Der Weg der großangelegten Reichsbürger-Razzien in Deutschland führte am Mittwoch auch nach Österreich. Insgesamt drei Verdächtige mit österreichischen Anschriften – darunter zwei gebürtige Deutsche – dürften bei den Ermittlungen ins Visier der deutschen Behörden geraten sein. Bisher kommunizierte die zuständige Bundesstaatsanwaltschaft in Karlsruhe allerdings nur eine Festnahme hierzulande –insgesamt waren es 25 im Zuge der Operation. Der mutmaßlich terroristischen Reichsbürger-Gruppierung wird vorgeworfen, einen Putsch in der Bundesrepublik angestrebt und geplant zu haben.

Zwei Beschuldigte in Österreich, beide 63 Jahre alt, sollen nach STANDARD-Informationen den Vorsitz eines spirituell-esoterischen Vereins mit Sitz in Niederösterreich führen, der Kurse über Selbstheilungskräfte des Körpers durch Gebete und Rituale anbiete. Die verdächtigen Personen dürften wegen ihrer offenbar ihnen selbst zugeschriebenen hellseherischen Fähigkeiten als "Seher-Team" der mutmaßlich terroristischen Vereinigung fungieren.

Die Behörden gehen davon aus, dass die besagten Beschuldigten aus Österreich aufgrund ihrer Stellung in die Pläne der Gruppierung eingeweiht gewesen sein könnten. Vermutlich dürfte es bei ihnen aber lediglich zu Hausdurchsuchungen gekommen sein.

Der mutmaßliche Drahtzieher der Gruppierung wurde am Mittwoch abgeführt.
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Die Festnahme erfolgte nämlich laut Bundestaatsanwaltschaft in Kitzbühel. Zumindest eine Anschrift legt nahe, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen 62-jährigen gebürtigen Münchener handeln könnte. Der STANDARD konnte das trotz Anfragen nicht letztgültig verifizieren. Dem Mann dürfte aber eine spezielle Rolle innegehabt haben.

Dieser wird verdächtigt, den "militärischen Arm" der besagten Reichsbürgergruppe unterstützt zu haben, weil er für dessen Verpflegung zuständig gewesen sei. Er habe mitunter das Lebensmittellager und wohl auch das Notstromaggregat ergänzt, heißt es. Weiters soll jener Mann über seine Kreditkarte die Kaution für ein Wohnmobil der Vereinigung gestellt haben. Der Verdächtige dürfte zwar mit Teilen der Gruppierung zerstritten sein, aber mit einigen Mitgliedern weiterhin Kontakt haben. Deshalb gehen die deutschen Behörden davon aus, dass sich der Mann dort weiter beteiligen könnte.

Am Rande einer Pressekonferenz erklärte Omar Haijawi-Pirchner, Direktor der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) in Österreich, am Mittwoch, dass die deutschen Behörden bei den Razzien im Reichsbürgermilieu um Unterstützung gebeten hätten. Der bitte sei man nachgekommen. Weitere Details nannte er nicht. Die Kommunikation laufe über die Kolleginnen und Kollegen in Deutschland, betonte Haijawi-Pirchner, der aber von einer "starken" staatsfeindlichen Szene in Österreich sprach, von der viele Personen auch entsprechend unter Beobachtung stünden. (Jan Michael Marchart, 7.12.2022)