"Das Zuhause ist keineswegs der einzige zivilisierte Ort in einer abenteuerlichen Welt, sondern der einzige unzivilisierte in einer Welt der Zwänge und Pflichten", wusste schon der britische Autor G. K. Chesterton im 19. Jahrhundert – und so mancher wird ihm heute noch beipflichten.

Daheim, in den eigenen vier Wänden, kann man meist ganz man selbst sein. Es ist jener Platz, an dem man es sich in der ältesten Jogginghose auf der Couch bequem macht, ohne Gefahr zu laufen, dass man die Kontrolle über sein Leben verloren hat. Man hat es häufig als sicheren Hafen erlebt, wenn einem die Welt da draußen gerade gestohlen bleiben konnte – und als Rückzugsort, der in Zeiten von Lockdowns und Homeoffice praktisch alternativlos war. Zu Hause ist dort, wo es im Idealfall eine zuverlässige Internetverbindung gibt, falls man Kontakt zur Außenwelt aufnehmen oder sich ein Stück von ihr in Form von Musik, Filmen und Co ins eigene Daheim holen möchte – und wo man das WLAN-Passwort kennt.

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Zuhause: Die Gadse vorm Kamin als Inbegriff eines Konzepts.
Foto: Getty Images/Michael Westhoff

Zuhause: Mehr als nur ein (W)ort

Das erste Zuhause, das man kennenlernt, ist für gewöhnlich das elterliche Haus oder die elterliche Wohnung, wo man in seiner Kernfamilie groß wird und wohin man im Laufe seines Lebens viele Male zurückkehrt. Zieht man, flügge geworden, schließlich von dort aus, ist es ein großer Schritt, das erste eigene Zuhause zu haben. Und wechselt man später im Leben seinen Wohnsitz, dauert es jedes Mal seine Zeit, bis man so richtig angekommen ist und sich die neue Wohnung auch vertraut und wie ein echtes Zuhause anfühlt.

Es ist für viele der Ort, den man auf Reisen zuweilen voll Heimweh vermisst und angesichts dessen man sich kaum vorstellen kann, wie furchtbar es sein muss, obdachlos zu sein und einen solchen entbehren zu müssen. Es ist ein sicherer Platz voll Wärme, Gemütlichkeit, Entspannung und Freude, an dem man seine Batterien wieder aufladen und alles so gestalten kann, wie es einem gefällt – sofern jene mitspielen, die es ebenfalls ihr Zuhause nennen.

Für nicht wenige Menschen ist das Zuhause jedoch nicht nur ein Ort, sondern ein Gefühl des ultimativen Wohlbefindens, das auch untrennbar mit anderen Personen oder Haustieren verbunden sein kann. "Hab' keine Heimat, ich hab' nur dich / Du bist Zuhause für immer und mich", singt Henning May von der deutschen Band AnnenMayKantereit als Liebeserklärung an seinen Vater. Und wer das Glück hat, seine vier Wände mit einer Katze zu teilen, wird vielleicht schon einmal gehört haben: "A home without a cat is just a house."

Generell drehen sich unzählige Sprüche und Zitate darum, wie viel das eigene Zuhause einem bedeuten kann und was dabei alles mitschwingt – von "There is no place like home" bis "My home is my castle". Man fordert einen Gast freundlich auf, sich wie zu Hause zu fühlen – und will damit sagen, er solle völlig zwanglos und entspannt agieren, als sei er daheim. Ob man damit allerdings wirklich meint, dass die Person den ganzen Tag ungeduscht vor dem Fernseher herumgammeln und hemmungslos den Kühlschrank plündern soll, sei dahingestellt.

Was bedeutet für Sie der Begriff Zuhause?

Welchen Ort nennen Sie so, und was braucht es dort für Sie unbedingt? Was macht ein richtiges Zuhause für Sie aus? Und gibt es eine Person, mit der Sie sich immer wie zu Hause fühlen, egal wo Sie sind? Teilen Sie Ihre Gedanken im Forum! (Daniela Herger, 19.12.2022)