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Phil Spencer, hier auf der E3 2019, macht Werbung für den Activision-Deal.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Christian Petersen

Im März 2021 hat Microsoft die Übernahme von Bethesda abgeschlossen und sich damit eine Reihe großer Games-Marken von "Elder Scrolls" und "Fallout" bis zu "Doom" einverleibt. Doch der Hunger des Xbox-Anbieters war damit noch nicht gestillt.

Anfang dieses Jahres folgte der nächste Paukenschlag. Für knapp 69 Milliarden Dollar einigte man sich mit den Aktionären des skandalgebeutelten Spieleriesen Activision-Blizzard ("Call of Duty", "Diablo", "Warcraft", "Candy Crush") auf einen Deal. Doch ob der Kauf durchgeht, ist aktuell zweifelhaft. In Europa läuft seit November eine Untersuchung durch die EU-Kommission. In den USA hat die Handelsaufsicht FTC eine Kartellklage eingebracht. Sie befürchtet, dass sich Microsoft zu viel Marktmacht, insbesondere im Konsolengeschäft, verschaffen könnte.

Demonstrativ zuversichtlich

Nach außen gibt man sich gelassen und "begrüßte" gar "die Gelegenheit, unseren Fall vor Gericht zu präsentieren". Man sei zuversichtlich, die Übernahme erfolgreich abschließen zu können. In dasselbe Horn stößt nun Phil Spencer, Chef der Xbox-Sparte. Seiner Ansicht nach, die er im "Second Request"-Podcast äußerte, sei die Einverleibung "im besten Interesse der Gamer".

Den Regulatoren gesteht er zu, dass diese versuchten, die Anliegen der Konsumenten nach gesunder Konkurrenz am Markt zu schützen. Hier allerdings lägen sie mit ihrer Einschätzung, dass Microsoft zu mächtig werden könnte, falsch. Sowohl in der EU als auch in den USA wird befürchtet, dass Microsoft seine großen Rivalen am Konsolenmarkt – Sony und Nintendo – schädigen könnte, indem populäre Games künftig exklusiv für die Xbox auf den Markt kommen.

Insbesondere Sony dürfte wohl die eine oder andere Sorge plagen. Im Vorfeld hat Microsoft dem Konkurrenten daher noch vor der FTC-Klage einen Zehn-Jahres-Deal für "Call of Duty" auf der Playstation angeboten. Dieser umfasste laut Bloomberg auch das Recht, das Game über das Playstation-Plus-Abo anzubieten.

Keine Gefahr ... für Bestandstitel

Auch Spencer betont demonstrativ, dass man keinen großen Fokus auf Exklusivität habe. "Alle Zenimax-Games, die wir für die Playstation 5 zugesagt haben, haben wir geliefert." Zudem wurde auch kein einziges Game der Bethesda-Mutterfirma aus dem Ökosystem von Sony abgezogen, und man habe auch Updates für die MMORPGs "Elder Scrolls Online" und "Fallout 76" brav geliefert. Exklusivvereinbarungen, die Zenimax und Sony vor der Akquise abgeschlossen hatten, habe man verlässlich eingehalten.

Allerdings verweist die FTC in ihrer Kritik auf den kommenden Vampir-Shooter "Redfall" und das in Entwicklung befindliche Weltraum-Abenteuer "Starfield", die beide exklusiv für die Xbox und Windows erscheinen. Laut Spencer sei daran nichts ungewöhnlich, da Exklusivtitel seit jeher üblich im Geschäft seien, um Konsolen besser zu verkaufen.

Seine Aussagen waren vor allem auf wichtige und bereits auf mehreren Plattformen erscheinende Titel von Activision-Blizzard bezogen. "Flaggschiffe" wie "Call of Duty" wolle man auch nach einer Übernahme weiter "wachsen und gedeihen" lassen. Die Reihe von der größten Konsolenplattform abzuziehen stünde im Gegensatz zu diesen Plänen.

Mobile Ambitionen

Spencer geht auch auf eine oft übersehene Motivation für Microsoft ein, den Deal einzugehen. "Der Ort, an dem wir komplett irrelevant sind, ist Mobile", was darauf hinweist, dass man die Anstrengungen im Bereich der Games für Smartphones und Tablets deutlich erhöhen will.

Zu Activision gehört auch King Entertainment. Das britische Studio ist mit einer Reihe von Free2Play-Games am Markt aktiv, das mit Abstand größte und erfolgreichste davon ist freilich "Candy Crush", das in den letzten beiden Jahren jeweils rund 1,2 Milliarden Dollar an Umsätzen erwirtschaftete. (gpi, 13.12.22)