Marokkanische Fans feierten friedlich in mehreren italienischen Großstädten. Nachdem Verkehrsminister Salvini vor ihnen gewarnt hatte, wurden sie allerdings angegriffen – von Neofaschisten.

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Matteo Salvini hatte sich schon gefreut: Der neue Infrastrukturminister der rechtsnationalistischen Regierung von Giorgia Meloni, der keine Gelegenheit auslässt, gegen Migranten Hassbotschaften abzusetzen und die Einwanderer zu kriminalisieren, postete am späten Dienstagabend ein Video mit feiernden marokkanischen Tifosi in Mailand.

Auf dem Video sind etliche Hundert Fans zu sehen, die nach dem von ihrer Mannschaft gewonnenen WM-Achtelfinal Rauchkerzen abbrennen und durch die Straßen ziehen. "Marokko schlägt Spanien, so ,feiern' sie in Mailand … Ich hoffe, die Verantwortlichen werden identifiziert und bezahlen den Schaden", kommentierte Salvini die Bilder.

Keine Schäden

Der Lega-Chef dachte dabei wohl an die schweren Ausschreitungen seitens marokkanischer Fans in Brüssel nach dem Sieg in der Vorrunde am Sonntag gegen Belgien – doch in Mailand ist es laut der Polizei zu keinen Sachbeschädigungen oder anderen größeren Beeinträchtigungen gekommen.

Das Abbrennen von Rauchkerzen und Feuerwerkskörpern sowie Autokorsos zählen zu den üblichen Begleiterscheinungen von Siegesfeiern, gerade auch bei italienischen Tifosi. Gefeiert haben die Marokkaner unter anderem auch in Neapel, Turin und Florenz – auch aus diesen Städten wurden von den Sicherheitsbehörden keine gewalttätigen Vorkommnisse gemeldet.

Angriff der Neofaschisten

Die einzige Ausnahme blieb Verona. Doch in der Stadt mit der berühmten römischen Arena waren die Marokkaner nicht etwa Täter, sondern Opfer: Sie wurden in ihren Autos während der Feiern von einer Gruppe in Schwarz gekleideter und mit Kapuzen vermummter Neofaschisten mit Eisenketten und Schlagstöcken angegriffen. Mehrere Autos wurden zum Teil stark beschädigt; eine Frau wurde von den Splittern einer geborstenen Scheibe leicht verletzt. Augenzeugen sprachen danach von "massiver, roher Gewalt" seitens der Angreifer. 13 von ihnen wurden von der Polizei verhaftet; laut Medienberichten handelt es sich vorwiegend um Ultras des lokalen Vereins Hellas Verona, die als besonders rassistisch und rechtsextrem bekannt sind.

Salvini, der selber Kontakte zur rechtsextremen Fan-Szene pflegt, hat sich zu den Vorfällen in Verona bis zur Stunde nicht zu Wort gemeldet. (Dominik Straub aus Rom, 7.12.2022)