Angesichts der niedrigen Temperaturen möchten manche fast schon in die Sauna einziehen. Das tut bei regelmäßiger Praxis auch dem Immunsystem gut.

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Draußen ist es kalt, und ein guter Teil der Menschen friert. Nur wenige schaffen es, auch bei Innenraumtemperaturen um die 20 Grad – wie die Realität angesichts der hohen Energiekosten bei nicht wenigen derzeit aussieht – noch quitschvergnügt im T-Shirt dazusitzen. Wahrscheinlich gehen sie schon regelmäßig in die Sauna. Denn die soll dem Immunsystem auf die Sprünge helfen und auch unempfindlicher gegen Kälte machen. Doch ist da wirklich was dran?

Absolut, bestätigt Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner am Zentrum für Public Health an der Med-Uni Wien. "Es gibt eine erkleckliche Anzahl von Untersuchungen, die positive Auswirkungen vor allem auf das Herz-Kreislauf-System aufzeigen. Zudem findet sich Evidenz, dass Saunagänge bei Atemwegserkrankungen helfen, das Risiko für Bluthochdruck senken und sich insgesamt positiv auf die Lebenserwartung auswirken können."

Voraussetzung für all diese guten Wirkungen, die etwa in einer Studie aus dem Jahr 2018 beschrieben werden, ist, dass man regelmäßig schwitzt. Zwei Saunagänge in der Saison haben außer einem gewissen Moment der Entspannung und des Vergnügens keine nennenswerte Auswirkung auf die Gesundheit, dämpft Hutter unverhältnismäßig hohe Erwartungen. "Zwei- bis dreimal wöchentlich ist ideal. Der Großteil der Studien dazu stammt aus dem europäischen Norden, dort ist Saunieren ja schon lange Teil des Lifestyles."

Kurzer Stress durch "künstliches Fieber"

Wie funktioniert nun dieses "Saunawunder"? Wir sprechen hier übrigens von der sogenannten finnischen Sauna, in der die Temperatur mindestens 80, besser 90 Grad Celsius oder auch mehr hat und die Luftfeuchtigkeit, ohne Aufguss, bei unter zehn Prozent liegt. Dadurch entsteht eine Hyperthermie, also eine Überwärmung des Körpers mit Anstieg der Körperkerntemperatur, es ist eine Art künstliches Fieber.

Hutter erklärt: "Die Hitze erhöht die Körpertemperatur, das reduziert den Blutfluss zu den inneren Organen, dafür wird die Haut deutlich stärker durchblutet. Dabei erhöht sich die Herzrate, der Blutdruck sinkt, Entzündungsmarker werden reduziert. Dass das Training ist, weiß jeder, der das Saunieren schon einmal probiert hat. Es kann ganz schön anstrengend sein für den Körper. Man sollte es also nicht übertreiben. Diese kontrollierte, regelmäßige, kurzfristige Belastungssituation wirkt sich über das Herz-Kreislauf-System auch positiv auf das Immunsystem aus."

Wie diese Hitze konkret auf Viren wirkt, hat eine Studie aus dem Jahr 2020 untersucht. Denn behüllte Viren wie etwa Rhinoviren, die für viele grippale Infekte verantwortlich sind, aber auch Coronaviren sind am aktivsten unter kühlen, trockenen Bedingungen. Ihre Lipidhülle, und damit ihr Schutz, wird bei höheren, für Menschen noch verträglichen Temperaturen bald zerstört. Diese Hitzeempfindlichkeit wird deshalb auch routinemäßig genutzt, um Viren in Impfstoffen zu deaktivieren. Es wird berichtet, dass Temperaturen von 55 bis 65 Grad Celsius für 15 bis 30 Minuten eine Reihe von umhüllten Viren, einschließlich Coronaviren, deaktivieren.

Umgekehrt unterstützt die Hitze die Aktivität der Immunzellen, etwa der Monozyten oder der natürlichen Killerzellen, und stimuliert die Produktion von Immunabwehrstoffen wie Interferon-gamma, wie in mehreren Studien gezeigt werden konnte. Durch die Hyperthermie werden außerdem sogenannte Hitzeschockproteine freigesetzt, die eine gewisse immunstimulierende Wirkung haben. Eine große Querschnittsbefragung in 29 Ländern zeigte außerdem, dass regelmäßiges Saunieren bei Schmerzen des Bewegungsapparats helfen kann, generell für mehr Wohlbefinden sorgt und die Schlafqualität verbessert. Das wiederum kann sich ebenfalls günstig auf das Immunsystem auswirken.

Hitze kein Zaubermittel

Bei all den positiven Wirkungen dürfen sich auch regelmäßige Saunagänger keine Wunder erhoffen, relativiert Hutter: "Das ist keine Versicherung gegen Infekte. Aber sie treten im Verhältnis seltener auf und fallen, wenn sie doch auftreten, oft leichter aus und sind rasch wieder auskuriert." Auch das ist wissenschaftlich bestätigt. Eine Untersuchung zeigte, dass häufige Saunabesuche das Risiko für banale grippale Infekte im Vergleich zu einer Kontrollgruppe halbierten.

