Wer sich nicht gleich nach dem Aufwachen an die Traumrecherche macht, hat das nächtliche Kopfkino oft schnell wieder vergessen.
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Bald ist es wieder so weit: Die ersten Neujahrsvorsätze werden gefasst. Manche verknüpfen die Angelegenheit mit einem esoterischen bis ironischen Blick in die Zukunft, der auch durch die Interpretation von Träumen unterstützt wird. Aus neutraler Perspektive zeigt die Statistik laut Google Trends, dass im deutschsprachigen Raum, vor allem aber in Österreich, 2022 in der ersten Woche des Jahres besonders großes Interesse am Google-Begriff "Traumdeutung" herrschte.

Ein weiterer Höhepunkt zeichnete sich um Halloween ab, als ebenfalls häufig nach "was bedeutet Traum" gesucht wurde. Weltweit scheinen sich die Menschen eher im Juli und August für die Suchanfrage "dream meaning" zu interessieren, am häufigsten übrigens in den afrikanischen Staaten Liberia und Eswatini (einst Swasiland).

Doch wovon träumt man in einzelnen Ländern überhaupt am häufigsten – auch unabhängig von fragwürdigen symbolischen Bedeutungen? Zumindest die am öftesten aufgerufenen Suchbegriffe geben einen Einblick, was Menschen nachts umtreibt. Die Website Mornings.co.uk nutzte dafür zu Beginn des Jahres Webtools und analysierte anhand der jeweils dominierenden Sprache eines Landes die Suchanfragen zum Begriff "Traum".

Von Schlangen und Schnee

Dabei ergab sich ein klarer Sieger, der auch in Österreich dominiert: Schlangen. Die Tiere tauchen offenbar in einem Drittel der 147 einbezogenen Länder am häufigsten in Träumen auf. In absoluten Zahlen wird in Brasilien am öftesten online nach Schlangenträumen gesucht, rund 350.000-mal pro Monat. Wohl nicht ganz unbegründet: Dort leben immerhin mehr als 60 giftige Schlangenarten. Doch auch in Ländern, wo gefährliche Schlangenbisse selten sind, suchen sie die Träume heim und stehen etwa in weiten Teilen des Balkans und Osteuropas – wie allgemein Naturerscheinungen – an erster Stelle.

Deutschland und die Schweiz bilden hingegen mit Dänemark und Italien eine Art Nord-Süd-Achse: Hier wird offenbar besonders oft von einer Schwangerschaft geträumt. Das Thema steht offenbar auch in Belarus, Marokko und Indonesien hoch im Kurs.

Die Karte, die das am häufigsten per Suchmaschine recherchierte Traummotiv pro Land zeigt, ist hier in voller Größe aufrufbar.
Bild: mornings.co.uk

Ein weiteres Traummotiv, das sich unterbewusster Beliebtheit erfreut, sind ausfallende Zähne. In etlichen Ländern West- und Nordeuropas bittet man bei diesem Traum Suchmaschinen um Rat, weltweit besetzt es Platz zwei. Europäische Ausreißer gibt es etwa mit Frankreich (wo man von Ex-Beziehungen träumt), Tschechien und Ungarn (Tote), Slowenien (Geld), Albanien (Brüste), Griechenland (Hüte) und Island (Schnee).

Wissenschaftliche Auswertungen nötig

Andere Motive, die in der (Pop-)Kultur häufig thematisiert werden – etwa das Fliegen oder Fallen –, scheinen interessanterweise kaum auf dem ersten Platz auf. In Südkorea fürchtet man sich wohl zumindest davor, ins Wasser zu fallen. In einigen mittel- und südamerikanischen Ländern dürfte in Träumen die Sorge vor Läusen groß sein.

Direkt lässt sich von den Suchanfragen nicht ableiten, ob tatsächlich genauso viele Menschen vor allem von diesen Motiven träumen oder sie nur besonders oft in das Google-Suchfenster eingeben – vielleicht auch nur, weil ihnen diese Begriffskombination vorgeschlagen wird. Entsprechend wäre eine globale wissenschaftliche Analyse wünschenswert, wobei sich immer auch die Frage stellt, an wie viele thematisch einschlägige Träume man sich nach dem Aufwachen überhaupt erinnert.

Umgang mit Albträumen

Bisherige Studien haben bereits etwa versucht zu eruieren, was Menschen kennzeichnet, die vom Verlust ihrer Zähne träumen. In einer kleinen Studie aus dem Jahr 1984 kam ein US-amerikanisches Forschungsduo zum Ergebnis, dass die Betroffenen im Durchschnitt ängstlicher und deprimierter waren. Entgegen einer üblichen Interpretation, die das Motiv auf Angst vor dem Älterwerden zurückführt, konnte dies zumindest unter diesen 28 Probandinnen und Probanden nicht nachgewiesen werden.

Aktuelle Studien haben sich vor allem mit Albträumen befasst, die zwar dabei helfen können, Ängste zu kontrollieren, gleichzeitig aber sogar ein möglicher Indikator für Demenz sind. Leidet man immer wieder an belastenden Albträumen, ist ein der Besuch bei Arzt oder Ärztin ratsam. Geforscht wird auch an vielversprechenden Möglichkeiten, Albträume durch Sounds zum Positiven zu wenden. Und nicht zuletzt sei auch auf eine Studie im Tierreich hingewiesen, die vermuten lässt, dass sogar Spinnen träumen – wenn sie nicht gerade damit beschäftigt sind, menschliche Albträume heimzusuchen.

Abseits der Psychoanalyse

Der Interpretation der Traummotive sind keine Grenzen gesetzt, wenngleich viele sich auf kulturbedingte Symbole berufen oder auf die von Sigmund Freud aufgebaute Psychoanalyse. Die Verknüpfungen zu Penisneid, Ödipuskomplex und Co sind in der modernen naturwissenschaftlichen und psychologischen Praxis hinfällig. In therapeutischen Gesprächen werden vielmehr persönliche Assoziationen erfragt, wenn jemand über die Bedeutung häufig vorkommender Motive rätselt.

Auch abseits von Träumen werden gerade fleißig die Suchanfragen analysiert, die im Jahr 2022 besonders bewegt haben. Ein thematisch passendes Highlight war offenbar die Frage: Warum bin ich so müde? (sic, 9.12.2022)