Keine Vertragsrichtlinien verletzt: Regisseur Ulrich Seidl kann nach der ÖFI-Untersuchung aufatmen.

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Anfang September hatte eine im Spiegel veröffentlichte Recherche zu den Setbedingungen bei Ulrich Seidls Film Sparta eine erregte Debatte über die Arbeitsweise des heimischen Regisseurs provoziert. Anonyme Mitarbeiter aus Rumänien berichteten über mangelhafte Fürsorge gegenüber den Kinderdarstellern, auch die Eltern seien ungenügend informiert gewesen.

Das Österreichische Filminstitut (ÖFI), der wichtigste Fördergeber, hatte daraufhin eine umfassende Prüfung angekündigt. Das Ergebnis ließ fast zwei Monate auf sich warten, am Mittwoch wurde es dem STANDARD von ÖFI-Direktor Roland Teichmann nun übermittelt: Man fordert keine Gelder zurück.

"Wir sind in einer Gesamtbetrachtung sämtlicher uns derzeit vorliegender Unterlagen und auf Basis einer rechtlichen Stellungnahme der Finanzprokuratur zum Fördervertrag zum Ergebnis gekommen, dass aus förderungsrechtlicher Sicht auf Basis der vorliegenden Unterlagen keine vertraglichen Pflichtverletzungen nachgewiesen werden konnten", teilt Teichmann mit. Ein Anlass für eine Rückforderung der Gelder, wie sie auch Kunststaatssekratärin Andrea Mayer (Grüne) in den Raum gestellt hatte, bestehe aus seiner Sicht somit nicht.

Nur (Teil-)Einblicke

Eine konkrete Auseinandersetzung mit den gegen Seidl erhobenen Vorwürfen findet sich in Teichmann Stellungnahme nicht. Das ÖFI sei keine Ermittlungs- noch Justizbehörde, stellt er klar, geprüft worden sei bloß die Einhaltung der Verträge. Zudem habe es vertrauliche Gespräche mit an dem Film Beteiligten Personen gegeben, in denen die Wahl des Drehortes in Rumänien, der Castingprozess und die Betreuung der Kinder kritisiert wurde. Diese werden als individuelle (Teil-)Einblicke qualifiziert, die durchaus glaubwürdig sind, heißt es in der Stellungnahme. Nach Abgleich mit den Verträgen, den Erklärungen der Eltern, die keine Beanstandungen beim Dreh beklagen, sowie den detaillierten Drehberichten konnten sich die Vorwürfe aber insgesamt nicht "förderungsvertraglich" erhärten.

Falsche Rückschlüsse

Die Erklärung Teichmanns deckt sich damit im Wesentlichen mit der schon von Seidl selbst in Interviews getroffenen Aussage, dass aus bestimmten Beobachtungen beim Dreh falsche Rückschlüsse gezogen wurden. Es "ist der Eindruck entstanden, dass die Arbeitsmethoden Ulrich Seidls (teilweises Abschirmen des Sets aus Intimitätsgründen, selektive Informationen an Mitarbeiter/innen u.a.) Anlass für Interpretationen, Unklarheiten und Bedenken geboten hat."

Die rezente Debatte über Drehbedingungen sei notwendig, betont Teichmann, doch sie müsse "fair und offen geführt" werden. Der in letzter Zeit geschärften Aufmerksamkeit gegenüber Produktionsprozessen sieht sich die Filmförderung auch in Zukunft verpflichtet. (Dominik Kamalzadeh, 7. 12. 2022)