Um diese Wirkung zu erzielen, muss man den Saunagang vor allem richtig machen. Dazu gehört neben dem Schwitzen auch eine gute Abkühlung, idealerweise im Eiswasser – nur ein bisschen an der frischen Luft spazieren gehen schmälert den Immunbooster-Effekt. Und ganz wichtig ist eine Ruhephase danach, betont Hutter: "Das Ganze soll ja angenehm und entspannend sein, da gehört die Ruhephase unbedingt dazu. Gerade in einer Zeit, in der ohnehin alle so gestresst sind, hat diese Entspannung einen hohen Stellenwert, genauso wie auch der Spaß daran. Beim Saunieren geht es einfach um viel mehr als diese Hardfacts fürs Immunsystem."

Und der Umweltmediziner macht noch einen Vorteil aus, den der Hitzestress bringt: "Der Körper schafft es dann besser, mit raschen Temperaturwechseln zurechtzukommen. Der Adaptionsmechanismus ist schlicht besser trainiert." Man möchte am liebsten gleich eine Saisonkarte für die Sauna lösen.

Der perfekte Aufguss

Wie sieht nun das perfekte Saunavergnügen aus? Das ist je nach Geschmack unterschiedlich, erklärt Saunameister Martin Topf von der Therme Wien. Die Finnen etwa gehen einfach gerne in die Sauna, schwitzen ordentlich und kühlen sich dann ab. Hierzulande gehört zu einem richtigen Saunagang ein Aufguss aber schon fast dazu. Geht man in eine öffentliche Sauna, etwa in einer Therme oder einem städtischen Bad, werden Aufgüsse meist auch von Profi-Saunameistern gemacht.

Um den Aufguss richtig zu genießen, empfiehlt Topf, sich bereits acht bis zehn Minuten vor dem Event in der Saunakammer einzufinden, damit man entsprechend vorschwitzt. "Außerdem kann man sich dann den idealen Platz suchen. Die Aufgusssauna in der Therme Wien hat etwa 90 Grad, auf der untersten Stufe ist es am kühlsten. Mit jeder Stufe kommen rund 3,5 Grad Celsius dazu. Ist man nicht ganz so hitzeerfahren, ist es entsprechend besser, sich weiter unten hinzusetzen. Und man sollte sich dann auch nicht hinlegen, die aufrechte Position ist besser."

Wenn dann der Aufguss beginnt, öffnet der Saunameister erst einmal die Tür, damit frische Luft hereinkommt. Oft wird auch mit dem Handtuch frische Luft in den Raum "hineingewachelt". Dann geht die Tür wieder zu, beim ersten Durchgang startet man mit wenig Wasser, etwa drei Schöpfern. Mit einem Fächer oder einem Tuch wir dann die heiße Luft sanft zu den Saunabesuchern gefächelt. Topf erklärt: "Durch den Aufguss wird es nicht per se heißer in der Sauna, aber die Luftfeuchtigkeit erhöht sich von rund zehn auf gut 30 Prozent. Dadurch spürt man die Hitze mehr."

Ein zweiter Aufguss folgt, wieder mit einigen Schöpfern Wasser oder auch Eis, das auf die circa 300 Grad heißen Steine gegeben wird. Beim zweiten Aufguss wird schon etwas heftiger gefächelt. Dann folgt ein dritter Aufguss mit ordentlich Wasser und heftigen Wachelschlägen. Topf weiß: "Das kann dann schon recht intensiv werden. Nicht alle schaffen es bis zum dritten Aufguss. Aber selbstverständlich kann man auch rausgehen, während der Aufguss noch im Gange ist, die Gesundheit geht immer vor."

Mit Duft und Pflege

Den Aufguss kann man nur mit Wasser machen oder auch mit ätherischen Ölen. Topf empfiehlt, bei den Aufgüssen zu unterschiedlichen Ölen zu greifen: "In der Therme Wien nutzen wir die Wirkung unterschiedlicher Düfte. Ich greife beim ersten Aufguss gern zu etwas Beruhigendem wie Lavendel. Beim zweiten nehme ich Alpenkräuter, das ist gut für die Bronchien. Und zum Abschluss finde ich Zitrusdüfte ideal, die sind sehr erfrischend. Oder auch Minze ist da gut geeignet."

Prinzipiell ist die Sauna für jeden geeignet, doch es gibt auch Gegenanzeigen, etwa wenn man Venenprobleme hat. Topf pocht darauf, dass man das unbedingt ärztlich abklären soll: "Oft kommen Thermengäste zu uns und fragen, aber wir schicken sie dann auch zum Arzt." Und er empfiehlt, nach einer längeren Saunapause langsam wieder anzufangen. "Ich habe es zuletzt öfter erlebt, dass sich jemand übernommen hat, in der Corona-Zeit waren ja viele nicht in der Therme. Wenn man sich also nicht sicher ist, sollte man zuerst in der Biosauna, bei 65 Grad, ausprobieren, wie gut man mit der Hitze zurechtkommt."

Für alle, die den Aufguss aber genießen können, empfiehlt Saunameister Topf, im Anschluss ein paar Schritte zu gehen, sich abzuduschen und dann im Eisbad abzukühlen. Und dann sollte man sich noch ausruhen. Und er hat noch einen Pflegetipp: "Nach der Sauna sind die Haut und auch die Haare aufnahmefähiger, weil die Poren geöffnet sind. Sie nehmen dann Cremen und Pflegeprodukte besonders gut auf." Das Pflegeritual kann man also gleich mitdenken. (Pia Kruckenhauser, 13.12.2022)