen bei den Personalkosten. Denn Einsparungen beim Personal hätten Auswirkungen auf die Qualität der Lehre.

STANDARD: Die Hälfte Ihrer Forderung wurde bereits erfüllt. Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass die Fachhochschulen auch die zehn Prozent im Jahr 2024 bekommen werden?

Prommer: Ich bin optimistisch. Man muss dabei auch sehen, dass die Fachhochschulen für den Wirtschaftsstandort in Österreich eine wesentliche Stärke sind. Wir haben 22.000 Studienanfänger. Das sind 30 Prozent der Studienanfänger. Ein Viertel der Gesamtstudierenden sind bereits an Fachhochschulen und auch die Zahl der Absolventinnen und Absolventen spricht dafür. Das kann man nicht außer Acht lassen. Und ich glaube auch, dass gerade in Krisenzeiten eine Investition in Bildung und Innovation besonders wichtig ist. Auf die Fachhochschulen sind ja auch viele Sonderaufgaben hinzugekommen: Digitalisierung, Gender und Diversity, Internationalisierung, der Zugang zum Studium. Dafür braucht es Sondertöpfe der Finanzierung, damit wir diese Maßnahmen weiter vorantreiben können. Wir sind im Gespräch mit Bildungsminister Martin Polaschek. Der Bildungsminister hat ja bereits viele Fachhochschulen besucht und konnte sich vor Ort ein Bild machen, welche Bedeutung die Fachhochschulen in der österreichischen Hochschullandschaft haben. Und ich hoffe, dass auch diese Sonderaufgaben beim Entwicklungs- und Finanzierungsplan berücksichtigt werden.

STANDARD: Die Finanzierungsfrage betrifft auch die Forschung an den Fachhochschulen. Seit langem wird eine Basisfinanzierung für die FH-Forschung gefordert. Hat sich hier etwas getan?

Prommer: Die nachhaltige Finanzierung der Forschung ist nach wie vor ein großes Anliegen der Fachhochschulen. Da sind wir leider noch immer nicht weitergekommen. Auch die Fördertöpfe der verschiedenen Forschungsprogramme müssten entsprechend erhöht werden. Die sind sehr oft auch überzeichnet. Das heißt, es gibt sehr viele Anträgen, aber nur ein geringer Anteil kann gefördert werden. Das ist und bleibt für uns ein großes Anliegen. (Gudrun Ostermann, 8.12.2022)