Lisa Fellhofer, Leiterin der Dokumentationsstelle, sieht die Islamische Vereinigung in Österreich kritisch.

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Wien – Die Dokumentationsstelle politischer Islam hat in einer Studie die Inhalte von Predigten, Social Media Posts und Büchern der Bibliothek einer Moschee des Vereins "Islamische Vereinigung in Österreich" (IVÖ) analysiert. Die Meinungsäußerungen von IVÖ-Funktionären seien von antisemitischen Stereotypen durchsetzt und der Imam einer vom IVÖ betriebenen Moschee nenne in Predigen die Terrororganisation Hamas als vorbildhaft, heißt es in dem Bericht.

Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP) kündigte die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens an und nahm auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) in die Pflicht.

Martyrium werde verherrlicht

Die Islamische Vereinigung in Österreich (IVÖ) betreibt als Verein eine große Moschee. Diese ist Teil einer Kultusgemeinde innerhalb der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. Die Dokumentationsstelle politischer Islam vermutet, dass es sich bei dem amtierenden Präsidenten der IVÖ auch um den Imam besagter Moschee handelt. Bereits dessen Vorgänger in der IVÖ sei bekennender Anhänger der Muslimbrüder gewesen.

In einer Studie analysierte die Dokumentationsstelle politischer Islam sowohl Predigten und Social Media Postings als auch Inhalte der Moscheebibliothek, und kommt zu dem Schluss: "Alle drei Bereiche lassen eine Befürwortung der Ideologie der Muslimbruderschaft und der palästinensischen Terrororganisation Hamas erkennen". So werde etwa das Martyrium und der Tod im Einsatz für die Religion verherrlicht.

Besonders Jugendliche als Zuhörer

Eine wichtige Zielgruppe seien insbesondere Jugendliche. In Zusammenhang mit diesem Ideal werde auch die Verteidigung islamischer Länder genannt. Immer wieder sei in Predigten von der Tugend der "Mannhaftigkeit" die Rede. Erhebungen der Dokustelle zufolge setze sich die Zuhörerschaft des Imams vorrangig aus jungen Männern zusammen. "Die Vermittlung eines solchen Weltbildes an eine überwiegend junge männliche Zuhörerschaft in der Moscheegemeinde ist bedenklich und kann dazu beitragen, dass radikales Gedankengut leichter verbreitet werden kann", so Lisa Fellhofer, Direktorin der Dokumentationsstelle Politischer Islam.

In den Büchern der moscheeeigenen Bibliothek sowie in Meinungsäußerungen von IVÖ-Funktionären werde zudem offen zur Vernichtung Israels aufgerufen und antisemitische Stereotype geteilt. Der zuständige Imam verfolge nach eigenen Aussagen das Ziel, eine neue Generation zu prägen, die zu einer treibenden Kraft eines im Sinne der Ideologie der Muslimbruderschaft angestrebten Wandels werden soll, so die Dokustelle.

Raab will Ermittlungen einleiten

Die Botschaften und Inhalte seien seit vielen Jahren unverändert und würden sich insbesondere an die Gemeinde der zur IVÖ gehörenden Wiener Moschee richten, über Online-Medien jedoch auch auf eine breitere Öffentlichkeit abzielen, wobei eine Diskrepanz zwischen einer moderaten Rhetorik nach außen und einer radikalen nach innen bestehe.

Kultusministerin Raab erklärte dazu schriftlich: "Das Kultusamt wurde am Montag über diese neuen Erkenntnisse der Dokumentationsstelle informiert. Ich habe das Kultusamt deshalb umgehend beauftragt, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Vor allem muss aber auch die IGGÖ ihrer Verantwortung nachkommen." (APA, 8.12.2022)