Bei der Präsentation des Google-Pay-Starts: Christine Antlanger-Winter, Country Director von Google Austria (links) und Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO und Privatkundenvorständin der Erste Bank.

Foto: Proschofsky / STANDARD

So schnell kann es gehen: Wurde an dieser Stelle erst unlängst die betrübliche Situation rund um Google Pay in Österreich beklagt, wird die Erste Bank nun ihrem Namen gerecht und kündigt die Unterstützung für den Bezahldienst an – und zwar eben als erste der großen heimischen Banken.

Startschuss

Die Kunden der Erste Bank und Sparkassen können ab sofort via Google Pay drahtlos mit ihren Android-Smartphones sowie mit passenden Smartwatches zahlen. Die Abdeckung ist dabei ähnlich umfassend wie bei Apple Pay, das Ganze klappt also überall dort, wo man jetzt schon kontaktlos via NFC zahlen kann. Ob im Supermarkt, beim Abendessen im Restaurant oder auch am Ende einer Taxifahrt und bei vielen Automaten – all das klappt auch mit Google Pay. Zudem kann der Dienst zum Bezahlen im Internet oder via Apps verwendet werden.

Erste Bank und Sparkasse

Die Aktivierung von Google Pay ist schnell erledigt, versichert die Erste Bank. Sie kann direkt über die bestehende George-App der Bank selbst initiiert werden. Anschließend funktioniert das Zahlen aber dank Integration in die Google Wallet, auch ohne die George-App manuell aufrufen zu müssen. An sich sollte das Ganze selbsterklärend sein, eine Anleitung zur Aktivierung gibt es aber auf der Webseite der Bank.

Schutzmaßnahmen

Ähnlich wie bei klassischen Bankomatkarten gibt es auch hier diverse Limits und Sicherheitsmaßnahmen. Beträge unter 50 Euro können bezahlt werden, ohne das Gerät entsperren zu müssen. Alles darüber muss dann via Fingerabdruck oder Gesichtserkennung autorisiert werden. Generell muss für die Nutzung von Google Pay eine Bildschirmsperre eingerichtet sein – das sollte aber ohnehin heutzutage aus allgemeinen Sicherheitsgründen eine Selbstverständlichkeit sein.

Klare Positionierung

Bei der Erste Bank sieht man sich mit diesem Schritt als Vorreiter: "Wir sind die erste Retailbank Österreichs, die Google Pay anbietet. Die moderne und bequeme Bezahllösung von Google steht daher landesweit erstmals einer sehr großen Kundengruppe zur Verfügung. Von vielen unserer Kund:innen wissen wir, dass Google Pay bereits sehnsüchtig erwartet wurde", formuliert es Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO und Privatkundenvorständin der Erste Bank.

Die Erste Bank geht von einem massiven Wachstum beim mobilen Bezahlen aus.
Grafik: Erste Bank

Als Motivation für diesen Schritt verweist die Bank auf den Trend zum mobilen Bezahlen – gerade bei jungen Menschen. Unter den Kunden der Erste Bank und Sparkassen würden bereits 15 Prozent mit mobilen Geräten – also Smartphone oder Smartwatch – bezahlen. In der Altersgruppe zwischen 20 und 29 Jahren sind es gar 21 Prozent. Dabei wird diese Funktion im Schnitt 21-mal im Monat verwendet.

Vor allem aber geht die Erste Bank von einem rasanten Wachstum in diesem Bereich aus: Bis zum Jahr 2024 werde sich die Verbreitung von mobilem Bezahlen den Prognosen der Bank zufolge auf 30 Prozent verdoppeln – und da spielen Services wie Apple Pay und Google Pay natürlich eine wichtige Rolle.

Google ist entzückt

Bei Google zeigt man sich ob dieser Entwicklung erwartungsgemäß erfreut: "Wir freuen uns sehr, dass die Kund:innen der Erste Bank und Sparkassen ab sofort Google Pay einfach und sicher für die mobile Bezahlung via Smartphone nutzen können. Innovationen wie diese wünschen sich österreichische Konsument:innen heute mehr denn je – und sind auch ein sichtbares Zeichen für Österreich. Die heutige Ankündigung des Sparkassensektors ist auch ein Beitrag auf Österreichs Weg der Digitalisierung im Finanzbereich", formuliert es Christine Antlanger-Winter, Country Director von Google Austria.

