Über den neuen Nachtzug von Wien nach Genua wurde an dieser Stelle schon berichtet. Hier noch einmal zu Erinnerung: Pünktlich zum Inkrafttreten des neuen Fahrplans am 11. Dezember startete der erste Nightjet von Wien nach Genua. Der Nachtzug verkehrt täglich und fährt vom Hauptbahnhof in Wien um 19.18 Uhr ab. Planankunft in Genova Piazza Principe ist um 9.38 Uhr, es geht aber auch noch weiter nach La Spezia. Zurück geht es um 19.50 Uhr ab Genua mit Planankunft um 8.52 Uhr in Wien.

Die Nightjet-Initiative, unter maßgeblicher Führung der ÖBB, sorgt damit einmal mehr für Furore unter Eisenbahnfans. Nightjet hat bereits Strecken zwischen Wien, München und Paris sowie zwischen Amsterdam und Zürich über Köln eingerichtet. In den nächsten Wochen wird Nightjet einen Zug von Zürich nach Rom über Mailand einführen. Bis 2024 wird Nightjet auch eine Schlafwagenverbindung zwischen Berlin, Paris und Brüssel sowie eine Verbindung zwischen Zürich und Barcelona auf die Schiene bringen.

Von Stuttgart nach Venedig

Stuttgart.
Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich

Neu ist auch, dass Stuttgart ans Nightjet-Netz angebunden wird: Künftig fährt der NJ 237 von Stuttgart über München nach Venedig. Stuttgart war früher ein wichtiger Knotenpunkt für europäische Nachtzüge, schreibt Eisenbahnexpertin Nicky Gardner im "Guardian": Vor 50 Jahren wurde die Stadt vom Orient Express angefahren. Die Stadt verschwand aus dem Nachtfahrplan, erlebt jetzt aber mit dem neuen Nightjet, der täglich um 20.29 Uhr abfährt, ein Comeback. Die Liste der Ziele wird ergänzt durch einen Nachtzug nach Rijeka über Weihnachten und Ostern und dann wieder von Mitte Mai bis Anfang Oktober 2023. Die Fahrt von Stuttgart nach Rijeka dauert knapp 15 Stunden und gipfelt in einer wunderschönen Fahrt durch das istrische Hügelland, bevor es steil hinunter zum Kvarner Golf geht, schwärmt Gardner.

Von Prag nach Basel

Seit Dezember gibt es auch einen neuen Nachtzug von Prag und Dresden nach Basel. Damit haben Reisende aus der tschechischen Hauptstadt die Wahl zwischen zwei völlig unterschiedlichen Nachtzugverbindungen nach Zürich – der traditionellen Verbindung über Linz, die mitten in der Nacht durch Liechtenstein führt, und der neuen Verbindung über Sachsen. Die neue Route nach Dresden und Prag führt über Paris nach Karlsruhe, wo der Nachtzug nach Prag um 23.07 Uhr abfährt. Die Ankunft in Dresden ist um 7.05 Uhr und in Prag um 9.38 Uhr.

Rom, Porto, Kopenhagen

Auch die belgisch-niederländische Genossenschaft European Sleeper hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Reisen mit dem Nachtzug wieder auf die Landkarte zu bringen. Die erste Verbindung wird Brüssel über Amsterdam und Berlin mit Prag sein. Außerdem plant European Sleeper in Zusammenarbeit mit der Sunweb Group die Einführung von Direktverbindungen zu Wintersport- und Sommerzielen, wie Euronews berichtet. Der Startschuss soll noch im Dezember dieses Jahres mit Schlafwagen in die französischen Alpen fallen, gefolgt von Schlafwagenzügen zu den Stränden Südfrankreichs im Sommer 2023. 2024 wiederum will das Pariser Start-up Midnight Trains seine Luxuszüge im Stil des Orient Express vom Pariser Bahnhof Gare du Nord nach Rom, Porto und Kopenhagen auf den Weg bringen.

Von Warschau nach Kaunas

Kaunas
Foto: Getty Images/iStockphoto/Borisb17

Im vergangenen Frühjahr wandten sich Verkehrsaktivisten an die europäischen Behörden, weil es zu einer Zeit, als Kaunas als europäische Kulturhauptstadt im Rampenlicht stand, keine grenzüberschreitenden Bahnverbindungen nach Litauen gab, berichtet der "Guardian". Die polnischen und litauischen Behörden reagierten auf diese Kritik, indem sie am 1. Juli 2022 einen zweimal wöchentlich verkehrenden Zug von Białystok nach Kaunas einführten. Jetzt wird diese Verbindung zu einem Intercity-Zug mit täglichen Abfahrten von Krakau und Warschau nach Litauen aufgewertet.

Der Zug verlässt Krakau um 4.01 Uhr morgens. Die Abfahrt in Warschau erfolgt um 7.35 Uhr, sodass man am späten Nachmittag in Kaunas und Vilnius ankommt. Eine Besonderheit des neuen Dienstes besteht darin, dass man in Mockava, einem kleinen Bahnhof in Litauen, vom polnischen in den litauischen Zug umsteigen muss. Das sollte, meint Nicky Gardner, allerdings kein Problem darstellen.

Von Interlaken nach Montreux

Schon seit über 100 Jahren verkehrt der Golden-Pass-Express zwischen Montreux am Genfer See und Interlaken im Berner Oberland – neu ist, dass man jetzt nicht mehr umsteigen muss.
Foto: David Bochud

Neuigkeiten gibt es auch aus dem Bahnland schlechthin: Seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember hat der Golden-Pass-Express seinen Dienst angetreten. Er verbindet die drei Schweizer Tourismusorte Montreux, Gstaad und Interlaken ohne Umsteigen miteinander. Die Betonung liegt auf "ohne Umsteigen", denn bisher mussten die Passagiere in Zweisimmen den Zug wechseln. Grund dafür ist die unterschiedliche Spurbreite der Waggons. Mittels eines eigens entwickelten Drehgestells ist das nun nicht mehr notwendig. Drei Stunden und 15 Minuten dauert die Fahrt durch die Schweizer Postkartenlandschaft nun. Vom 11. Dezember 2022 bis 10. Juni 2023 wird der Golden-Pass-Express einmal täglich in jede Richtung fahren. Ab 11. Juni 2023 wird das Angebot auf vier Hin- und Rückfahrten pro Tag erhöht. (max, 19.12.2022)