Maserati also. Ein klingender Name. Verspricht Exklusivität, Luxus und Sportlichkeit. Rasanz, das steckt irgendwie schon im Namen drin. Juan Manuel Fangio, wir erinnern uns. Also die Älteren unter uns: Formel-1-Weltmeister 1957 mit dem 250F.Mittlerweile ist der italienische Automobilhersteller nicht mehr ganz so exklusiv, erst wurde er von Fiat als Tochter von Ferrari geführt, mittlerweile ist Maserati eine der 14 Marken im Stellantis-Konzern, der seine Geschäftsadresse in den Niederlanden hat. Egal. Der Glanz schimmert noch immer

.Jetzt allerdings SUV, denn mit Sportwägen alleine lässt sich kein Geld mehr verdienen. Grecale GT heißt der Luxus-SUV, und er ist sozusagen der kleine Bruder des Maserati Levate, so wie der Porsche Macan der kleine Bruder des Cayenne ist. Am ehesten lässt sich der Grecale mit dem Macan oder dem Jaguar F-Pace vergleichen, also mit recht guten, aber nicht gerade günstigen Autos, wenn man das so simpel ausdrücken darf.

Der Grecale zeigt sich souverän im bekannten Luxus-SUV Profil.
Foto: Michael Völker

Die Erwartungshaltung ist groß, und so sitzen wir in einem Auto, in dem wir den Startknopf nicht finden. Ist schon einmal sehr exklusiv. Nach längerer Suche entdecken wir ihn auf der linken Seite des Lenkrads, recht unauffällig platziert und nur nebenbei markiert.

Die nächste Herausforderung folgt sogleich: Wie kommen wir aus dem Park-Modus in die Fortbewegung? Auch hier sind die Bedienelemente recht exklusiv, nahezu exzentrisch platziert. Die Mittelkonsole kommt gänzlich ohne Knöpfe und auch ohne Schalthebel aus, es gibt stattdessen Platz für zwei große Getränkehalter, ein Staufach mit Doppelflügeltüren und eine Ladestation für das Smartphone. Obendrüber thront die Maserati-Uhr in Blau. Und wo findet man jetzt die Schaltung? Drive und retour?

Die Gänge wählt man zirka dort, wo beim Nintendo DS das Scharnier angebracht ist.
Foto: Michael Völker

Die Schalter sind in der Hochglanz-Oberfläche der Mittelkonsole eingelassen, zwischen den Bildschirmanzeigen, da kann man schon ein bisschen suchen. Das ist gewöhnungsbedürftig, jedenfalls am Anfang. Gerade bei der Schaltung erwartet man sich ein wenig Haptik, keine glatte iPad-Oberfläche, auf der man wischt. Aber wer händisch reinschalten will, kann das immer noch an den Wippen hinter dem Lenkrad machen.

Was kann der Maserati? SUV hin oder her, der Grecale ist sehr sportlich ausgelegt, 300 PS stehen hier zur Verfügung, und sobald man sich in den oberen Drehzahlbereich hineintastet, geht’s wirklich sehr ambitioniert zur Sache. Dabei sitzt man richtig komfortabel. Diesen Widerspruch zwischen sportlichem Engagement und anspruchsvollem Komfort kann der Grecale sehr gut auflösen.

Ein, zwei Monate nach Anschaffung sollte man sich an das Lenkrad und dessen Knöpfe gewöhnt haben.
Foto: Michael Völker

Was ein wenig irritiert und was man bemängeln könnte: Wenn der Motor anspringt, nimmt man das im Innenraum als lärmig wahr; nicht sportlich, sondern eher traktorhaft laut. Da läuft einem kein wohliger Schauer runter, eher macht sich Irritation breit. Von außen hingegen nimmt man den Grecale akustisch ganz anders wahr, da kommt der kernige Sound schon lässig daher.

Noch ein kleiner Einwand: Bereits bei der Einfahrt in die Tiefgarage fällt auf, dass der Wendekreis doch beachtlich ist.

Ob man den Maserati mag oder lieber auf Bewährtes von Porsche setzt, ist letztendlich Geschmackssache. Der Wagen ist ein bisschen anders, er hat Flair, er ist sportlich und komfortabel, nicht in allem superpraktisch, aber immerhin: Man führt einen Dreizack und eine mehr als hundertjährige Tradition spazieren. (Michael Völker, 23.12.2022)