Datenschutzfragen

Ein oft in Zusammenhang mit Google-Diensten aufgebrachter Punkt ist die Frage des Datenschutzes, zumal es um durchaus sensible Daten geht. Dazu kommt, dass Google – im Gegensatz zu Apple – von den Banken keine Kommissionen verlangt. Insofern ist die Vermutung, dass das Interesse bei den Daten liegt, naheliegend.

Google betont auf Nachfrage des STANDARD aber, dass das nicht der Fall ist. Zwar werden Transaktionsdaten gespeichert, aber nur für den Betrieb des Dienstes selbst sowie dafür, dass die Nutzer sie selbst online einsehen können. Diese Daten werden aber weder für die eigene Werbung genutzt noch weiterverkauft oder sonst irgendwie an Dritte weitergegeben.

Das eigene Interesse umschreibt Google mit der Formulierung "ganzheitliche mobile Nutzungserfahrung". Anders gesagt: Man geht davon aus, dass die User so etwas heutzutage erwarten, und um konkurrenzfähig zu sein, muss man auch einen Apple-Pay-Konkurrenten für Android haben. Und wer dann mal im Google-Universum ist, macht dem Unternehmen natürlich auf anderem Weg Geld – etwa über die Suchmaschine oder auch den Einkauf im Play Store und all den anderen Google-Diensten.

Virtuelle Kontonummer

Gleichzeitig verweist der Softwarehersteller auf einen generellen Privatsphärenvorteil solcher Bezahldienste: Bei der Nutzung von Google Pay bekommen die Händler lediglich einen Token – also eine Art virtuelle Kontonummer – und nicht die echten Kontoinformationen der Nutzer. Das ist auch als eine zusätzliche Sicherheitsebene zu verstehen, schützt es doch etwa vor dem Diebstahl von Karteninformationen durch einen betrügerischen Händler.

Welche Daten werden nun aber konkret an Google übertragen? Zunächst sind das natürlich die eigenen Kartendaten, werden diese doch mit dem Google-Konto verknüpft. Bei den einzelnen Transaktionen werden dann Informationen wie Betrag, Währung und Name des Händlers gespeichert – nicht aber, was gekauft wurde.

Vorgeschichte

Google Pay ist genau genommen bereits vor mehr als einem Jahr offiziell in Österreich gestartet. Das allerdings mit einer sehr kleinen Auswahl an unterstützten Banken, vor allem Onlinebanken wie N26 oder Citibank finden sich in der offiziellen Liste. Auf Nachfrage des STANDARD hatte unlängst die Bawag angekündigt, an der Unterstützung von Google Pay zu arbeiten, während andere Banken wie die Bank Austria vorerst lieber auf eigene Apps setzen wollen – und keinen Bedarf für die Unterstützung von Google Pay sehen.

Dass die in Bezug auf Google Pay so zurückhaltenden Banken allesamt sehr wohl Apple Pay unterstützen, liegt übrigens daran, dass sie keine andere Wahl haben. Beschränkt doch Apple den Zugriff auf den für das drahtlose Bezahlen notwendigen NFC-Chip auf die eigene App. Die Banken können also gar keine eigenen Alternativen für das iPhone anbieten. Bei Android geht das hingegen sehr wohl – was eben dazu führt, dass jeder lieber sein eigenes Süppchen kocht.

Wahlfreiheit

Warum die Erste Bank und Sparkassen hier einen anderen Weg gewählt haben, erklärt man recht simpel mit dem Begriff "Wahlfreiheit". Wer Google nicht vertraut, kann also weiterhin die George-App für mobiles Bezahlen verwenden. Mit Google Pay gibt es nun aber eine weitere Option, und zwar eine, die vor allem besser in das Android-System integriert ist und so etwa auch mit Smartwatches funktioniert. (Andreas Proschofsky, 14.12.2022)