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Immer mehr Kunden scheinen das Vertrauen in Kryptowährungen als Anlage zu verlieren. Den angeschlagenen Markt bekommt nun auch Platzhirsch Binance wieder zu spüren. In den letzten Stunden hat die Kryptobörse Abhebungen in der Höhe von 1,9 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Auszahlungen des Stablecoins USDC habe man kurzfristig auch ausgesetzt.

Daten des Blockchain-Analysten Nansen zeigen, dass die Abhebungen von Binance aufgrund der wachsenden Unsicherheit über den Reservenbericht der Kryptobörse zunehmen dürften. Über den Zeitraum einer Woche gesehen betrug der Abgang an Kundeneinlagen sogar 3,7 Milliarden Dollar. Aktuell weist Nansen für Binance einen Kryptobestand in der Höhe von 60,1 Milliarden Dollar aus. Das würde einem Rückgang von 8,1 Prozent innerhalb weniger Tage entsprechen, wie die "Wirtschaftswoche" berichtet.

Erst letzte Woche publizierte Binance einen Reservenbericht, wonach eine unabhängige Prüfung bestätigt habe, dass die Einlagen ausreichend gedeckt seien. Bei genauerer Betrachtung bleiben aber Fragen offen. So bezieht sich die Prüfung nur auf einen konkreten Tag und nicht auf einen Zeitraum. Zudem gebe es nach wie vor keinerlei Auskunft über die finanzielle Gesundheit von Binance, die das Unternehmen nur beteuert, aber noch nicht unter Beweis gestellt hat. Einen weiteren Bericht werde man jedoch nachliefern.

Binance nach außen gelassen

Grund zur Sorge sieht man ob der Milliardenabflüsse noch nicht. Die Abhebungen seien "business as usual", twitterte Binance-CEO Changpeng Zhao. "Wir haben heute einige Abhebungen gesehen (ungefähr netto 1,14 Milliarden Dollar). Wir haben das schon einmal gesehen." Tatsächlich gab es ähnliche Werte bereits Mitte Juni dieses Jahres. Gegenüber Bloomberg relativierte auch Nansen-Chef Alex Svavenik die Abflüsse in Relation zu den hohen Reserven von Binance.

In einem weiteren Tweet beschwichtigte Zhao, dass "FUD" die Glaubwürdigkeit von Börsen stärke, die diesen Stresstest bestehen. "FUD" ist eine häufig verwendete Abkürzung in der Kryptocommunity und steht für "Fear, Uncertainty and Doubt". Gemeint ist die Panikmache in Krisenzeiten wie diesen, etwa auch ausgelöst durch hohe Preisschwankungen.

Für kurzfristige Unruhe sorgte auch ein Auszahlungsstopp des Stablecoins USDC unter Berufung auf einen "Token-Swap". Dabei erfolgt ein Update eines Tokens mittels Tausch der Token auf eine neue Blockchain-Technologie. Die Auszahlungen seien mittlerweile aber wieder aufgenommen worden. (bbr, 14.12.2022)