Amazon zahlt zwei Dollar für das Surfverhalten der User.

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Wie viel sind meine Daten eigentlich wert? Der internationale Handel mit Informationen wie dem persönlichen Surfverhalten durch sogenannte Datenbroker wird auf etwa 200 Milliarden Dollar geschätzt. Amazons jüngstes Programm zum Datensammeln dürfte aber für keine große Kurve nach oben in dem Geschäftszweig sorgen. Der Konzern bietet seiner Kundschaft zwei Dollar monatlich für Informationen über ihr Surfverhalten an.

Mit dem sogenannten Ad Verification Program will Amazon herausfinden, welche Werbeanzeigen die Kundschaft gesehen hat, wo sie gesehen wurden und um welche Uhrzeit sie gesehen wurden. Dazu gehören Amazons eigene Anzeigen sowie jene von Drittanbietern. Ziel von Amazon ist es, durch die gesammelten Ergebnisse besser personalisierte Werbung auszuspielen, wie "Business Insider" berichtet.

In der Marketingsprache von Amazon klingt das so: "Ihre Teilnahme wird Marken helfen, bessere Produkte anzubieten und Anzeigen von Amazon relevanter zu machen."

Kontroverse um Gesundheitsdaten

Teilnehmen können aktuell nur Nutzerinnen und Nutzer in den USA und Großbritannien über eine Einladung. Datenschützer zeigten sich äußert skeptisch, da Amazon in der Vergangenheit immer wieder für seinen Umgang mit privaten Nutzerdaten in der Kritik stand. So äußerten Datenwächter jüngst Bedenken, dass Amazon im großen Stil Gesundheitsdaten sammeln könnte. Der Handelsriese hat jüngst das Start-up One Medical übernommen. Dieses bietet unter anderem telemedizinische Dienstleistungen an. Als Patient gibt man die Symptome an, füllt einen Fragebogen aus, und Amazon stellt daraufhin den Kontakt mit einem Arzt her, wie "Wired" berichtet.

Es kommt nicht zum ersten Mal vor, dass Amazon die eigene Kundschaft für ihre Daten bezahlt. So will das Unternehmen nach einem gescheiterten Anlauf die Bezahlung mit der Handfläche wiederaufleben lassen – wer damals seine Handfläche scannen ließ, erhielt einen Gutschein über zehn Dollar.

Amazon ist aber längst nicht der einzige Konzern, der User für ihre Daten bezahlt. So verteilte Facebook Gutscheinkarten im Wert von 20 Dollar, wenn man eine VPN-App am Smartphone installierte. Google versuchte 2012 im Rahmen eines "Screenwise" genannten Programms über eine Chrome-Erweiterung an Informationen über das Surfverhalten der Userinnen und User zu kommen. Damals gab es Amazon-Gutscheine im Wert von fünf Dollar als Bezahlung. Die Programme von Facebook und Google wurden jeweils 2019 eingestellt, nachdem es zu massiven Datenschutzbedenken gekommen war. (red, 7.11.2022)