Bernard Arnault diniert regelmäßig mit Staatschef Emmanuel Macron.

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Er reitet, gibt Klavier-Recitals, spielt mit Roger Federer Tennis – und verdient daneben noch ein wenig Geld. Bernard Arnault, Gründer und Besitzer des Luxusgüterkonzerns LVMH, ist der reichste Mann der Welt, wie nach dem US-Magazin Forbes auch die Agentur Bloomberg errechnet hat. Ihr zufolge beträgt Arnaults Vermögen 188,6 Milliarden Dollar. Oder mehr, werden doch nur zugängliche Informationen wie Aktien oder Kunstobjekte berücksichtigt.

Arnault schlägt den Südafrikaner Elon Musk, der noch mit 163,6 Milliarden Dollar gehandelt wird: Er hat durch Kurssturz der Tesla-Aktien und den umstrittenen Kauf von Twitter über 100 Milliarden verloren.

Anders Arnault: Sein LVMH-Imperium aus 75 Marken wie Louis Vuitton, Dior und neuerdings auch Tiffany oder Birkenstock floriert schamlos in einer düsteren Konjunktur: Es steigerte seinen Umsatz seit Jahresbeginn um 28 Prozent auf 56 Milliarden Euro. Arnaults Konzern, an dem er 60 Prozent der Anteile kontrolliert, ist damit das Flaggschiff der Pariser Luxusbranche. Unter dem Kürzel KOHL (Kering, L’Oréal, Hermès, LVMH) macht sie sich einen Namen wie das amerikanische Tech-Quartett GAFA (Google, Apple, Facebook, Amazon). Dank LVMH wies die Pariser Börse unlängst eine höhere Kapitalisierung auf als die Londoner, die unter der Krise der britischen Wirtschaft leidet.

Der richtige Instinkt

Arnault kennt keine Krise. Aus einer begüterten Familie in Nordfrankreich stammend, beweist er seit Jahrzehnten einen Instinkt für Mode, Parfums, Uhren oder Champagner. Misserfolge erlebte er nur mit wenigen Übernahme-Coups wie Gucci, die nach bitterer Börsenschlacht an Arnaults kleineren Erzrivalen François Pinault ging.

Früher als Finanzhai verschrien, der ganze Belegschaften entließ und ins steuergünstigere Belgien auswandern wollte, hat er sich im Alter von 73 Jahren gemäßigt. LVMH zahlt seinen 200.000 Angestellten vergleichsweise gute Löhne und liefert dem französischen Fiskus Milliarden ab. Dafür hat Arnault, der auch führende Pariser Zeitungen wie Les Échos oder Le Parisien besitzt, einen direkten Draht zu Staatschef Emmanuel Macron. Gemeinsam mit ihren Gemahlinnen dinieren sie regelmäßig.

Viel Zeit widmet Arnault seiner pompösen Louis-Vuitton-Stiftung im Pariser Stadtwald. Seinen Brotjob bei LVMH vernachlässigt er mitnichten: Der sportliche 73-Jährige hat kürzlich das firmeninterne Rentenalter seines Chefpostens um fünf auf 80 Jahre erhöht. (Stefan Brändle, 14.12.2022)